Energydrink Prime: Die Skandaldose der Skandalnudel

Skandale sind sein Geschäft: Influencer Logan Paul bei einer Promo-Aktion für Prime. Foto: imago imagesdata-portal-copyright=

Knallige Farbe, viel Koffein und ein großer Hype: Der neue Energydrink Prime ruft in Amerika die Politik auf den Plan. Hinter dem Getränk steht ein berüchtigter Influencer. Alles nur Marketing also?

Kontroversen sind für Logan Paul nichts Neues. Seit Jahren verfolgen den ehemaligen YouTube-Star negative Schlagzeilen und Skandale. Ende 2017 filmte er sich in Japan neben dem Körper eines Mannes, der Selbstmord begangen hatte. Er veröffentliche ein NFT-basiertes Computerspiel, das so schlecht entwickelt war, das sogar Krypto-Investoren ihr Geld zurückverlangten. Paul sagte zu – und zahlte bis heute nicht. Zuletzt erregte er Aufmerksamkeit, als eine Tierschutzorganisation sein Hausschwein Pearl verlassen auf einem Feld fand. Das Tier habe „Glück, noch am Leben zu sein“, teilten die Retter mit.

Für Paul wiederum haben sich die Kontroversen ausgezahlt. Seine Bekanntheit brache ihm einen Vertrag mit der Wrestling-Organisation WWE. Sein Vermögen wird auf 245 Millionen Dollar geschätzt.

Eine seiner Einnahmequellen: Der Energydrink Prime. Paul und der britische YouTube-Star KRI brachten die knallige Dose im vergangenen Jahr auf den Markt – und lösten einen regelrechten Hype aus. In den USA war die Brause innerhalb von Stunden ausverkauft, im Vereinigten Königreich bildeten sich Schlangen vor Supermärkten. Insbesondere für Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren ist Prime mehr als ein Drink. Die Dose ist ein Statussymbol.

Und da liegt das Problem.

Prime Energy Drink hat extrem hohen Koffeingehalt

Denn Prime ist stark. Zu stark für Jugendliche, glauben Politiker. 200 Milligramm Koffein beinhaltet eine Dose – sechs Mal so viel wie eine Cola Light, fast doppelt so viel wie ein Red Bull. Für Erwachsene kein Problem. Für sie liegt der ärztlich empfohlene Höchstwert an täglichem Koffeinkonsum bei rund 400 Milligramm. Doch für Kinder und Jugendliche sieht das anders aus. Unter-12-Jährige sollten demnach überhaupt kein Koffein zu sich nehmen, Unter-18-Jährige maximal 100 Milligramm am Tag – also eine halbe Dose Prime.

Mit der Realität hat diese Vorgabe allerdings nicht viel zu tun. „Diese Produkte sind gefährlich, wenn man noch keine Toleranz für Koffein entwickelt hat und ein Kind beschließt, zwei bis drei davon auf einmal zu trinken“, sagte Jennifer Harris, leitende Forschungsberaterin am Rudd Center for Food Policy and Obesity an der Universität von Connecticut zur „Washington Post“.

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Fairerweise: Prime weist auf seinen Koffeingehalt hin, auch wenn dies von der US-Lebensmittelaufsicht FDA nicht vorgeschrieben ist. Auf den Dosen des Energydrinks steht zudem ein Hinweis, dass das Produkt nicht für Kinder unter 18 Jahren, schwangere oder stillende Frauen oder Personen, die empfindlich auf Koffein reagieren, empfohlen wird. Allerdings passt die Aufmachung der Dose kaum zu dieser Warnung. Knallige Farben, große Buchstaben – die Verpackung von Prime scheint bewusst jugendliche Kunden ansprechen zu wollen.

Kind erlitt Herzstillstand nach dem Trinken von Prime

Das sieht auch Chuck Schumer so. „Eines der heißesten Statussymbole des Sommers für Kinder ist weder ein Outfit noch ein Spielzeug – es ist ein Getränk“, so der Senator aus New York. „Doch Käufer und Eltern sollten sich in Acht nehmen, denn es stellt ein ernsthaftes Gesundheitsrisiko für die Kinder dar, auf die es so fieberhaft abzielt.“ Er forderte eine Untersuchung der FDA.

Schumer ist nicht allein. Mediziner in den USA, Großbritannien und Australien warnen Eltern vor dem Energydrink. Einige Schulen haben ihn bereits auf ihrem Gelände verboten. Ein Kind in Wales erlitt Berichten zufolge kurz nach dem Trinken einer Dose Prime einen Herzstillstand. Ob ein Zusammenhang besteht, ist unklar.

Doch Solche Meldungen erhöhen die Angst vor der Brause. In Kanada etwa, wo Prime offiziell noch gar nicht verkauft wird, es aber dennoch in einigen Geschäften zu bekommen ist, arbeiten die Behörden derzeit an einem offiziellen Rückruf des Getränks. Der Koffeingehalt überschreite die gesetzliche Grenze, heißt es.

Dem Hype um Prime dürften solche Aktionen nicht schaden. Im Gegenteil. Dass Kontroversen ein erfolgreicher Marketingmechanismus sind, hat Paul in seiner Karriere schon mehrfach bewiesen. Die Aufregung um seinen Energydrink dürfte aufs gleiche Konto einzahlen. „Diese Dose ist zu gefährlich für Dich“ ist vermutlich keine Botschaft, die das pubertierende Zielpublikum von der Brause abschrecken wird. Denn mit der Sorge der Erwachsenen wächst auch das Statuspotenzial von Prime. Ein Skandal kann sich eben auch auszahlen.

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