Bundesbank-Präsident Nagel warnt vor vorschnellen Zinssenkungen

bundesbank-präsident nagel warnt vor vorschnellen zinssenkungen

ARCHIV: Joachim Nagel, Präsident der Deutschen Bundesbank, spricht während der Jahrespressekonferenz der Bank am 1. März 2023 in Frankfurt zu den Medien. REUTERS/Kai Pfaffenbach

Frankfurt (Reuters) – Bundesbank-Präsident Joachim Nagel warnt davor, zu schnell die Zinsen im Euroraum wieder zu senken.

Die Inflation sei in den vergangenen Monaten zwar deutlich zurückgegangen, doch es sei keine ausgemachte Sache, dass sich dieser Rückgang fortsetzen werde, sagte Nagel am Dienstag auf einer Veranstaltung der zypriotischen Notenbank in Nikosia laut Redetext. Die Teuerungsrate liege zudem immer noch ein erhebliches Stück vom EZB-Ziel von zwei Prozent entfernt. “Und wir erwarten für die nahe Zukunft einen holprigen Weg mit einem Auf und Ab der Inflation”, merkte er an.

Im Oktober war die Teuerungsrate im Euroraum auf 2,9 Prozent gesunken. Noch im Herbst 2022 hatte sie zeitweise bei über zehn Prozent gelegen. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat sich mit einer Serie von zehn Zinserhöhungen gegen den Teuerungsschub gestemmt. Der am Finanzmarkt maßgebliche Einlagensatz, den Geldhäuser für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, liegt inzwischen bei 4,00 Prozent – das höchste Niveau seit dem Start der Währungsunion 1999.

“Natürlich könnte es sein, dass wir bei einer Verschlechterung der Inflationsaussichten die Zinsen wieder anheben müssen”, sagte Nagel. “Der umgekehrte Fall – eine viel schnellere Rückkehr der Inflation auf zwei Prozent – scheint mir jedoch sehr viel unwahrscheinlicher.” Daher sei es verfrüht, die Zinssätze bald zu senken oder über solche Schritte zu spekulieren. Schließlich seien nicht nur die Höhe der Zinssätze ausschlaggebend für den Kurs der Währungshüter, sondern auch die Erwartungen hinsichtlich der künftigen Zinsentwicklung.

Nach Ansicht von Nagel könnte es der Wirtschaft mehr schaden, wenn die Geldpolitik zu früh gelockert wird und die Euro-Notenbank dann wieder und noch stärker straffen muss. Einige argumentierten, dass niedrigere Zinssätze es ermöglichen würden, das Wirtschaftswachstum zu steigern, ohne die Preisstabilität zu gefährden. “Aber diese Argumentation überzeugt mich nicht,” merkte er an. Aus seiner Sicht hat die EZB ihren Straffungskurs auch nicht überzogen: “Was die Transmission betrifft, so sehe ich keine zu starke Straffung”.

(Bericht von Frank Siebelt, redigiert von Ralf Banser; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter [email protected] (für Politik und Konjunktur) oder [email protected] (für Unternehmen und Märkte).)

News Related

OTHER NEWS

Deutschland im Wettbewerb: Subventionen schaden dem Standort

Bundeskanzler Olaf Scholz am 15. November 2023 im Bundestag Als Amerikas Präsident Donald Trump im Jahr 2017 mit Handelsschranken und Subventionen den Wirtschaftskrieg gegen China begann, schrien die Europäer auf ... Read more »

«Godfather of British Blues»: John Mayall wird 90

John Mayall hat Musikgeschichte geschrieben. Man nennt ihn den «Godfather of British Blues». Seit den 1960er Jahren hat John Mayall den Blues geprägt wie nur wenige andere britische Musiker. In ... Read more »

Bund und Bahn: Einigung auf günstigeres Deutschlandticket für Studenten

Mit dem vergünstigten Deutschlandticket will Bundesverkehrsminister Wissing eine junge Kundengruppe dauerhaft an den ÖPNV binden. Bei der Fahrkarte für den Nah- und Regionalverkehr vereinbaren Bund und Länder eine Lösung für ... Read more »

Die Ukraine soll der Nato beitreten - nach dem Krieg

Die Ukraine soll nach dem Krieg Nato-Mitglied werden. Die Ukraine wird – Reformen vorausgesetzt – nach dem Krieg Mitglied der Nato werden. Das hat der Generalsekretär des Militärbündnisses, Jens Stoltenberg, ... Read more »

Präsidentin droht Anklage wegen Tod von Demonstranten

Lima. In Peru wurde eine staatsrechtlichen Beschwerde gegen Präsidentin Dina Boluarte eingeleitet. Sie wird für den Tod von mehreren regierungskritischen Demonstranten verantwortlich gemacht. Was der Politikerin jetzt droht. Perus Präsidentin ... Read more »

Novartis will nach Sandoz-Abspaltung stärker wachsen

ARCHIV: Das Logo des Schweizer Arzneimittelherstellers Novartis im Werk des Unternehmens in der Nordschweizer Stadt Stein, Schweiz, 23. Oktober 2017. REUTERS/Arnd Wiegmann Zürich (Reuters) – Der Schweizer Pharmakonzern Novartis will ... Read more »

Randy Newman zum 80.: Musik als Minderheitenschutz

Randy Newman zuhaus in Pacific Palisades, 2017 Randy Newman war anfangs schwer vermittelbar. Zwar wurde er mit dem sprichwörtlichen silver spoon im Mund in Los Angeles geboren – Vater Internist, ... Read more »
Top List in the World