Platinpreis unter Druck: Darum leidet der Markt für das Edelmetall unter einem Angebotsdefizit

• Nachfrage nach Platin im Gesamtjahr 2023 höher erwartet

• Dennoch vorherrschendes Angebotsdefizit

• Platinpreis spiegelt hohen Bedarf nicht wider

Nachfrage nach Platin 2023 höher

Das World Platinum Investment Council ist ein Zusammenschluss der weltweit führenden Platinproduzenten und hat sich auf die Fahne geschrieben, die Nachfrage nach dem Edelmetall und entsprechende Investitionen voranzutreiben. Im Rahmen des nun 37. Platin-Quartalsberichts, den der Rat am 21. November 2023 veröffentlichte, wurden die Nachfrage und das Angebot nach Platin genau unter die Lupe genommen.

Wie aus dem Bericht hervorgeht, dürfte die Nachfrage nach Platin im Gesamtjahr 2023 gegenüber dem Vorjahr um 26 Prozent auf 8,15 Milliarden Unzen steigen. Hier steche besonders die Nachfrage aus der Automobilindustrie hervor, die in diesem Jahr um 14 Prozent auf 3,262 Milliarden Unzen zulegen soll. 2024 wird außerdem ein Zuwachs um weitere zwei Prozent erwartet. Ebenfalls als Treiber für die Nachfrage nach Platin gilt der Analyse zufolge die Industrie: Hier schlägt 2023 wohl ein Plus von ebenfalls 14 Prozent auf 2,652 Milliarden Unzen zu Buche, was das stärkste Wachstum seit Beginn der Berichtserstellung sei. Verantwortlich dafür soll vor allem der Produktionsausbau in den Bereichen Glas und Chemie sein. Für 2024 rechnen die Experten hingegen mit einem Rückgang um 11 Prozent. Im Schmucksektor dürfte die Platinnachfrage 2023 hingegen um drei Prozent nachlassen, bevor es 2024 drei Prozent aufwärts gehen soll.

Platinangebot rückläufig

Dem starken Nachfragewachstum steht jedoch ein schmales Angebot entgegen, wie der Bericht zeigt. So dürfte das Angebot an Platin 2023 um drei Prozent auf 7,079 Milliarden Unzen abnehmen, womit die Nachfrage nach dem Edelmetall bei weitem nicht gedeckt werden kann. Während der Abbau in Zimbabwe, Nordamerika und Russland in diesem Jahr höhere Erträge liefern dürfte, wird in Südafrika ein gleichbleibendes Niveau erwartet. 2024 dürften jedoch vor allem aus nordamerikanischen Platinminen größere Mengen geliefert werden, während Russlands Angebot nachlässt. Der Studie zufolge ist sowohl das Angebot an gefördertem als auch recyceltem Material begrenzt, sodass unter dem langfristigen Produktionsniveau abgebaut wird.

Damit dürfte sowohl 2023 als auch 2024 ein Angebotsdefizit vorherrschen: In diesem Jahr sollen 1,071 Milliarden Unzen Platin fehlen, im kommenden Jahr dann nur noch 353 Millionen Unzen. Dementsprechend soll das Platinangebot 2024 um drei Prozent auf 7,310 Milliarden Unzen steigen.

Platinpreis trotz Versorgungsengpass niedriger

Trotz des vorherrschenden Angebotsdefizits identifizierten die Experten des World Platinum Investment Council einen deutlichen Preisrückgang bei Platin. Gegenüber “MarketWatch” erklärte Forschungsdirektor Edward Sterck, dass der Preisschwund vor allem auf das “globale makroökonomische Umfeld” zurückzuführen sei. Aufgrund der hohen Inflationsraten reagierten die Notenbanken weltweit mit Zinserhöhungen, die Anleger eher in ertragsstarke Vermögenswerte treiben als in Edelmetalle, die nicht mit starken Renditen glänzen können.

Darüber hinaus geht der Experte davon aus, dass die Autobranche, die den Berechnungen des Rats zufolge in diesem Jahr die größte Nachfrage generieren soll, zwischen 2021 und 2022 bereits Vorratshaltung in hohem Maß betrieben hat. Besonders während der Corona-Pandemie und der sich dadurch weiter zugespitzten Halbleiterkrise wurden deutlich weniger Fahrzeuge hergestellt als im Rahmen der Produktionskapazitäten möglich gewesen wäre. Somit dürften die großen Autohersteller noch auf großen Platin-Lagerbeständen sitzen. Dass nun genau diese Platinkäufe fehlen, habe dem Markt für das grau-weißliche Metall etwas den Wind aus den Segeln genommen.

Energiewende bringt Chancen für Platin mit sich

Dennoch dürfte es für den Platinpreis nach Sterck künftig wieder aufwärts gehen. Nicht nur geht der Analyst davon aus, dass die Überbestände der Fahrzeughersteller demnächst aufgebraucht sein müssten. Sobald die Währungshüter der Fed, EZB & Co. die Inflation ausreichend gezähmt haben, dürften die Länder der durch hohe Zinsen ins Straucheln geratenen Wirtschaft mithilfe von verschiedenen Konjunkturpaketen wieder auf die Beine helfen, so der Forschungsleiter des Rats. Hiervon erhofft sich das World Platinum Investment Council vor allem Unterstützung für die Erzeugung erneuerbarer Energien und Wasserstoff – was dem Platinpreis zugutekäme. Nicht nur dürfte Platin nämlich bei Steuerungseinheiten für neue Kraftwerke eingesetzt werden, auch wird das Edelmetall für Brennstoffzellen und die Wasserstoffelektrolyse benötigt.

“Wer jetzt in Platin investiert, investiert in das Defizit des Platinmarktes, das sich aus einem starken Nachfragewachstum ergibt, das vor einem schwachen Wirtschaftswachstum und einem begrenzten Minenangebot geschützt ist, und gleichzeitig von der Schlüsselrolle des Platins bei der wasserstoffgestützten Energiewende profitieren will”, heißt es im Bericht des Instituts. Dennoch bringe Sterck durchaus Verständnis für “frustrierte” Anleger mit, die das Angebotsdefizit des Edelmetalls nicht im derzeitigen Platinpreis wiederfinden. Trotzdem lobte er den Rohstoff aufgrund seines Schutzes “vor erheblichen Abwärtsrisiken”.Redaktion finanzen.net

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