„Auch HIV-Patienten, die optimal behandelt sind, haben eine geringere Lebenserwartung“

Düsseldorf . Auch vier Jahrzehnte nach seiner Entdeckung ist das HI-Virus in der Welt. Einen Impfstoff gibt es bis heute nicht. Was die Krankheit Aids heute für die Betroffenen bedeutet – und warum neue Technologien Hoffnung machen.

„auch hiv-patienten, die optimal behandelt sind, haben eine geringere lebenserwartung“

Diese rote Schleife gilt weltweit als Symbol der Solidarität mit HIV-Positiven und Aids-Kranken.

Vor 40 Jahren, im Jahr 1983, entdeckte die französische Virologin Francoise Barre-Sinoussi in ihrem Labor am Pariser Institut Pasteur das Human Immunodeficiency Virus, kurz HIV, als Erreger der Immunschwächekrankheit Aids. Damals bedeutete die Diagnose das Todesurteil für die Betroffenen. Diesen Schrecken hat das Virus inzwischen verloren. Dank intensiver Forschung und Entwicklung gilt Aids heute als gut behandelbar. Entsprechend sinkt die Zahl der Todesfälle in Deutschland seit Jahren kontinuierlich, im Jahr 2021 starben laut dem Statistischen Bundesamt deutschlandweit 218 Personen aufgrund von Aids.

Und dennoch gilt Aids mit mehr als 37 Millionen Todesopfern weltweit (Stand 2022, Quelle: Joint United Nations Programme on HIV/AIDS) bis heute als eine der zerstörerischsten Epidemien in der Geschichte der Menschheit. Heilbar ist die Krankheit bisher nicht. Der Virologe Ulf Dittmer leitet gemeinsam mit Mediziner Oliver Witzke das Westdeutsche Zentrum für Infektiologie in Essen. Es ist eines der größten in Deutschland, das auch HIV-Patientinnen und -Patienten behandelt. Dittmer sagt: „Seinen Schrecken, dass die Diagnose ein Todesurteil ist, hat die Krankheit verloren. Aids ist heute eher eine lebenslange chronische Erkrankung.“ Rund 20 Medikamente stünden für die Therapie zur Verfügung. „Aber“, und dies betont der Virologe deutlich: „Man muss klar sagen: Auch HIV-Patienten, die optimal behandelt und eigentlich sehr gut eingestellt sind, haben im Durchschnitt eine geringere Lebenserwartung.“ Denn viele Aids-Patienten litten an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. „Dies kann zu einer um einige Jahre früheren Alterung als bei Menschen ohne HIV führen“, so der Virologe.

Schlagzeilen machten zuletzt Berichte über die ersten geheilten Aids-Patienten. Besiegt ist die Krankheit damit noch lange nicht. „Diese weltweit sechs Menschen, waren allesamt absolute Sonderfälle“, erklärt Dittmer. „Alle haben eine Knochenmarktransplantation von einem der sehr seltenen Spendern erhalten, die sich nicht mit dem HIV-Virus infizieren können.“ In Europa treffe das auf etwa 1,5 Prozent der Menschen zu. „Dadurch konnten sie geheilt werden, aber eben nur weil sie das Pech hatten, zusätzlich zur ihrer HIV-infektion noch Blutkrebs zu haben. Deswegen wurde die Knochenmarktransplantation durchgeführt“, so Dittmer. Bei einem normalen Aids-Patienten würde man einen solchen schweren Eingriff niemals vornehmen, betont er.

Trotz aller medizinischer Fortschritte hat die Wissenschaft eines bisher in vier Jahrzehnten nicht geschafft: einen Impfstoff gegen das extrem wandelbare Virus zu entwickeln. Da das HI-Virus aber wie das Coronavirus zu den mRNA-Viren gehört, könnten neue mRNA-Impfstoffe die Suche möglicherweise beschleunigen. Dittmer dazu: „Derzeit werden HIV mRNA-Impfstoffe entwickelt und getestet. Die Hoffnung ist, dass diese neue Impfstofftechnologie einen Durchbruch auch für die HIV-Impfung bringen könnte.“

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