SRF-Journalist macht unerlaubt Werbung

Der Tiktok-Host von «SRF Virus» hat für eine Kampagne eines koffeinhaltigen Energydrinks Werbung gemacht. Damit hat Flavio Stucki gegen die SRF-Richtlinien verstossen.

Schlürfgeräusche erklingen aus dem Off, als der junge Mann auf der Höhe des Sechseläutenplatzes die Dose an die Lippen setzt. Zuvor hat Thomas – wie er sich selbst nennt – Auskunft über den Inhalt der Getränkedose gegeben: Er habe gehört, das Getränk enthalte «sehr viel Koffein» und es sei vor dem Gym «recht gut». «Voll, voll», pflichtet ihm die junge Moderatorin bei, während sie «Thomas» eine Dose des Energydrinks zum Probieren reicht.

Der Energydrink, der im Video mit «Thomas» und weiteren Passantinnen und Passanten beworben wird, ist in der Migros erhältlich. Werbung dafür macht aber nicht der Grossverteiler selbst, sondern der Schweizer Vertriebspartner des Energydrinks, die Trivanova GmbH. Der «nationale Marktführer im Vertrieb unabhängiger Getränkemarken» – wie sich die Trivanova selbst nennt – will auf Tiktok die 18- bis 34-Jährigen erreichen. Das scheint gelungen zu sein: Gemäss den Angaben von Tiktok wurde das Video mit «Thomas» bisher 170’000 Nutzerinnen und Nutzern ausgespielt.

Gegen Verbot von SRF verstossen

Das Problem dabei: «Thomas» heisst eigentlich anders – nämlich Flavio Stucki – und er ist Journalist beim Schweizer Radio und Fernsehen. Die publizistischen Leitlinien verbieten es den SRF-Mitarbeitenden, dass sie Werbung machen.

Dieses Verbot gilt auch für Stucki. Der junge Mann mit dem Schnäuzer und der Vokuhila-Frisur erstellt fürs SRF bereits seit einiger Zeit Tiktok-Videos, in denen er selbst auftritt. Stucki ist also eines der SRF-Aushängeschilder – auf dem heute wichtigsten Kanal für die junge Generation. Die Jungen erreicht Stucki mit seinen SRF-Videos wiederholt: Hunderttausende haben auf Tiktok Stuckis Strassenumfragen angeschaut, in denen er Passantinnen und Passanten fragt, ob sie ab und zu auch H2O trinken – oder was gegen Herzschmerz hilft.

srf-journalist macht unerlaubt werbung

Weiss Bescheid – über den Inhalt der Dose, die er gleich schlürfen wird. Aber offenbar nicht über die Richtlinien von SRF: Der Journalist und Tiktok-Host Flavio Stucki.

Mit dem Format Strassenumfrage ist Stucki also vertraut. Und eigentlich müsste ihm klar sein, dass er als SRF-Journalist keine Werbung machen darf. So sieht das auch das SRF: «Leider» habe Flavio Stucki die «spontane Situation», in welcher der Werbeclip entstanden sei, «falsch eingeschätzt» und er sei «Teil eines Werbe-Reels geworden», schreibt die Medienstelle von SRF auf Anfrage. Diese Version stützt die Trivanova GmbH: Flavio Stucki sei «zufällig» am Team des Getränkevertriebs vorbeigekommen und habe am «Geschmackstest» teilgenommen.

Das ändert aber nichts daran, dass Stucki mit seinem Auftritt im Werbeclip gegen die Richtlinien von SRF verstossen hat. Der Service-public-Anbieter habe den Fall mit seinem Journalisten besprochen; Stucki sei sich «seines Fehlers bewusst», schreibt SRF auf Anfrage. Zudem habe Stucki die Löschung des entsprechenden Videos beantragt. Bei Redaktionsschluss war das Video Flavio Stucki alias «Thomas» aber immer noch in der Werbebibliothek von Tiktok abrufbar.

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