SVP-Giezendanner will Gotthard künftig notfalls vierspurig befahren lassen
Nach der heftigen Gerölllawine im Bündner Misox-Tal dürfte die A13 über den San Bernardino monatelang gesperrt bleiben. Für SVP-Nationalrat und Transportunternehmer Benjamin Giezendanner ein Weckruf: Er möchte den Gotthardpass künftig in Notsituationen auch vierspurig befahren lassen.
Im Graubünden und im Wallis haben heftige Regenfälle an mehreren Orten Überschwemmungen und Gerölllawinen ausgelöst. Besonders betroffen ist das Bündner Misox-Tal – zahlreiche Häuser wurden beschädigt oder zerstört. Mehrere Dutzend Personen mussten evakuiert werden, eine Person wurde tot geborgen, zwei weitere werden noch immer vermisst.
Daneben haben die Unwetter rund 200 Meter der A13 zerstört: Die Nationalstrasse über den San Bernardino wird wohl monatelang gesperrt bleiben. Auch die Kantonsstrasse im Tal ist derzeit gesperrt. Sie dürfte demnächst wieder befahrbar sein – wie lange die Sperrung der A13 anhält, ist aber noch unklar. Gemäss dem Bundesamt für Strassen (Astra) sollen die Reparaturarbeiten bereits Anfang Woche beginnen.
«Alternativrouten können Aufkommen schlucken»
Mitte-Nationalrat Martin Candinas weiss um die Bedeutung der San-Bernardino-Route und drückt der leidtragenden Bevölkerung seine Anteilnahme aus. «Der ganze Kanton Graubünden ist schwerstens betroffen.» Ziel müsse es sein, möglichst schnell zu einer Normalität zurückzukehren – vor allem für die Bevölkerung im Tal, aber auch für den Transitverkehr.
Der Bündner Mitte-Nationalrat Martin Candinas spricht den Betroffenen seine Anteilnahme aus. Er weiss auch um die Bedeutung der San-Bernardino-Route für den Transitverkehr in der Schweiz – einen Versorgungsengpass befürchtet er hingegen nicht.
Der Verkehrspolitiker ist überzeugt, dass die Behörden der Aufgabe gewachsen seien – einen Versorgungsengpass befürchtet der Bündner nicht: «Der Güterverkehr muss ausweichen und Priorität haben.»
Dabei spricht Candinas in erster Linie vom Gotthard und in beschränktem Ausmass vom Lukmanier und den Alpentransversalen im umliegenden Ausland. Auch SVP-Nationalrat Benjamin Giezendanner teilt diese Ansicht: «Vorerst dürften die Alternativrouten in der Lage sein, das Aufkommen zu schlucken.»
SVP-Giezendanner will Gotthard ab 2033 punktuell auch vierspurig befahren
Mit Blick auf den Personenverkehr seien alle Verkehrsteilnehmenden gefordert, erklärt Candinas: «Wir ziehen alle am selben Strick.» Er appelliert an die Bevölkerung, den nicht-essentiellen Durchgangsverkehr, der normalerweise auf der San-Bernardino-Route erfolgt, möglichst kleinzuhalten. «Gerade für den Personenverkehr ist der ÖV die beste Lösung und in dieser Situation die optimale Ausweichmöglichkeit!»
SVP-Nationalrat und Transportunternehmer Benjamin Giezendanner sieht die Sperrung der San-Bernardino-Route als Weckruf: Nach dem Bau der zweiten Röhre des Gotthard-Strassentunnels müsse man über die partielle Befahrung der Strasse auf vier Spuren sprechen.
Auch Giezendanner sieht mögliche Engpässe vorwiegend im Bereich des Personenverkehrs: «Insbesondere dann, wenn die Sperrung bis im August anhält», mahnt er. «Dann wird nämlich die deutsche Rheintalstrecke vollständig gesperrt sein, was ohnehin schon zu grossem Ausweichverkehr innerhalb des Schweizer Bahnnetzes führen wird.»
«In solchen Notsituationen muss es möglich werden, den Gotthard wenigstens partiell vierspurig befahren zu lassen.»
Der Aargauer betont, dass das Verkehrsnetz in der Schweiz grundsätzlich «am Limit» sei – «wir müssen ausbauen!» Er ist überzeugt, dass in Krisensituationen mehr Handlungsspielraum bestehen müsse. «Ich sage das ungern, aber in solchen Notsituationen muss es möglich werden, den Gotthard wenigstens partiell vierspurig befahren zu lassen.»
Dies sollte mit dem Bau der zweiten Röhre und dem Abschluss der Instandsetzung der ersten Röhre wenigstens theoretisch möglich sein: Ab 2033 stehen beide Tunnel zur Verfügung – mit je zwei Spuren. Aufgrund des Volksentscheides zur Alpeninitiative bräuchte es hierfür aber eine Verfassungsänderung.
«Kein absoluter Schutz vor Naturereignissen»
Grünen-Nationalrätin Marionna Schlatter ruft wiederum zu mehr Massnahmen im Bereich des Klimaschutzes auf: «Fest steht, dass solche Umweltereignisse mit der Klimaerwärmung zunehmen werden.» Entsprechend sei es wichtig, heute in den Klimaschutz zu investieren, erklärt die Zürcherin. «Klimaschutz heute bedeutet weniger Umweltkatastrophen morgen.»
In Hinblick auf den Schutz vor solchen Naturereignissen betont Candinas, dass Bund und Kantone bereits heute zahlreiche bauliche Massnahmen ergriffen hätten. «Die Ereignisse vom Wochenende zeigen aber, dass es keine absolute Sicherheit gibt», sagt er. «Angst ist kein guter Ratgeber – entsprechend sollte man zunächst die Ruhe bewahren und die Sache genau analysieren.»