«Das ist nur ein Vorgeschmack» – Mega-Abbau bei SRF steht erst bevor
Bis Ende 2024 will SRF 70 Vollzeitstellen streichen. Politiker und Politikerinnen von links bis rechts sind sich einig: Es handle sich wohl um einen ersten Schritt – der grosse Kahlschlag stehe noch bevor.
Es ist ein Knall am Leutschenbach in Zürich – bis Ende 2024 will SRF 70 Vollzeitstellen streichen, um Doppelspurigkeit zu verringern. Die Sparmassnahmen finden im Rahmen des strategischen Unternehmensprojektes «SRF 4.0» statt, welches den digitalen Wandel vorantreiben und den Stellen- und Finanzrahmen stabilisieren soll.
SRF und seine Gebührenfinanzierung sind seit geraumer Zeit ein politischer Zankapfel mit Sprengkraft. Der neuste Entscheid sorgt in Bundesbern für heftige Diskussionen. Einig sind sich alle Seiten darüber, dass es sich wohl lediglich um einen ersten Schritt handle.
Keine Reaktion auf politische Debatte?
SVP-Nationalrätin Sandra Sollberger nimmt den Entscheid wohlwollend zur Kenntnis – als Unternehmerin begrüsse sie es, wenn SRF sparsamer mit Gebührengeldern umgehe. Die Tatsache, dass aufgrund von Doppelspurigkeit gleich 70 Vollzeitstellen gestrichen werden können, mache sie stutzig: «Das entsteht ja nicht über Nacht, sondern stockt sich langsam auf.» Sollberger glaubt, dass die Verantwortlichen hier wohl aufgrund der grosszügig verfügbaren Einnahmen nie richtig hingeschaut hätten.
Bereits letzte Woche hatte Medienminister Albert Rösti angekündigt, dass der SRG die Gelder gekürzt werden. Die Serafe-Gebühr soll auf 300 Franken gesenkt werden – für SRF bedeutet dies eine Budgetkürzung um 150 bis 200 Millionen Franken. Daneben verlangt die «Halbierungsinitiative» sogar, dass die Gebühren auf 200 Franken dezimiert werden. Der heutige Entscheid sei aber unabhängig dieser Debatte entstanden und auf «rückläufige kommerzielle Einnahmen und die Teuerung» zurückzuführen.
Erst ein Vorgeschmack?
Deshalb ist SP-Nationalrat David Roth sicher: «Das ist erst ein Vorgeschmack!» Mit der geplanten Senkung um 35 Franken würden beim SRF nämlich «über 1000 Arbeitsplätze vernichtet», erklärt der Luzerner.
Auch Mitte-Nationalrat Philipp Kutter glaubt nicht, dass diese Sparankündigung die aktuelle politische Debatte beeinflussen könne. «Das sind ganz andere Dimensionen. Heute scheint es lediglich um dieses Digitalisierung-Projekt SRF 4.0 zu gehen.»
SVP-Nationalrätin Sandra Sollberger ist überzeugt, dass SRF auch mit 200 Franken «Zwangsgebühren» ein tolles Programm ausstrahlen und seinen Informationsauftrag erfüllen könne.
Sandra Sollberger wiederum ist der Ansicht, dass die heutige Sparmassnahme nicht einmal ansatzweise ausreichend sei. «200 Franken sind genug», findet sie. SRF solle sich auf den öffentlichen Informationsauftrag und die Bedürfnisse seiner Kundschaft konzentrieren: «Sie sollen die Bevölkerung informieren und daneben nur diejenigen Programme bringen, welche die höchsten Quoten bringen – was die Leute nicht schauen, wird gestrichen.» Auf diese Weise könne das SRF auch mit 200 Franken Zwangsgebühren ein tolles Programm ausstrahlen, so Sollberger.
SP-Roth: «Klare Kante gegen stückweise Zerschlagung der SRG»
Damit würde das Pferd von hinten aufgezäumt, widerspricht Philipp Kutter. Zuerst müsse der Auftrag der SRG genau definiert und enger gefasst werden – erst danach könne man sagen, wo Sparpotenzial bestehe.
Hier könne auch die SRG selbst aktiv werden, betont der Zürcher: «Es ist meiner Meinung nach stossend, wenn das SRF beispielsweise im Wettbewerb um die Konzessionen für die Champions League private Mitbewerber mit garantierten Gebühren aussticht.» Als gebührenfinanziertes Medienhaus solle die SRG genau in diejenigen Bereiche gehen, die für private Anbieter nicht lukrativ genug sind.
Die «Halbierungsinitiative» verlangt, dass die Serafe-Gebühren auf 200 Franken im Jahr gesenkt werden. (Symbolbild)
David Roth wiederum lehnt diese Sparüberlegungen vollumfänglich ab – der Sozialdemokrat verlangt «klare Kante gegen die stückweise Zerschlagung der SRG»: «Eine unabhängige Informationsplattform ist die Basis eines souveränen Staates und einer funktionierenden Demokratie!» In Zeiten von organisierten Desinformationskampagnen sei dies wichtiger denn je, erklärt der Luzerner.