High Heels und Auftragsmörder
Ein gelungener Mix aus Ehedrama, Krimi und Groteske: Eva Longoria und Carmen Maura spielen in «Land of Women» grossartig.
Auf ins Land der Frauen (v.l.): Victoria Bazua, Eva Longoria und Carmen Maura in «Land of Women».
So richtig glücklich ist Gala (Eva Longoria) in ihrer kleinen New Yorker Blase nicht, aber wenigstens ist sie reich. Sie stöckelt im Designer-Outfit und juwelenbehängt durch ihren neuen Nobelweinladen, der die Leere in ihrem Leben füllen soll. Ihre Tochter Kate (Victoria Bazua) geht aufs College, und ihr Mann Fred geht ihr auf die Nerven. Der Reichtum ist ihr jedoch bald auch kein Trost mehr: Der Gatte hat sich 50 Millionen Dollar bei den falschen Leuten geliehen, und irgendwie sind sowohl er als auch das Geld futsch, dafür stehen vor Galas Tür zwei Profikiller. Also bringt sie ihre Tochter und ihre spanische Mama Julia nach Spanien,
«Land of Women» (Apple TV+) ist eine Dramedy, mit wenig ernstem Drama und viel Lust an physischer Comedy, mit der Eva Longoria an ihren grössten Erfolg anknüpfen will, «Desperate Housewives» – und das könnte funktionieren, denn diese neue Miniserie ist tatsächlich schwerelos lustig. Sie ist ganz selbstbewusst auf eine weitere Staffel angelegt – der Clan von La Muga hat tatsächlich genug Charme, einem ans Herz zu wachsen.
Die Mutter bringt richtiges Knistern
In Spanien trifft das Trio auf die Vergangenheit von Galas Mutter Julia (Carmen Maura), vor allem aber auf ein Weingut, das von einem Kollektiv älterer, schlagkräftiger Damen betrieben wird – und einem unverschämt gut aussehenden Geschäftsführer, Amat, der Gala mit dem genervten Argwohn begegnet, mit dem alle Screwball-Komödien beginnen. Von den Wortgefechten zwischen Gala und Amat einmal abgesehen, hat «Land of Women» tatsächlich den Tonfall der Desperate Housewives und eine ähnliche Rezeptur, ein Genremix aus Ehedrama, Krimi und Groteske.
Die Chemie zwischen Gala und Amat (Santiago Cabrera) ist ganz gut, aber richtiges Knistern bringt ihre Mutter in das Land der Frauen. In La Muga kannte Julia offenbar nur zwei Personengruppen: solche, die bei ihrem Anblick sofort anfangen, wütend zu kreischen, die anderen kriegen sofort einen ganz verklärten Blick und schmelzen dahin. Die einen sind die Frauen, allen voran Julias Schwester – und die anderen ihre Ehemänner. Julia hat ihrerzeit das halbe Dorf vernascht, und wunderbarerweise traut man ihr das zu, bevor sie überhaupt in La Muga ankommt.
Diese alte Dame wird von der grandiosen Carmen Maura gespielt, Pedro Almodóvars erster Muse aus «Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs» – und die ist hier in Hochform. Für diesen Auftritt hat die 78-jährige Carmen Maura jeden erdenklichen Fernsehpreis verdient.
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