Eine Schneise der Verwüstung im Misox: «Es fehlen einem eigentlich die Worte», sagt Ignazio Cassis

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Eine Schneise der Verwüstung: der Weiler Sorte im südbündnerischen Misox. Samuel Golay / Keystone

Nach der verheerenden Gerölllawine vom vergangenen Freitagabend im Weiler Sorte des Dorfes Lostallo im südbündnerischen Misox werden immer noch zwei Personen vermisst. «Die Chancen, diese lebend zu finden, sind minim», sagte der sichtlich bewegte Einsatzleiter William Kloter von der Bündner Kantonspolizei im Rahmen einer Medienkonferenz in Roveredo am Sonntagnachmittag. Bei einer Ortsbegehung von Sorte zeigte Kloter eine verwüstete Bushaltestelle, an der nur wenige Stunden vor dem Niedergang der Gerölllawine noch 18 Kinder auf einen Schulbus gewartet hatten.

Am Samstag war eine Frau lebend aus den Trümmern geborgen worden. Das hatte Hoffnungen geweckt. Am Sonntag hingegen bargen die Rettungskräfte den Leichnam eines Mannes im Fluss Moesa, rund acht Kilometer südlich von Lostallo.

Die Geröll- und Schuttlawine hatte sich am Freitagabend infolge eines heftigen Gewitters mit Starkregen gegen 20 Uhr 30 gelöst und eine Schneise der Verwüstung durch Sorte geschlagen. Drei Häuser wurden vollständig zerstört. Von ihnen ist unter dem Fels- und Schuttkegel nichts mehr zu sehen. Weitere Häuser wurden stark beschädigt; Autos unter Geröll zerquetscht. Gigantische Felsbrocken haben die Kantonsstrasse unter sich begraben und sind bis auf die vorgelagerte Brücke gerollt.

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Erschöpfte Rettungskräfte auf der Gerölllawine, die den Weiler Sorte weitgehend zerstört hat. Michael Buholzer / Keystone

Ein grünes Haus blieb innerhalb des Gerölls fast unversehrt stehen. Für den Einsatzleiter Kloter ist es ein Symbol für die Widerstandskraft: «Es ist stehen geblieben, es ist nicht mitgerissen worden. Ich hoffe, dass das grüne Haus allen, die jetzt gerade leiden, Hoffnung gibt, weiterzumachen und resistent zu bleiben.» Insgesamt sind rund 200 Personen im Einsatz, bei der Suche nach den Vermissten, bei Aufräumarbeiten oder Sicherheitsdiensten. Auch Mitglieder des Alpenvereins sind mit Suchhunden vor Ort.

Nicola Giudicetti, Gemeindepräsident von Lostallo, kann immer noch nicht fassen, was passiert ist. «Ich bin zirka 15 Minuten vor dem Ereignis mit dem Auto hier gewesen, irgendwie habe ich gemerkt, dass etwas nicht stimmt», sagte der 65-Jährige beim Anblick von Sorte. Dass eine solche Gerölllawine den Berg herunterdonnern würde, hätte er sich in seinen schlimmsten Albträumen nicht vorstellen können. Die Zone war nicht als gefährlich eingestuft. Dies bestätigt auch der Kreisförster Luca Plozza gegenüber der NZZ.

Neben dem besonders betroffenen Weiler Sorte wurden auch andere Dorfteile in Mitleidenschaft gezogen. Zwei Grotti am Dorfeingang zu Lostallo, viel kommunale Infrastruktur und rund 80 Hektaren Land wurden zerstört. Überall sind Schutt, Schlamm, Baumstämme und Geröll zu sehen. «Wir haben noch Glück im Unglück gehabt», sagte eine Anwohnerin, die dort mit Aufräumarbeiten beschäftigt ist.

Auch die Behördenvertreter sind ob des Anblicks des Desasters betroffen. «Es fehlen einem eigentlich die Worte», sagte Bundesrat Ignazio Cassis, der als Vertreter der Landesregierung ins Misox gekommen war und von einem «traurigen Tag» sprach. «Sorte heisst Schicksal, und diesem Ort ist dieses Schicksal passiert», so Cassis. Der Bündner Regierungspräsident Jon Domenic Parolini und der Tessiner Regierungspräsident Christian Vitta äusserten ihre Solidarität mit den Betroffenen, ihren Schmerz über das Todesopfer, ihre Anteilnahme für deren Familien und sicherten Hilfe zu.

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Bundesrat Ignazio Cassis bei seinem Besuch am Unglücksort. Michael Buholzer / Keystone

Autobahn A 13 auf unbestimmte Zeit gesperrt

Auch nördlich von Lostallo hat das Unwetter seine Spuren hinterlassen. Nahe dem bekannten Buffalora-Wasserfall ist die Kantonsstrasse mit Schlamm bedeckt. Viel gravierender ist allerdings die Situation auf der anderen Talseite, wo die Autobahn A 13 auf rund 200 Metern Länge abgebrochen ist. Marco Fioroni, Filialleiter des Bundesamtes für Strassen (Astra) in Bellinzona, hatte am Samstag in einer Medienkonferenz erklärt, die Wiederherstellung dieses Autobahnabschnitts werde sehr viel Zeit benötigen, voraussichtlich einige Monate.

Die Kantonsstrasse zwischen Lostallo und Soazza sowie zwischen Soazza und Mesocco dürfte ziemlich bald wieder befahrbar sein. «Doch nur für den Lokalverkehr, für den Transitverkehr bleibt sie gesperrt», sagte Kloter, was unwillkürlich die Frage aufkommen liess, mit welchen Konzepten nun der internationale Transitverkehr durch die Schweiz gesteuert wird. Bundesrat Cassis versprach, die Nachbarländer zu informieren, von einem bereits ausgearbeiteten Umfahrungskonzept war jedoch noch nicht die Rede. Sicher ist, dass der Kanton Uri kaum begeistert ist, wenn nun der gesamte Ausweichverkehr über die Gotthard-Achse läuft.

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Die zerstörte A 13 zwischen Lostallo und Soazza. Michael Buholzer / Keystone

Am Sonntag war die A 13 gespenstisch leer. Zwar war die Totalsperrung der San-Bernardino-Route bei Bellinzona Nord ausgeschildert, doch offenbar nicht ausreichend. Auch im Norden bei Thusis war der Verkehr am Samstag umgeleitet worden. Noch immer fuhren aber vereinzelte Touristen und Camper von Süden in Richtung San Bernardino, vornehmlich mit deutschen Nummernschildern aus München oder von Städten am Bodensee. An der Ausfahrt Lostallo wurden sie vom Zivilschutz dann zur Kehrtwende gezwungen. Das Astra will nun prüfen, wie die Signalisierung verbessert werden kann.

Nach den Unwettern vom Freitagabend hat sich die Situation wenigstens an der Wetterfront leicht entspannt. Doch kann es laut Meteo Schweiz im Misox auch in den nächsten Tagen wieder zu kräftigen Schauern kommen. Zudem fliessen nach wie vor grosse Wassermassen in die Täler.

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