Nati-Fan Baschi über Fussballgucken mit den Netzers und Beni Huggels Gesangskünste: «Ich hoffe, dass wir den Deutschen die Suppe versalzen»
Er schrieb mit «Bring en hei» die inoffizielle Schweizer Fussballhymne. An der EM glaubt Sänger Baschi an einen Exploit der Nati. Auch gegen die Deutschen. Denen drücken Ehefrau und Schwiegervater die Daumen.
«Ich hoffe, dass wir den Deutschen die Suppe versalzen»
Baschi, Ihr Schwiegervater ist einer der grössten Fussballer, die Deutschland je hervorgebracht hat. Wie ist es, mit Günter Netzer einen Match zu schauen?
Baschi: Günter ist ein sehr fairer Betrachter seines Sports, auch wenn es um sein Land und seine Nation geht. Er ist natürlich immer noch nahe dran, aber wenn man für die DFB-Elf und für Real Madrid gespielt hat, bringt einen nichts mehr so schnell aus dem Häuschen.
Und Sie?
Ich bin der Gegenpol. Ich bin der emotionale Fan und fiebere voll mit. Günter hat Freude an einem coolen Match, in dem es um etwas geht, aber er kann sich auch sehr schnell langweilen. Und er ist nicht über alle Entwicklungen und Begleiterscheinungen des modernen Fussballs begeistert, um es so zu sagen.
Ihre Frau hat den Schweizer und den deutschen Pass…
…ihr Herz schlägt beim Fussball für die Deutschen. (lacht) Aber keine Sorge, wir schauen das Spiel alle zusammen, ganz entspannt, mit einem Glas Wein. Ich hoffe natürlich, dass wir den Deutschen am Sonntagabend die Suppe versalzen können. Als kleiner Bruder will man dem grossen schliesslich ein Bein stellen. Und ich glaube, unsere Chancen stehen gut.
Was trauen Sie der Schweizer Nati zu?
Ich habe das Gefühl, dass es an dieser Euro für eine kleine Sensation reichen könnte.
Was heisst das?
Ich würde sagen, der Halbfinal wäre schon ein ziemlicher Exploit. Und dann ist alles möglich, das wissen wir ja (lacht). Ich glaube, dass mit dieser Mannschaft und mit dieser Einstellung, wie sie Granit Xhaka vorlebt, vieles möglich ist. Xhaka geht an die EM und will das Turnier gewinnen. Ich nehme ihm das voll ab! Finde ich super. Und der Auftakt war ja richtig gut. Auch wenn die anderen auch nicht aus Pappe sind.
Sie haben die möglichen Achtelfinalgegner schon gescoutet?
Ich schaue praktisch jedes Spiel. Darum weiss ich auch, dass die anderen auch kicken können. Aber etwas, was mich in dieser ersten Woche besonders gefreut hat: die Stimmung. Nach dem Turnier in Katar ist eine EM in Deutschland eine Wohltat. Man merkt jede Minute, dass Fussball dort ein anderes Gewicht hat.
Wenn die Nati die Deutschen schlägt, ist sie Gruppensieger.
Das wäre natürlich mein Traumszenario. Schliesslich habe ich für den Viertelfinal in Stuttgart Tickets. Da spielt der Sieger der Gruppe A, falls er den Achtelfinal übersteht.
Bei Ihnen läuft es gerade rund. Im Frühling gabs den Swiss Music Award. Jetzt führen wir dieses Gespräch, weil sie am Samstag zum Botschafter des Jahres der Sportstiftung Laureus gekürt wurden.
Es macht mir fast ein bisschen Angst (lacht). Seit meinem letzten Album habe ich einen schönen Lauf, mit einer ausverkauften Tournee, dem Swiss Music Award, im Herbst feiere ich mit einem Open Air in Gelterkinden BL mein 20-Jahre-Bühnenjubiläum, und jetzt bekomme ich die Anerkennung für eines meiner Herzensprojekte. Ich habe in den letzten zehn Jahren viel gemacht für Laureus. Darum ist das sehr schön.
Ist Ihnen ein Projekt besonders in Erinnerung geblieben?
Wir haben Streetfussball gespielt, waren mit blinden Kindern klettern, ich habe Projekte für handicapierte Kids besucht. Einmal wurde ein Brunch mit mir versteigert. Für so etwas gebe ich mich gerne her, weil das Geld Kindern zugutekommt, die hier, in unserer reichen Schweiz, von Armut betroffen sind. Das ist Realität, und wenn ich einen kleinen Beitrag leisten kann, dass es ihnen besser geht, tue ich das gerne.
Sie sind der einzige Nichtsportler unter den Laureus-Botschaftern.
Dass ich da als Musiker dabei sein darf, darauf bin ich stolz.
Welcher Ihrer Botschafter-Kollegen singt eigentlich am besten?
Puh, schwierig. Beni Huggel ist musikalisch, spielt Gitarre und war auch mal in einer Band, das weiss ich. Fabian Cancellara ist eher der Tänzer. Und Gian Simmen ist als Snowboarder natürlich dem Breakdance nahe. Wir ergänzen uns gut, würde ich sagen.