Umweltverbände einigen sich mit Grimsel-Betreibern
Im jahrzehntelangen Streit um die Vergrösserung des Grimselstausees kommt es zum Kompromiss. Neu macht auch der Gewässerschutzverband Aqua Viva mit.
Die Spitallamm-Staumauer am Grimselsee wird bereits erneuert – wichtige Umweltschutzverbände haben nun den Widerstand gegen die Erhöhung aufgegeben.
Darf die Grimselstaumauer erhöht werden oder nicht? Diese Frage sorgt seit Jahrzehnten für ein juristisches Seilziehen zwischen den Kraftwerken Oberhasli (KWO) und Umweltschutzverbänden. Im Mai haben die KWO ein neues überarbeitetes Konzessionsgesuch eingereicht. Um 23 Meter soll die Staumauer erhöht werden.
Einsprachen sind weiterhin möglich. Doch nun haben sich die KWO mit den wichtigsten Umweltverbänden geeinigt. Es geht um Ausgleichsmassnahmen zum Schutz und zur Aufwertung von Lebensräumen, wie die KWO am Freitag bekannt gibt.
Unterzeichnet haben die Vereinbarung gemäss Medienmitteilung der Schweizerische Fischerei-Verband, der Bernisch Kantonale Fischerei-Verband, der Schweizer Alpen-Club (SAC), die Stiftung Landschaftsschutz, Pro Natura und der WWF.
Einstige Gegnerin nun dabei
Auch die Gewässerschutzorganisation Aqua Viva ist aufgeführt. Sie hatte die Grimselsee-Vergrösserung vor einigen Jahren noch bis vor Bundesgericht bekämpft. Zuletzt war ihre Position fliessend: Der Verband bekämpft zwar das andere Projekt der KWO für einen neuen Stausee an der Trift, sagte aber Ja zum neuen Stromgesetz und beteiligte sich am Grimseldialog.
Die KWO hatten am 28. Mai – zwei Wochen vor der Abstimmung über das neue Stromgesetz – ein neues Konzessionsgesuch für die Vergrösserung des Grimselsees beim Kanton Bern eingereicht. Die Erhöhung der Grimselstaumauern gehört zu den 15 Projekten zum Ausbau der Wasserkraft, die mit dem Ja zum neuen Stromgesetz priorisiert werden sollen. Es soll insbesondere mehr Winterstrom liefern.
Ersatzmassnahmen im Oberhasli
Allerdings beeinträchtigt die Erhöhung der beiden Grimselsee-Staumauern Spitallamm und Seeuferegg um 23 Meter Natur und Landschaft. Vor allem wird ein ökologisch wertvolles Gletschervorfeld und damit eine natürliche Gewässer- und Gebirgslandschaft geflutet.
Das Gletschervorfeld am Unteraar wird vom höheren Grimselsee teilweise überflutet werden. Dafür sind Ersatzmassnahmen geplant.
Die KWO und die Verbände verhandelten deshalb intensiv darüber, wie dies andernorts kompensiert wird. Mit der nun erzielten Vereinbarung werden Ersatzmassnahmen und Restwassermengen konkretisiert und der Kanton aufgefordert, diese in der Konzession festzuhalten. Und es sollen noch zusätzliche Ausgleichsmassnahmen verhandelt werden.
Konkret werden Restwassermengen an anderen Gewässern im Oberhasli erhöht, eine Fassung zurückgebaut und Auen sowie Talflüsse revitalisiert. Daneben werden Trockenstandorte aufgewertet, Arven-Bäume gepflanzt, die Flachmoorlandschaft Oberaar sowie das Vorfeld des Steingletschers aufgewertet.
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