Sinkende Umsätze seit Jahren – jetzt will Media-Markt die Dörfer erobern
Der Verkauf von zwanzig M-Electronics-Filialen durch die Migros kommt dem deutschen Elektronikhändler entgegen. Der bisherige Fokus auf Grossfilialen ist gescheitert.
Bald solls eine Nummer kleiner sein: Media-Markt in Dietlikon ZH.
Wer in der Schweiz heute an Media-Markt denkt, denkt an riesige Elektronikmärkte in der Agglomeration, an Massengeschäft, an den früheren Werbeslogan «Geiz ist geil». Die deutsche Elektronikkette ist seit 30 Jahren im Land präsent und hatte lange Erfolg mit ihrer Strategie.
Doch die Digitalisierung, die das Sortiment des Unternehmens dominiert, beschert ihm seit Jahren sinkende Umsätze. Der Onlineshop von Media-Markt hinkt den Angeboten von Digitec oder Brack hinterher. Die grossen Ladenflächen, die fernab der Wohn- und Arbeitsorte der meisten Menschen stehen, drücken auf die Marge.
Die Geschäftsleitung will das Problem einerseits lösen, indem sie einen neuen konkurrenzfähigen Shop entwickelt. Andererseits hat sie der Migros mit M-Electronics einen Konkurrenten abgekauft, der die Entwicklung ebenfalls verschlafen hat. Das haben die Unternehmen am Dienstag mitgeteilt.
Von der Vor- in die Innenstadt
Der Schritt ist Teil einer neuen Strategie: Schon seit Jahren plant Media-Markt, künftig stärker auf kleinere Filialen und bessere Lagen zu setzen.
Einige der übernommenen Filialen liegen zentral in grösseren Städten, zum Beispiel mitten in Lugano, im MParc Dreispitz in Basel oder in Winterthur-Neuwiesen. Symbolkraft hat zudem, dass Media-Markt die M-Electronics-Filiale im Hauptsitz des Migros-Genossenschaft-Bundes am Zürcher Limmatplatz übernehmen wird. Die Kette kommt also von der Vor- in die Innenstadt.
Gleichzeitig aber sucht die Firma ihren Erfolg in Gemeinden fernab der Zentren: So nimmt sie M-Electronics-Standorte unter anderem in Zermatt VS, Wattwil SG oder Thusis GR in ihr Filialnetz auf.
Insgesamt übernimmt Media-Markt bis im November 20 M-Electronics-Filialen zu einem unbekannten Kaufpreis und wird sie ab dann unter eigener Marke weiterführen.
Bedingung für die Übernahme ist, dass die Wettbewerbshüter dem Geschäft zustimmen. Davon ist auszugehen, haben die Konsumenten doch die Auswahl zwischen einer Reihe von konkurrierenden Unternehmen. Gesamthaft wird Media-Markt dann in der Schweiz 45 Standorte betreiben.
Trend zu kleineren Flächen
Eine Unternehmenssprecherin begründet den Schritt so: «Das Ziel dieser Übernahme ist es, das Standortnetz um bisher unerschlossene Orte zu erweitern und mit dem wachsenden Onlinegeschäft noch stärker zu vernetzen.» Man folge damit einem Trend hin zu einem dichteren Standortnetz und kleineren Flächen. Gleichzeitig plane die Firma, an den neuen Standorten den Fokus auf Beratung und Reparaturen von Geräten zu legen.
17 Standorte von M-Electronics übernimmt Media-Markt dagegen nicht. Sie werden geschlossen. Davon sind rund 100 Personen betroffen. Die Migros wird versuchen, ihnen eine Weiterbeschäftigung anzubieten.
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