Vontobel-Präsident Andreas Utermann bleibt eine Peinlichkeit erspart
Der Prozess gegen einen von Utermanns Ex-Untergebenen fällt aus – allfälliges Belastungsmaterial bleibt im Dunkeln. Doch der Kurs schwächelt.
Das ist eine frohe Botschaft für Vontobel-Präsident Andreas Utermann: Der Prozess um den Milliardenbetrug bei seinem Ex-Arbeitgeber Allianz Global Investors (AGI) ist abgesagt. Der Fondsmanager Gregoire Tournant war über Jahre hinweg der wichtigste Rainmaker des Asset Managers, Utermann zahlte ihm in seiner Zeit als CEO der Allianz-Tochter mehrfach das höchste Salärpaket von 15 Millionen Dollar.
Jetzt bekannte sich Tournant in New York des Anlegerbetrugs für schuldig. Vorher hatten bereits zwei Unterstellte aus seinem Team zugegeben, systematisch Anlegerinformationen gefälscht zu haben. Der Betrugsfall brachte der Allianz 2022 die Rekordbusse von sechs Milliarden Dollar und AGI ein Geschäftsverbot in den USA für zehn Jahre ein.
Reuters /
Bislang hatte Tournant die Vorwürfe bestritten, im September sollte es in New York zum Prozess kommen, der die Interna des Falls an die Öffentlichkeit gebracht und die fehlenden Kontrollen unter Utermann offengelegt hätte. Hinter ihm stehe eine der «grössten und konservativsten Versicherungsgesellschaften der Welt, die jede meiner Positionen überwacht», hatte sich Tournant gegenüber Kunden gebrüstet. Das US-Justizministerium bestätigte zwar, dass niemand ausserhalb von Tournants Team von dem Fehlverhalten gewusst habe, fand bei den Kontrollen aber «signifikante Lücken und Schwächen». Sowohl CEO Utermann als auch die Konzernzentrale in München waren Warnungen des internen Audits nicht entschlossen nachgegangen. Risiken, so urteilte das «Manager Magazin», hätten Utermann bei AGI «eher peripher» interessiert. Als der Skandal aufflog, hatte er schon bei Vontobel begonnen. Den Headhuntern von Egon Zehnder war das betrügerische Verhalten bei der Allianz-Tochter verborgen geblieben.
Die Eignerfamilie, unter dem verstorbenen Patriarchen Hans Vontobel höchsten ethischen Ansprüchen verpflichtet, scheint die Affäre nicht zu stören: Die neue Generation um Björn Wettergren und Maja Baumann steht zum Präsidenten und entlöhnt ihn mit einem Salär von 2,7 Millionen Franken üppigst. Mit dem Aktienkurs kann sie aber kaum zufrieden sein: Seit Utermanns Antritt im April 2022 ist er um 25 Prozent gefallen.