Schweizerisch-deutsches Rumpelderby: Am meisten tat einem am Ende der Ball leid

schweizerisch-deutsches rumpelderby: am meisten tat einem am ende der ball leid

War über weite Strecken keine ansehnliche Partie: das Aufeinandertreffen der Schweizer Nationalmannschaft und der deutschen Nationalelf. Arne Dedert / DPA

Nein, ein rauschendes Fussballfest, ein technisch raffiniertes und dramaturgisch fesselndes Feuerwerk der Ballsportkunst – das erwartet niemand, wenn sich die Nationalmannschaften der Schweiz und Deutschlands auf dem Rasen verabredet haben. Was einerseits daran liegt, dass die Frage, wem in diesem mitteleuropäischen Derby die Rolle des Favoriten beziehungsweise des Aussenseiters zukommt, längst beantwortet wurde. Die historische Statistik spricht da eine allzu deutliche Sprache.

Was andererseits aber auch daran liegt, dass beide Länder traditionell nicht unbedingt für ihre spielerische Finesse, viel eher hingegen für das bekannt sind, was der ehemalige deutsche Kickerprofi (und Amateurästhet) Franz Beckenbauer einmal «Rumpelfussball» getauft hat. Tatsächlich gaben sich die beiden Teams am Sonntagabend alle Mühe, dieser ohnehin geringen Erwartung an die Partie gerecht zu werden. Der Ball wurde manchmal mit dem Fuss, viel häufiger aber mit der Brechstange gespielt.

Schon nach elf Sekunden gab’s das erste Foul, Fabian Rieder nietete Maximilian Mittelstädt um. Ähnlich robust ging es dann auch weiter: Die erste gelbe Karte zog der Schiedsrichter Daniele Orsato nach 25 Minuten gegen die Schweizer, die nächste wurde wenig später für das deutsche Team fällig.

Der deutsche Führungstreffer wurde dann sogar wegen eines vorangegangen Fouls von Jamal Musiala vom Spielleiter aberkannt. Dan Ndoye brachte stattdessen die Schweiz in Führung – und sorgte damit auch für einen der wenigen ansehnlichen Momente in einem Spiel, das mit Eleganz nicht gesegnet war. Oder um es erneut mit Beckenbauer zu sagen: Am meisten tat einem am Ende der Ball leid.

Zwei Nationen, die ein schwieriges Verhältnis verbindet

Ein interessanter Match war die Begegnung zwischen deutscher Nationalmannschaft und Schweizer Nationalmannschaft dennoch – wenn auch mehr aus politisch-soziologischer denn aus sportlicher Perspektive. Stand er doch symbolhaft für das schwierige Verhältnis zweier Nationen, die sich geografisch eng aneinanderschlingen mögen, sonst aber die Distanz zueinander pflegen, um es vorsichtig auszudrücken.

Einen Groll hegen dabei vor allem die Schweizer auf die Deutschen. Hochnäsig, überheblich und überaus arrogant seien Letztere, schimpft man in Bern, Zürich, Winterthur oder St. Gallen. Und das nicht ganz zu Unrecht: Denn im Norden betrachtet man den südlichen Nachbarstaat vor allem als ein hügeliges Hindernis auf dem Weg in die Italienferien. Oder, schlimmer noch, als das eigene Hinterland mit skurrilen Bräuchen und sonderbarer Mundart.

Dabei ist es doch genau andersherum, ohne die Schweiz würde es die heutige deutsche Bundesrepublik gar nicht geben!

Das Grundgesetz der Deutschen mag 1949 in Bonn unterzeichnet worden sein, die wahre Staatsgründung aber wurde erst fünf Jahre später vollzogen. Nämlich mit einem Tor von Max Morlock und zwei weiteren von Helmut Rahn im Berner Wankdorf-Stadion, auf eidgenössischem Boden also.

schweizerisch-deutsches rumpelderby: am meisten tat einem am ende der ball leid

Die wahre deutsche Staatsgründung: Der deutsche Fussballspieler Helmut Rahn, in der Mitte mit erhobenen Armen, bejubelt seinen Treffer zum 2:2-Ausgleich im Endspiel der Fussball-Weltmeisterschaft gegen Ungarn am 4. Juli 1954 im Wankdorf-Stadion in Bern. Str / AP

62 Minuten Hoffnung für die Schweizer Fans

Über diese deutsche Ignoranz kommt der Schweizer nicht hinweg, sie hat tiefe Narben hinterlassen. Und die daraus entstandenen Kränkungen brechen nicht zuletzt immer dann wieder an die Oberfläche, wenn sich die Nationalteams der beiden Staaten, wie am vergangenen Sonntag geschehen, auf dem Platz gegenüberstehen.

Als die deutsche Nationalelf am Freitag in Herzogenaurach vor der Partie zum Pressegespräch geladen hatte, echauffierte sich das Schweizer Boulevardblatt «Blick» folgerichtig darüber, dass es «geschlagene 23 Minuten» gedauert habe, bis das Wort «Schweiz» dort überhaupt einmal in den Mund genommen wurde. Ob dies wohl Zeichen eines gewissen Desinteresses der Schweiz gegenüber sei, stellte die Postille brüskiert in den Raum.

Was tatsächlich eine überaus berechtigte Frage war, wie sich dann am Spielabend herausstellen sollte. Berauscht vom Erfolg der vorangegangenen zwei EM-Siege, hatten die Deutschen den Siegeswillen und die Fähigkeiten ihres Nachbarlandes wieder einmal unterschätzt – und dann das Tor von Ndoye kassiert.

Welches wiederum der Schweiz für genau 62 Minuten Hoffnung schenkte, zumindest für einen klitzekleinen Moment all den angestauten Frust und die Verbitterung mit dem ungeliebten, ignoranten Nachbarland vergessen zu dürfen. Auf der Tribüne sah man Schweizer Fans hüpfen, singen und lachen. Und dann kam Niclas Füllkrug auf den Platz – und fügte der geschundenen Schweizer Seele eine weitere Narbe bei.

OTHER NEWS

5 hrs ago

Die italienische Sportpresse ist vor dem Achtelfinal kritisch

5 hrs ago

Studie: Immer mehr Unternehmer finden keine Nachfolge und erwägen Schließungen

5 hrs ago

Restaurant warnt: Wer Serviette falsch behandelt, zahlt drauf

5 hrs ago

«Ich bin manchmal etwas revolutionär», sagt Annegret Walder. Nun will die Zürcher Tanzleiterin die Jungen für das Trachtenfest begeistern

7 hrs ago

Geheimplan für Sonderfonds: Amherd will 10 Milliarden – auf Pump

7 hrs ago

Fifa-Präsident Infantino verrät, wen er im Achtelfinal unterstützt: «Ich weiss, wem ich bei Schweiz gegen Italien die Daumen drücke»

7 hrs ago

Dank mehr Elektroautos: Neue Autos erstmals unter CO2-Zielwert

7 hrs ago

«Es ist beschämend für die Schweiz» – Frauenhäuser im ganzen Land sind am Limit

8 hrs ago

Trump greift Biden bei Duell für Wirtschaftspolitik an

8 hrs ago

10-Milliarden-Plan für die Armee: Amherd will die Schuldenbremse temporär aushebeln – kann das gutgehen?

8 hrs ago

EU legt Beitrittsprozess von Georgien vorerst auf Eis

8 hrs ago

Ursula von der Leyen für zweite Amtszeit nominiert

8 hrs ago

Bekannt aus «Bodyguard» und «Demolition Man»: Bill Cobbs ist tot

9 hrs ago

Wettervorhersage für den Österreich Grand Prix 2024

9 hrs ago

Heute gibt’s versunkenen Apfelkuchen mit Zimtäpfeln

9 hrs ago

Aus der Pfanne: gebratene Gnocchi mit Sauerkraut und Speck

10 hrs ago

Traurige Gewissheit: Gefundene Kinderleiche ist Arian (6)

10 hrs ago

Scharfe Kritik aus rechtem Lager: Von der Leyen für zweite Amtszeit als EU-Kommissionschefin nominiert

10 hrs ago

«Wir sehen nicht ein, warum sich der Kanton beteiligen soll»: Der Stadtrat will den Eurovision Song Contest nach Zürich holen – der SVP ist das zu teuer

10 hrs ago

Leckere Schinken-Nudeln wie von Oma

11 hrs ago

Foden kehrt mit Vaterfreuden zurück

11 hrs ago

Milliardär öffnet Portemonnaie und Vater interviewt Sohn

11 hrs ago

Erdnussbutter Eine Bewertung Durch Ernährungsexperten

12 hrs ago

Co-Chef Khan mit erstem Beschluss: UBS stellt sich in der globalen Vermögensverwaltung neu auf

12 hrs ago

Starke Zunahme von Gewalt durch Minderjährige

12 hrs ago

Auch Estland und Litauen schliessen Sicherheitsvereinbarung mit Ukraine

12 hrs ago

Stella Assange kämpfte erst als Juristin für Julian Assange, dann hat sie sich in ihn verliebt und sein Image korrigiert

12 hrs ago

Juso schiesst gegen Jans: Eigener Asylminister ist für Jungpartei «unwürdig»

13 hrs ago

«Er war einer von uns»: Roboter stürzt in Südkorea Treppe hinunter

13 hrs ago

Stefan Walter muss als Finma-Chef um die Macht kämpfen

13 hrs ago

Bulgariens Staatschef Radew will nicht an Nato-Gipfel teilnehmen

13 hrs ago

The Umbrella Academy Staffel 4: Release, Cast & News

14 hrs ago

Rettungshelikopter über der Limmat – Polizei bestätigt Einsatz

14 hrs ago

High Heels und Auftragsmörder

14 hrs ago

Mindestens fünf Tote bei Zusammenstoss zwischen Zug und Bus in der Slowakei

14 hrs ago

Ein Erfolg, der nicht gefeiert wird

14 hrs ago

Trinkst du in deinen Ferien Alkohol? Dann bist du vermutlich alt

14 hrs ago

Dax dürfte niedriger starten

14 hrs ago

«Das ist nur ein Vorgeschmack» – Mega-Abbau bei SRF steht erst bevor

14 hrs ago

Sainz lässt Konkurrenten noch länger warten und vertagt Entscheidung über Zukunft