Partydroge Lachgas: Ärzte warnen vor fatalen Folgen
Junge Menschen inhalieren Lachgas, oft ohne sich der Risiken bewusst zu sein. Fachleute warnen vor fatalen gesundheitlichen Folgen.
Mario (19) heisst eigentlich anders. Vor vier Monaten habe er in den Partyferien in Aya Napa auf Zypern zum ersten Mal Lachgas ausprobiert. «Die verteilen die Ballons wie Welcome-Drinks», erzählt er. Nach seinem ersten Konsum sei er völlig «passed out» gewesen. Seither inhaliere er regelmässig Lachgas. «Fast täglich. Abends vor dem Fernseher.» Er habe aber auch schon während der Arbeit konsumiert.
Partydroge Lachgas: Ärzte warnen vor fatalen Folgen
Das «High-sein» sei einfach ein schönes Gefühl. «Wohlig. Und 100-mal stärker als bei Gras.» Nach rund 30 Sekunden sei der Flash wieder vorbei. Die Kapseln kaufe er bei dem Dealer seines Vertrauens – für eine Ladung bezahle er einen Franken. Angst vor gesundheitlichen Risiken habe er keine: «Ich konsumiere nun schon vier Monate und mir geht es wunderbar. Ich merke keine Nebenwirkungen.» Anders sehen das Experten: Nicht nur die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) warnt vor dem Konsum des vermeintlich harmlosen Lachgas.
Lachgas wird als Partydroge missbraucht
Distickstoffmonoxid, umgangssprachlich Lachgas, ist den meisten bekannt vom Rahmspender oder als Betäubungsmittel beim Zahnarzt. Weil es unter Anwendung von hohen Dosen zu Euphorie und Halluzinationen kommt, wird das Gas seit längerem in der Drogenszene verwendet. Den jungen Konsumenten ist meist nicht bewusst, dass sie damit ernsthafte Schäden an ihrem Nervensystem riskieren.
«Das ‹Body-High› beim Konsum von Lachgas beginnt wenige Sekunden nach Einnahme mit dem Gefühl einer Mischung aus kaltem, warmem, scharfem und weichem Kribbeln, das bei niedrigeren Dosierungen im Kopf und im Gesicht beginnt, sich aber bei höheren Dosierungen auf den ganzen Körper ausbreitet», erklärt das Drogeninformationszentrum DIZ Zürich. Die Substanz sei seit Jahren in verschiedenen Szenen präsent, stelle aber in der Schweiz insgesamt nur ein marginales Phänomen dar.
Dennoch war der Lachgas-Konsum kürzlich auch in der Schweiz ein Thema: Lachgas darf als Partydroge in Basel-Stadt nicht mehr verkauft werden. Dies hatte das Bundesgericht im April entschieden. Ausschlag für den Antrag des Basler Gesundheitsdepartements hatte ein tödlicher Autocrash im November 2021 gegeben. Im Unfallauto soll das mutmasslich in Basel bezogene Gas wegen seiner berauschenden Wirkung inhaliert worden sein. Ein 18-Jähriger kam ums Leben. Eine Basler Bar wehrte sich vergeblich gegen das Verbot bis vor das Bundesgericht.
Ärzte warnen vor «fatalen» Folgen
Die Folgen des Konsums können laut Fachpersonen fatal sein: «Es gilt als vermeintlich risikoarm, da die Wirkung bereits nach wenigen Minuten nachlässt – doch das ist ein massiver Trugschluss», hiess es in einer Mitteilung der DGN. Wenn das Gas über einen längeren Zeitraum inhaliert werde, könne es zur Inaktivierung von Vitamin B12 kommen. Dies führe zu einer sogenannten Demyelinisierung oder Entmarkung der Nervenbahnen. Dabei werden die Nerven geschädigt, was im schlimmsten Fall zu einer Querschnittslähmung führen kann. Eine sofortige Therapie mit hochdosiertem Vitamin B12, das in den Muskel injiziert wird, ist notwendig. «Wird der B12-Mangel nicht rechtzeitig erkannt, sind diese Folgen mitunter nicht mehr reversibel», hiess es.