Kylian Mbappé wendet sich mit einem bemerkenswerten Appell gegen Rechtspopulismus an die Grande Nation: Der Fussball ist bei Frankreichs Team derzeit nur zweitrangig

kylian mbappé wendet sich mit einem bemerkenswerten appell gegen rechtspopulismus an die grande nation: der fussball ist bei frankreichs team derzeit nur zweitrangig

Er ist ein Spieler, der sich auch politisch einmischt: Kylian Mbappé. Jonathan Moscrop / Imago

In normalen Zeiten würde schon Kylian Mbappés Fussballer-Leben genug Stoff für Schlagzeilen hergeben. Der berühmteste Spieler Frankreichs verlässt immerhin das Land und schliesst sich Real Madrid an. Doch seit dem 9. Juni ist alles anders in Frankreich. Oder wie Mbappé am Sonntagabend vor dem EM-Auftakt am Montag um 21 Uhr in Düsseldorf gegen Österreich sagte: «Es heisst, man solle Sport und Politik trennen. Aber in so einer Situation ist die Politik wichtiger als ein EM-Spiel.»

Frankreichs Nationalspieler versuchen dieser Tage gar nicht erst, die aktuelle Lage zu umdribbeln. Seit dem Erdrutschsieg der Rechtspopulisten des Rassemblement national (RN) an den Europawahlen und der Ausrufung von Neuwahlen durch Präsident Emmanuel Macron gehört die Politik zu den Standardthemen an den täglichen EM-Medienrunden.

«Die Alarmglocke hat geschrillt», sagte Mbappés Teamkollege Ousmane Dembélé. Noch deutlicher wurde der Angreifer Marcus Thuram: «Die Situation ist traurig und sehr ernst», sagte der Sohn des profilierten Rassismuskritikers und Weltmeisters von 1998, Lilian Thuram. Als die Nationalspieler in der Garderobe nach einem Testspiel gegen Kanada vom Ausgang der Wahlen erfahren hätten, «waren wir alle ein wenig erschüttert». Es gelte, an den Urnen und im Alltag dafür zu kämpfen, «den Vormarsch des RN zu verhindern», sagte Marcus Thuram.

Frankreich wartet gespannt auf Mbappés Worte

Mbappés Auftritt vor der Presse – festes Ritual eines Captains vor dem Auftakt – bekam angesichts der Gemengelage eine solche Bedeutung, dass er tags zuvor vorher laut «L’Équipe» noch ein rund zehnminütiges Telefon-Briefing von Verbandspräsident Philippe Diallo erhalten hatte. Kurz danach veröffentlichte der Verband eine Mitteilung, wonach jede politische Einlassung eines Spielers als Privatmeinung zu gelten habe und nicht als institutionelles Statement. Was würde Mbappé sagen? Darauf warteten die Franzosen am Sonntag gespannter als auf jede andere Neuigkeit.

Der Mann aus Bondy in der Pariser Banlieue gilt als leuchtendes Beispiel für ein Frankreich, das funktioniert und Erfolg hat, das sozialen Aufstieg ermöglicht und integrieren kann. Nicht umsonst sucht Präsident Macron immer wieder seine Nähe und intervenierte 2022 persönlich für einen Verbleib bei Paris Saint-Germain.

Ziemlich konkret half Mbappé voriges Jahr der französischen Politik während der Krise nach den tödlichen Schüssen eines Polizisten auf den 17-jährigen Naël Merzouk und den folgenden Unruhen. Der Captain verantwortete ein Communiqué, in dem die Nationalspieler ihr Verständnis für den Zorn der Vorstädte erklärten, aber auch zu einem Ende der Gewalt aufforderten.

Die Generation Zidane mischte sich noch nicht ein, die Generation Mbappé schon

«Mein Frankreich schmerzt mich», schrieb Mbappé damals auf X. Dass es ihm jetzt, nach dem Wahlsieg der Partei von Marine Le Pen, kein bisschen besser geht, machte er in Düsseldorf klar. «Wir stehen an einem Scheideweg in unserer Geschichte», sagte er. «Die Extreme sind an der Tür zur Macht. Ich rufe alle zur Wahl auf.» Mbappé erklärte auch, dass es Spieler gebe, denen es schwerfalle, sich zu solchen Themen zu äussern – sie gelte es zu schützen. Er selbst aber wolle auf jede Frage eingehen: «Ich hoffe, dass wir nach dem 7. Juli immer noch stolz sein werden, dieses Trikot zu tragen», sagte er. Am 7. Juli endet die Parlamentswahl.

Mbappés Worte kontrastieren mit der Haltung etwa beim deutschen Team. Dem fiel es 2022 bei der WM in Katar leicht, sich zur Realität eines fernen Landes zu äussern. Nun an der Heim-EM schafft Deutschlands Nationalmannschaft das nicht. Mit seiner Replik auf eine Studie über die Ablehnung von Spielern mit Migrationshintergrund durch einen Teil der Bevölkerung verhängte ein wütender Nationaltrainer Julian Nagelsmann der ganzen DFB-Delegation quasi einen Maulkorb.

Doch die Franzosen kennen die Ergebnisse solcher «Scheissumfragen» (Nagelsmann) aus ihrem Land schon lange. Sogar die mythische Weltmeistermannschaft von 1998 um den Einwanderersohn Zinédine Zidane wurde von den Ultrarechten abgelehnt. Doch während sich die Generation Zidane in ihren Bewertungen noch zurückhielt, macht die Generation Mbappé das nicht mehr.

Mbappé ist ein Star, der sich einmischt, nicht nur in die Politik. Schon vor Jahren führte er einen Streit mit dem französischen Verband FFF, um den Spielern mehr Mitsprache bei der Auswahl der Werbepartner zu sichern, und boykottierte dafür Fotoshootings. Seinem Standing hat das nicht geschadet. Trotz den Spannungen mit dem Verband wurde Mbappé nach der letzten WM zum Captain ernannt.

Keine Freigabe für Frankreichs Olympiamannschaft

Das Verhältnis zwischen dem Nationaltrainer Didier Deschamps und Mbappé könnte vertrauensvoller nicht sein. Der Coach hat ihm bei den «Bleus» ein Habitat geschaffen, das seine Qualitäten optimal zur Entfaltung bringt. Mbappé hat Deschamps für diese Vorzugsbehandlung jedoch auch belohnt – letztmals im WM-Final 2022; nicht nur mit drei Toren, die Frankreich noch ins Penaltyschiessen gegen Argentinien brachten. Sondern auch als Leader, der das Team nach schwachem Beginn überhaupt erst aus der Lethargie riss.

Bei Frankreichs grösstem Event seit Generationen wird er das nicht tun können. Mbappé war auserkoren, das Gesicht der Olympischen Spiele zu werden, die in anderthalb Monaten in Paris beginnen. Doch sein neuer spanischer Arbeitgeber verweigerte ihm mit Verweis auf die Saisonvorbereitung und eine parallele Tournee durch die USA die Freistellung.

Wäre er bei Paris Saint-Germain geblieben, hätte er die Erlaubnis sicher bekommen. Doch nicht einmal diese Aussicht konnte Mbappé dazu bewegen, länger bei einem Verein zu bleiben, den er in letzter Zeit derart als Gefängnis betrachtete, dass er seinen Abgang als «Befreiung» bezeichnete. Nur dem Trainer Luis Enrique und dem Sportdirektor Luis Campos habe er es in der vergangenen Saison zu verdanken gehabt, dass er nach seiner Absage an eine Vertragsverlängerung überhaupt noch eingesetzt worden sei, sagte Mbappé. Die Klubspitze von PSG dagegen hätte das nicht gewollt: «Sie sagten es mir ins Gesicht, sie sprachen mit Gewalt.»

Wie wird der befreite Mbappé an der EM aufspielen? Das war die ursprüngliche Frage rund um den französischen Fussball. Bis der 9. Juni und die Europawahl alles veränderten.

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