500 Franken für ein Paar absichtlich verunstaltete Sneaker?

Die Trendmarke Golden Goose erzielt enorme Profite. Vor allem junge Frauen und Stars wie Taylor Swift reissen sich um die Schuhe des Designerlabels.

500 franken für ein paar absichtlich verunstaltete sneaker?

Stilberaterin Ramya Giangola unterwegs in New York mit ihren Golden Goose Sneakers.

In manchen Kreisen treibt die Fussbekleidung skurrile Blüten. Da begnügt man sich nicht mit der natürlichen Abnutzung der Turnschuhe, die – abhängig vom Lebensstil – meist schneller vorankommt als erwünscht. So haben es Luxus-Sneakers zu Kultstatus geschafft, die bereits während ihrer Herstellung professionell ramponiert werden. Oder wohl eher: veredelt werden. Die sogenannte Personalisierung des Turnschuhs hat ihren Preis: Über 500 Franken muss man für so ein Paar im Vintage-Look ausgeben.

Grossen Erfolg mit solch abgewetzten und angeschmuddelten Tretern hat derzeit die italienische Marke Golden Goose. Erst im Jahr 2000 in Venedig gegründet, erzielt das Unternehmen inzwischen 566 Millionen Franken Umsatz. Damit war aus der Sicht der Investoren die Zeit für den Börsengang reif. Noch im Juni soll Golden Goose den internationalen Anlegern in Mailand 30 bis 40 Prozent seiner Aktien anbieten. In Finanzkreisen wird gestreut, die Sneaker-Marke könne einen Börsenwert von drei Milliarden Euro erreichen. Daran kann man ablesen, dass die Nische für fleckige Skaterschuhe sehr lukrativ sein muss. Den Italienern gelingt es, mit ihrem Used-Look so hohe Profite einzustreichen wie Chanel mit seinem Pariser Chic oder Prada mit Mailänder Coolness.

So originell die Firmengeschichte von Golden Goose anmutet, so typisch ist sie andererseits für die italienische Wirtschaft. Francesca Rinaldo und Alessandro Gallo, ein Skateboard-begeistertes Designerpaar aus Venedig, gründeten vor 24 Jahren die Marke, die inzwischen in 80 Ländern zu einem begehrten Trendlabel geworden ist.

500 franken für ein paar absichtlich verunstaltete sneaker?

Jede Macke, jeder Fleck, jedes Graffito ein Ausdruck von Individualität: Golden-Goose-Sneakers in einem Laden in London.

Es ging den beiden von Anfang an um Handarbeit. Wir bewahren unser Erbe und geben die grossen Handwerkstraditionen Venedigs weiter, sagten sie über ihren Anspruch. Alles, was man herstelle, sei von der Wärme der menschlichen Berührung durchdrungen. Bei der Wahl des Markennamens liessen sie sich vom antiken griechischen Dichter Äsop und seiner berühmten Fabel «Die Gans, die goldene Eier legte» inspirieren. Was verdammt weitsichtig war.

Eine mit Swarovski-Steinen veredelte Version kostet 1500 Franken

Entscheidend für den steilen Aufstieg sind wohl wie so oft in der Luxusbranche ein paar italienische Stärken gewesen: ein hohes Mass an Kreativität, ein feines Gespür für den Zeitgeist und ein verführerisches Storytelling. Wie sonst soll man sich erklären, dass Golden Goose 2004 begann, den Amerikanern ausgelatschte Cowboystiefel zu verkaufen, die texanisch anmuten, aber in italienischer Handarbeit hergestellt werden? Oder dass 2007 der erste Sneaker, das Modell Super-Star, auf den Markt kam, mit dem die Firma den Turnschuh in einem leicht angeschmuddelten «Distressed»-Look neu erfand und ihn gleichzeitig auf Luxus trimmte?

Heute sieht man die Sneaker an den Füssen von Taylor Swift, Selena Gomez und Hilary Duff. Meist in einem vergilbten Weiss, an der Seite das Erkennungszeichen: ein Stern, dem die fünfte Zacke fehlt. Die Klientel besteht zu 70 Prozent aus Frauen, womit Golden Goose im männerdominierten Sneaker-Geschäft eine echte Ausnahme ist.

Die Kundinnen zahlen für die Spuren eines aktiven Lebensstils und für die modischen Verzierungen mit Graffiti und Glitter. Eine mit Swarovski-Steinen veredelte Version kostet 1500 Franken.

500 franken für ein paar absichtlich verunstaltete sneaker?

Die Marke ist im männerdominierten Sneaker-Geschäft eine Ausnahme.

Der Geburtsort der Marke liegt nicht im überlaufenen und kommerzialisierten Venedig, sondern gegenüber auf dem Festland im Industriehafen von Marghera, einem Hotspot der italienischen Wirtschaftskrisen. Durch die grossen Atelierfenster ihrer ersten Bleibe blickten die Modemacher über die alte Eisenbahnlinie nach Venedig hinweg auf die bunten Kräne der Schiffswerften. Statt des melancholischen Zaubers der Lagunenstadt lag hier der Charme des New Yorker Soho-Viertels der 1980er-Jahre in der Luft. Die Designer entwerfen in Marghera keine italienische Eleganz, sondern hochpreisige Interpretationen der amerikanischen Strassenkultur.

Heute beschäftigt Golden Goose 1836 Mitarbeiter. Und nennt sie «dream worker».

Bis 2029 soll die Firma eine Milliarde Umsatz machen

Das stürmische Wachstum kam so richtig erst mit dem Einstieg von Finanzinvestoren in Schwung. Seit 2013 wechselten sich bei Golden Goose vier grosse Investmentfonds als Eigentümer ab. 2020 übernahm der US-Investor Permira das Unternehmen. Der Firmensitz wurde 2021 nach Mailand verlegt.

Das kreative Herz schlägt aber an der Lagune weiter. In einem heruntergekommenen Teil des Industriegebiets von Marghera eröffnete Golden Goose im April das «Haus», ein 5000 Quadratmeter grosses Zentrum für Modehandwerk, Kunst und Kultur. Dort sind neben Ausstellungsräumen auch die Kreativabteilung und die Handwerksakademie des Unternehmens untergebracht. Die Schule bildet den Nachwuchs in Schuhherstellung, Schneiderkunst und Siebdruck aus. Gehen die Pläne von Golden-Goose-Chef Silvio Campara auf, muss das Personal in den kommenden Jahren massiv aufgestockt werden. Campara strebt bis 2029 eine Umsatzsteigerung auf eine Milliarde Franken an. Dazu will er vor allem in den Ausbau der Sparten Bekleidung und Taschen investieren.

Golden Goose ist ein Luxuslabel der Millennials und der Gen Z. 85 Prozent der Kundschaft sind im Alter zwischen 16 und 45 Jahren. «Die neuen Generationen geben 500 Euro nicht für ein Paar Sneaker aus, sondern für Kreativität, die nicht von der Stange kommt», sagt Campara. Jede Macke, jeder Fleck, jedes Graffito wird als Ausdruck von Individualität empfunden.

Seit Ende 2023 bieten alle Golden-Goose-Läden zudem einen Prozess der Co-Kreation an. Sneaker-Fans können zusätzliche Abnutzungen oder personalisierte Graffiti-Verzierungen direkt bei einem «dream worker» in Italien in Auftrag geben. Gegen Aufpreis, natürlich.

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