Nein, dieses Video beweist nicht, dass es kein Feuerwerk war
Nach der tödlichen Explosion in der Nussbaumen AG gehen die Behörden davon aus, dass Feuerwerk der Auslöser war. Ein Tiktok-Video zweifelt an dieser Theorie. 20 Minuten macht den Fakten-Check.
Die genauen Umstände der Explosion in einer Tiefgarage in Nussbaumen AG, bei der zwei Menschen ums Leben kamen, sind weiterhin unklar. Während die Behörden von einer «gefährlichen Bastelei mit Feuerwerk» sprachen, äusserten Experten Zweifel an der Feuerwerk-Theorie.
Ein auf Tiktok kursierendes Video befeuert die Diskussion nun weiter: Es zeigt am Boden liegende Teile, die es durch die Explosion weggeschleudert haben soll. Die Teile sollen beweisen, dass Feuerwerk als Ursache für die Explosion nicht infrage komme. Der Ersteller des Videos kommentiert es so: «Es ist jetzt ganz klar es war keine Feuerwerke und auch keine Auto Polizei müssen wahrheit sagen.» (sic!) In den Kommentaren wird mehrfach die Theorie aufgebracht, es könnte sich um den Bau einer Bombe mit Schrapnellen handeln.
Angesprochen auf das auf Tiktok kursierende Video sagt der zuständige Sprecher der Staatsanwalt Aargau Adrian Schuler, dass die Echtheit des Videos aus gleich mehreren offensichtlichen Gründen zu hinterfragen sei. «Die ersten Erkenntnisse vor Ort deuteten auf ein Unfallgeschehen hin. Diese Erkenntnisse haben sich auch im Verlauf der letzten Tage nicht verändert.» Sollte sich daran etwas ändern, würde man die Öffentlichkeit gemäss der Möglichkeiten der geltenden Gesetzgebung darüber informieren.
Ist das Video tatsächlich «Fake»?
Ein Augenschein von 20 Minuten am Sonntagnachmittag vor Ort in Nussbaumen AG zeigt, dass die im Video gezeigten Bilder authentisch zu sein scheinen. Rund um die Explosionsstelle liegen tatsächlich zahlreiche solche Teile herum, wie sie im Video vorkommen. Auch der Boden, auf dem die Teile herumliegen, etwa die Pflastersteine oder der geteerte Belag, ist vor Ort vorzufinden. 20 Minuten kann daher nicht nachvollziehen, warum die Staatsanwaltschaft die «Echtheit des Videos aus mehreren offensichtlichen Gründen» hinterfragt.
Das Video, das auf Tiktok bereits über 100'000 Mal angeklickt wurde, wurde gestern hochgeladen. Der Tiktok-User, der das Video hochgeladen hat, sagt gegenüber 20 Minuten, er habe die Bilder gestern aufgenommen. Weitere Videos, die der gleiche User auf Tiktok publizierte, zeigen ohne Zweifel die Zerstörung vor Ort.
Beweist das Video, dass nicht Feuerwerk die Explosion auslöste?
Zu diesem Schluss kommt 20 Minuten nicht. Auf den vorgefundenen Plastikteilen vor Ort ist der Schriftzug «Onfa» zu erkennen. Dabei handelt es sich um eine italienische Firma, die verschiedene Produkte für die Feuerwerksindustrie herstellt, darunter pyrotechnische Artikel. Bei genauer Betrachtung der Bilder des Tiktok-Videos ist das Logo von «Onfa» auch dort auf den verkohlten Teilen zu sehen.
Ein Anwohner, der aufgrund der herumliegenden Plastikteile selbst ein wenig nachgeforscht hat, meint, dass man solche Feuerwerkskörper nur mit einer Lizenz kaufen könne. In Internetforen habe er aber gesehen, dass man für solche Raketen auch bloss die entsprechenden Hülsen kaufen und diese dann selbst mit einem pyrotechnischen Gemisch, etwa Schwarzpulver, befüllen könne.
Gegenüber «Blick» sagt ein Feuerwerk-Experte, dass die Teile nach Halbschalen von professionellen Feuerwerkskörpern aussähen und es sich dabei um pyrotechnische Gegenstände handle, die man in der Schweiz nicht ohne Ausbildung erwerben und schon gar nicht in nicht dafür vorgesehenen Räumlichkeiten lagern dürfe.
Fazit: Das Video scheint echt zu sein. Es beweist aber nicht, dass die Theorie der Polizei, dass es sich um einen Unfall mit «potentem Feuerwerk» handle, falsch ist. Auch für die Bombenbastel-Theorie gibt es keine Anhaltspunkte.