So wild feiert Basel das Schweizer Fussballmärchen

Bei 30 Grad kocht die Stimmung auch in der Steinenvorstadt. Zwischen Italien-Fans und Schweizern wird es emotional – Pizza darf am Ende trotzdem nicht fehlen.

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Beim Autokorso nach dem Einzug der Schweizer Nationalmannschaft ins Viertelfinal geht es wild zu und her.

Nass wird es an diesem Samstagabend später als erwartet. Zumindest was den heftigen Regen anbelangt, der im Vorfeld für Wetterwarnungen und abgesagte Public Viewings in Bad Säckingen und Solothurn sorgte. Die erste Champagnerdusche kriegen die Fussballfans in der Steinenvorstadt aber schon früher ab. In der 37’ Minute trifft der Schweizer Nati-Spieler Freuler ins Tor der Italiener und in der Jerry Bar knallen die Champagnerkorken.

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Basel ist im Freudentaumel.

Eine junge Italienerin hält sich ihre Fahne über den Kopf. Ein paar Schweizer Fans grölen – sie scheinen die Abkühlung zu geniessen. Dann wird es kurz neblig in der Steinenvorstadt: Ein Schweizer Fan hat eine Petarde gezündet. Dies zum Leidwesen seines Kollegen, dessen weisse Turnschuhe auch Farbe abbekommen haben. «Der hat dich zerstört, Alter», meint sein Kollege und lacht.

Es ist einer der heissesten Tage seit langem und Basel ist in den Startlöchern für das Duell Schweiz-Italien.

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Im Lora am Bahnhof SBB herrscht eine gute Stimmung, aber die Plätze sind begrenzt.

Schon Stunden vor dem Anpfiff leeren sich die Basler Badis, das Rheinufer und die Buvetten. Tausende zieht es zu den Public Viewings. Im Voltabräu haben sich mehrheitlich Schweizer-Fans versammelt, dicht an dicht drängen sie sich vor die Bildschirme. «Ich hätte nie gedacht, dass die Schweiz so stark spielt», sagt ein junger Basler.

Auch in der Markthalle findet sich kein freier Platz mehr. Da nehmen die Fans sogar in Kauf, durch die Glasscheibe vom «Wohnzimmer» das Spiel, ohne Ton mitzuverfolgen. Es ist heiss, stickig. Viele haben einen Fächer dabei.

Wenige Hundert Meter weiter, beim Lora am Bahnhof SBB stehen die Fans Schlange, um einen Platz vor der Grossleinwand zu ergattern. «Ihr habt doch noch Platz, bitte», sagt eine junge Frau zum Security. Die Sitzplätze sind rar, die Mehrheit steht zum Einlaufen der Schweizer Nationalmannschaft.

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Mit auffälligem Hut am Public Viewing im Lora am Bahnhof SBB: Ein Schweizer Fan.

Sie seien zwei Stunden früher da gewesen und sehen trotzdem kaum etwas, meinen zwei Freundinnen aus Basel. Die eine trägt ein italienisches Trikot, die andere ein Schweizer Trikot. «Wir sind da, um Spass zu haben», meinen sie.

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Drei Baslerinnen mit italienischen Wurzeln während des Spiels in der Steinenvorstadt.

Wer für wen an diesem Abend mitfiebert, sieht man – bis auf wenige Ausnahmen – nicht so eng. Die Mehrheit der italienischen Fans hat sich in der «Steinen» versammelt. Bei Pizza und einem Glas Martini fiebern ganze Familien mit der italienischen Nationalmannschaft mit. Viele der noch minderjährigen Fans haben Verwandte in Italien, sind aber in der Schweiz aufgewachsen. «Wir sind auch stolz, wenn die Schweiz gewinnt», meinen zwei junge Frauen.

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«Forza Italia», sagt er. «Ich wollte ja das rote Shirt anziehen», sagt sie.

«Ich wollte das Schweizer Shirt anziehen, aber mein Mann hat mich nicht gelassen», sagt eine Italienerin nach dem 1:0 für die Schweiz. Mit ihrem Mann und der erwachsenen Tochter sitzt sie in einem Burger-Restaurant. «Italien hat immer Glück», sagt ihr Mann und fügt zu seiner siegessicheren Pose noch ein «Forza Italia» an. Falle in der nächsten Viertelstunde noch ein Tor für die Schweiz fällt – «dann wird es tatsächlich schwierig für uns.»

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Tor für die Schweiz: In der Steinenvorstadt wird gejubelt.

Und genau das passiert – in der 49 Minute schiesst Vargas das 2:0 und in der Steinenvorstadt umarmt und herzt man sich schon zum zweiten Mal. Im Soho-Club steigt eine Frau vom Barhocker auf der Terrasse und gibt eine Tanzeinlage zum Besten. Auch im Innern des Clubs wird gefeiert. Das Servicepersonal serviert einen Kübel Prosecco nach dem anderen. «Die Stimmung bei uns passt», meint Soho-Besitzer Arton Krasniqi.

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Im Soho-Club in der Basler Steinenvorstadt wird ausgelassen gefeiert.

In der Nähe der feiernden Menge anzutreffen ist auch Ladina Huggel, die Tochter vom ehemaligen Nati-Spieler Benjamin Huggel. Beim letzten Spiel der Schweiz war die 17-Jährige live vor Ort. Am Samstagabend ist sie mit ihren Schulkollegen am Public Viewing und geniesse die gute Stimmung. Ihren Vater, der zur Zeit die EM fürs SRF kommentiert, habe sie seit einer Woche nicht gesehen. Aber: «So ist unser Alltag mit dem Fussball eben und wir telefonieren viel.»

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Eine Gruppe Schulfreunde geniesst die Stimmung am Public Viewing in Basel. Darunter auch die 17-jährige Tochter von Benjamin Huggel Ladina (im Bild links).

Einige Italien-Fans gehen bereits. Andere ziehen die Fahne, die sie wie einen Umhang um die Schultern tragen, etwas enger um die Schultern.

Der dünne Stoff entpuppt sich als das Accessoire des Abends und kommt ständig zum Einsatz. Als Regenschutz, als Sonnenschutz, zum Schwenken und als wehendes Cape, mit dem einige junge Fans Runde um Runde drehen.

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Siegessicher und stilsicher: Die Fahnen entpuppen sich als Regenschutz und Statement zugleich.

Noch wenige Minuten sind es bis zum Schluss des Spiels. Unter den Fans bespricht man die Minuten nach Abpfiff. Es soll ein Autokorso bei der Heuwaage geben. «Wenn die Schweiz gewinnt, dann werden wohl auch Italien-Fans mitmachen», meint einer. Und: Viele hätten wohl zwei Herzen in der Brust. Wenige Minuten vor Spielende macht Italien Druck: «Es geht nun darum, die Räume zuzuhalten», heisst es vom Kommentator.

Wilder Autokorso an der Heuwaage

Nach zwei Nachspielminuten ist klar: Die Schweiz gewinnt 2:0 gegen den amtierenden Europameister Italien. Schon das zweite Wochenende in Folge ist Basel im Freudentaumel. Aber dieses Mal so richtig. Kaum ist das Spiel vorbei, formieren sich die ersten Autos beim Atlantis zum erwarteten Autokorso. Darunter sind aufwendig geschmückte Luxuswagen, aber auch eine Familie, die improvisiert und rote Migros-Tüten mit Schweizerkreuz-Aufdruck aus dem Fenster hält.

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Am Autokorso bei der Heuwaage wird alles aus dem Autofenster gehalten, was geht – Hauptsache die Farbe stimmt.

Basel feiert wie wild. Je lauter gehupt wird, desto lauter sind die Freudenschreie bei den Schaulustigen, die sich zum Anfeuern an der Heuwaage formiert haben. Fans lehnen sich aus dem fahrenden Auto, darunter ein Kind, das vom offenen Dach eine Fahne schwenkt.

«Italienisches Essen ist immer noch das Beste»

Dann kommt der Korso kurz ins Stocken – zwei Fans streiten sich und blockieren die Durchfahrt. Kurz nach neun Uhr wird es ruhiger auf den Strassen. Dafür sind die Restaurants voll.

Vor dem Dio-Mio wollen italienische Fans einen Tisch ergattern. Eine Pizza zum Trost? «Wir haben einfach nur Hunger», meint einer der Fans. «Und italienisches Essen ist immer noch das Beste», sagt eine junge Baslerin, die zwar Italien unterstützt habe, aber auch stolz auf die Schweiz sei.

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Nach der Niederlage ab in die Pizzeria. «Italienisches Essen ist immer noch das Beste», finden die beiden Freundinnen.

Dieser Meinung scheinen auch die schweizerischen Fans zu sein. Vor dem Vito im Kleinbasel stehen sie zu später Stunde für eine Pizza an. Und dann, kurz nach halb elf, setzt der Regen ein.

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