Es kann nur eine ESC-Stadt geben – wer macht das Rennen?

Genf, Basel, Bern und Zürich: Diese Städte wollen den Eurovision Song Contest austragen. Vier Journalistinnen und Journalisten werben für ihre Heimatstadt.

es kann nur eine esc-stadt geben – wer macht das rennen?

Das Publikum jubelt während des zweiten Halbfinals des Eurovision Song Contest (ESC) in Malmö im Mai 2024.

Genf, Basel, Bern, Zürich sind die Städte, die nun Dossiers eingereicht haben, um den Eurovision Song Contest 2025 in ihre Hallen zu holen. Es winken 180 Millionen Zuschauerinnen und ein Heer von Besuchern. Welche Stadt zum Zug kommt, entscheiden die Europäische Rundfunkunion (EBU) und die SRG voraussichtlich Ende August.

Bern/Biel – nicht das grösste, aber das beste Fest

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Fan-Euphorie in der Berner Altstadt: Was 2008 an der Euro möglich war, könnte auch am Eurovision Song Contest wieder zu sehen sein.

Natürlich könnte ich aufzählen, was gegen die anderen spricht. Gegen Zürich das aufgeblähte Ego, das nach ein paar Bankenkrisen in sich zusammengefallen ist. Gegen Basel das Verliererimage: Dort kommt ein Jahrgang nach dem anderen zur Schule, der nicht weiss, wie man einen Fussballmeistertitel feiert. Gegen Genf spricht die Tatsache, dass mir zu Genf nicht viel mehr einfällt als dieser Brunnen, bei dem irgendwas mit der Wasserdruckregulierung nicht zu stimmen scheint.

Viel entscheidender ist, was Bern in die Waagschale werfen kann. Und das ist so einiges. Bern ist zuerst einmal von betörender Schönheit, und damit meine ich nicht nur die etwas unter Kitschverdacht stehende Altstadt mit dem Etikett Unesco-Weltkulturerbe. Von Bümpliz bis zum Wankdorf ist Bern eine lebenswerte, saftiggrüne, vielseitige Stadt, die nicht als Erstes ihr Geld oder ihre wirtschaftliche Stärke liebt (gut, warum auch?), sondern den Fluss, der durch sie fliesst. Und mit der Nemo-Hometown Biel ist das Shabby-Chic-Pendant auf der Sprachgrenze mit an Bord. Beides sind Kulturstädte, die wissen, wie man das Leben geniesst. Beide haben weder Mittel noch Lust, bei der Bewerbung um den ESC zu klotzen. Nein, hier gilt das Motto: Bern macht nicht das grösste, aber das beste Fest.

Was entscheidend für Bern spricht, ist die Kompaktheit seiner Innenstadt. Wenn hier etwas stattfindet, ist es nicht einfach eine Randnotiz. Dann atmet die Stadt diesen Anlass. Egal, ob am Strassenmusikfestival Buskers oder am Zibelemärit. Man denke an die Euro 2008, als die Holland-Fans die Stadt orange einfärbten. Ein Riesenfest. Und so ein kleiner Ausnahmezustand bringt die Bernerinnen und Berner nicht aus der Ruhe. Wöchentlich findet im politischen Herzen der Schweiz irgendeine Demo statt, derentwegen ein paar Buslinien unterbrochen werden. Kein Ding. Auch wenn sich die weltpolitische Lage bis zum nächsten ESC nicht abgekühlt haben sollte und mit Protesten zu rechnen ist: Das ist Alltag in Bern. Alles andere wäre pragmatisch, Bern und Biel gewinnen mit Charme. Michael Feller

Zürich – die ideale Gastgeberin für einen hedonistischen Anlass

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Partyerprobt: Zürich hat mit der Pride (Bild) und der Street Parade viel Erfahrung mit bunten, lauten Umzügen.

Seien wir ehrlich: Wir alle wissen, wie dieses Rennen ausgeht. Zürich bekommt den Zuschlag. Um den Anschein eines fairen, demokratischen Auswahlverfahrens zu wahren, dürfen sich auch andere Städte bewerben. Mit durchaus charmanten Dossiers, die das Lokalkolorit betonen, etwa, dass Bern/Biel die Heimat von Nemo ist. Doch der EBU sind solche Überlegungen egal. Sie kann keine Risiken eingehen und muss pragmatisch entscheiden. Und hier punktet Zürich wie keine andere Schweizer Stadt.

Eine grosse Halle? Check. Gute Flugverbindungen? Check. Genügend Hotelzimmer? Check. Ausserdem ist das Schweizer Fernsehen wie das Hallenstadion in Oerlikon zu Hause – sicher kein Nachteil, wenn es darum geht, den grössten TV-Unterhaltungsanlass der Welt mitzustemmen. Den einen oder anderen Punkt erfüllen auch die anderen Städte, die sich nun bewerben.

Doch nicht nur die Infrastruktur spricht für Zürich. Der ESC ist eine gigantische Party – und Party machen will gekonnt sein. Man denke an die Pride, aber auch an die Street Parade. Beides Umzüge, die seit Jahrzehnten eine kunterbunte, internationale Menschenmasse mit Musik durch die traumhafte Kulisse am Seebecken tanzen lassen. Nicht zufällig fand der erste Nemo-Auftritt nach dem ESC-Sieg im Rahmen der Pride auf der Zürcher Landiwiese statt. Die Stadt ist selbst im internationalen Vergleich die ideale Gastgeberin für einen hedonistischen Anlass, der gerade in der Queer-Szene begangen wird.

Auch weil das von nah und fern angereiste Publikum nicht Punkt zehn Uhr abends zur Nachtruhe still sein möchte, kommt nur Zürich infrage: In keiner anderen Schweizer Stadt gibt es mehr Clubs und Bars, in denen bis in die Morgenstunden das Leben zelebriert werden kann. Wobei auch am See weitergefeiert werden dürfte, man nimmt es hier heute zum Glück nicht mehr so genau und feiert die Feste, wie sie fallen.

Die einstige Zwingli-Stadt ist zu ihrem Gegenteil geworden, insbesondere in den wärmeren Monaten: die wahrscheinlich mediterranste Stadt nördlich der Alpen. Wenn man Lebensfreude will, für die der ESC ja steht, dann findet man sie in Zürich. Philippe Zweifel

Genf – eine gute Kandidatin, weil die Stadt im Moment ganz offensichtlich Glück bringt

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Mischung aus verschiedenen Kulturen: Genf passt zum ESC.

Das Finale des Eurovision Song Contest 2025 muss in Genf stattfinden. Der Grund? Man sollte besser «Gründe» schreiben, denn es gibt viele. Genf ist eine Stadt, in der die unterschiedlichsten Kulturen, Nationalitäten und Sprachen in einer einzigartigen Harmonie zum Ausdruck kommen. Der ganze Geist des Eurovision Song Contest findet sich in dieser Mischung wieder.

Zweitens haben wir keine Angst vor grossen Veranstaltungen. Wir haben 100 Jahre lang den Autosalon veranstaltet, aber auch Joe Biden (als er noch fit war) und Wladimir Putin mit ihren Flugzeugen, Geheimdiensten und Limousinen beherbergt. Den Eurovision Song Contest auszutragen, ist sicher einfacher! Unser internationaler Flughafen ist nur wenige Minuten vom Palexpo entfernt, dem geplanten Austragungsort des Eurovision Song Contest. Ausserdem gibt es Zug-, Bus- und Autobahnverbindungen, die die Zuschauer problemlos an den Veranstaltungsort bringen.

Darüber hinaus ist es wichtig, dass eine Stadt aus der Westschweiz unser Land repräsentieren kann. Die Genfer gelten oft als ein bisschen französisch, aber dabei wird vergessen, dass sie sehr an ihrer Heimat hängen. Da der Autosalon verschwunden ist, wird der ESC den deutschsprachigen Landsleuten Grossartiges bieten: hervorragende Restaurants, eine wunderschöne Altstadt, Spaziergänge am See, Besuche in den Weindörfern.

Lassen Sie mich abschliessend ein etwas weniger rationales Argument anführen. Genf ist eine gute Kandidatin, weil die Stadt im Moment ganz offensichtlich Glück bringt. Genf-Servette wurde 2023 Schweizer Hockeymeister und gewann 2024 die Champions League. Und im Fussball hat Servette auch eben erst den Schweizer Cup für sich entschieden. Wir sollten diesen Schwung nutzen und den Wettbewerb in Genf veranstalten. Denn wir brauchen Glück, damit die Schweiz bei der nächsten Aus­gabe des Eurovision Song Contest so gut abschneidet wie dieses Jahr. Frédéric Julliard

Basel – Glitzer, Glamour, Musik und ein bisschen gaga, das können wir Baslerinnen und Basler

es kann nur eine esc-stadt geben – wer macht das rennen?

Wer Fasnacht kann, kann auch ESC: Basel hat Erfahrung mit ausgelassenen Anlässen.

Was hat Basel dem ESC zu bieten? Die einfachere Frage wäre wohl: Was hat Basel nicht zu bieten? Wir haben das Geld, das Stadion, die Hallen, den (politischen) Willen. Die derzeit laufende Fussball-Europameisterschaft zeigt, wie wir feiern können. Die Mammutarbeit, die die Stadt jährlich zur Veranstaltung ihrer Fasnacht leistet, prädestiniert Basel eigentlich zum Austragungsort für die grösste Musikshow der Welt.

Die Möglichkeiten sind so vielfältig wie unsere Stadt. Public Viewing auf dem Rhein? Mit dem Floss leicht machbar. Oder wieso nicht gleich eine Wiederholung des Lichtspektakels auf den Roche-Türmen arrangieren und damit die ganze Region mit dem ESC erfreuen? Das Rheinbord mit seinen zahlreichen Buvetten und seinem mediterranen Flair bietet sich als ultimative Fanmeile an.

Und wenn das Wetter nicht in Partylaune ist, dann verlegen wir das Ganze doch in den Untergrund. In die versteckten Schmuckstücke dieser Stadt, wo Gäste aus ganz Europa Einblick in unsere Kultur erhalten: in die Keller der Fasnachtscliquen. Zusammen mit den Fasnachtsbeizen haben diese schon langjährige Erfahrung darin, Feiernde in glitzernden und farbenfrohen Kostümen zu empfangen.

Glitzer, Glamour, Musik und ein bisschen gaga sind die Markenzeichen des ESC. Und das können wir Baslerinnen und Basler. An der Fasnacht, der Art Basel, am Jazz- und Bluesfestival «Bebbi sy Jazz», am Flossfestival oder an der Museumsnacht. Wir sind feiererprobt.

Und für die Baslerinnen und Basler, die selbst vielleicht nicht ganz so überzeugt sind vom Wahnsinn, der mit dem ESC auf uns zukommen könnte: Stellen Sie es sich kurz vor. Der lange Winter ist endlich vorbei. Die ganze Stadt präsentiert sich von ihrer besten Seite. Das Baudepartement ist aus Imagegründen gezwungen worden, so manch eine Baustelle frühzeitig zu schliessen. Die BVB dürfen den erwarteten Touristen zuliebe keine neuen Gleise aufreissen. Und anstatt dass sich die ganze Stadt über die – womöglich – wieder einmal miserable Leistung des FC Basel ärgert, herrscht Vorfreude. Auf verrückte Musik, noch verrücktere Kostüme und atemberaubende Auftritte. Andrea Schuhmacher

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