Insektenforscher: «Die Japankäfer-Population ist längst zu gross»

Insektenforscher Lukas Seehausen erklärt im Interview, weshalb der Japankäfer in Kloten nicht überrascht und ob der Kanton richtige Schlüsse zieht.

Auf dem Klotener Stadtgebiet ist es aktuell verboten, Rasen und mit Gras bewachsene Grünflächen zu bewässern sowie Kompost, Pflanzen mit Wurzeln in Erde und Bodenmaterial aus Kloten wegzutransportieren.

Der Grund dafür ist der Japankäfer. Bereits letztes Jahr versuchte der Kanton, mit denselben Massnahmen den Schädling auszurotten. Gebracht hat es wie es scheint wenig. Denn vor kurzem hat die Stadt wieder einen Japankäfer gefunden. Und: Südwestlich von Mailand – nur vier Autostunden von Zürich entfernt – hat ein Leser eine grosse Population Japankäfer gesehen und fotografiert.

Ist das Tilgen des Schädlings also überhaupt noch möglich und reagiert der Kanton verhältnismässig? Der Entomologe Lukas Seehausen von der Organisation CABI (Centre for Agriculture and Bioscience International) schätzt die Lage ein.

Herr Seehausen, überrascht es Sie, dass der Japankäfer trotz den zahlreichen Massnahmen in Kloten nicht getilgt werden konnte?

Lukas Seehausen: Nein, da südlich der Alpen bereits diverse Herde des Japankäfers bekannt sind, ist das erneute Aufkommen nördlich der Alpen und somit auch in Kloten wenig überraschend.

Der Schädling fliegt nur vier Autostunden von Zürich entfernt in der Lombardei umher. Wie wahrscheinlich ist es, dass Touristen und Schweizer den Schädling mitbringen?

Der Japankäfer ist auch in der Lombardei vor einigen Jahren eingeschleppt worden. Touristen – und auch anderer Verkehr von Süd nach Nord – spielen sicherlich eine nicht zu unterschätzende Rolle bei der Verbreitung des Japankäfers im Sommer.

Müsste sich nicht auch das Tessin besser auf den Japankäfer vorbereiten?

Der Japankäfer ist auch im Tessin schon seit ein paar Jahren vorhanden. Die Ausbreitung von der italienischen Grenze in die Schweiz war trotz zahlreicher Vorbereitungen und Massnahmen des Kantons Tessin nicht zu stoppen.

Hätte der Kanton Zürich anders und früher reagieren müssen?

Aus wissenschaftlicher Sicht kann ich sagen, dass der Kanton alles unternimmt, damit der Käfer sich nördlich der Alpen nicht ausbreiten kann. Die Verantwortlichen sind im Zugzwang, um die Population auszurotten.

Aber kommt der Versuch, den Japankäfer auszurotten, nicht zu spät?

Der Druck des Käfers südlich der Alpen ist gross. Hinzu kommt, dass sich die Larven im Boden befinden. Das alles macht es extrem schwer, den Japankäfer auszurotten. Demnach müssen wir eher davon ausgehen, dass wir lernen müssen, mit dem Schädling umzugehen und zu leben.

Eine Ausrottung des Japankäfers ist also unmöglich?

Leider ist davon auszugehen, dass der Käfer südlich der Alpen nicht mehr ausgerottet werden kann. Und auch nördlich der Alpen steht eine Ausrottung nicht mehr zur Diskussion, da die Populationen längst zu gross sind.

Ergibt es dann aber noch Sinn mit diversen Massnahmen und damit auch verbundenen Kosten, den Schädling ausrotten zu wollen?

Das kann man tatsächlich im ersten Moment als kritisch erachten. Aus meiner Sicht aber lohnt es sich deshalb, da man mit solchen Massnahmen die Population einschränken kann. Man verhindert also, dass die Japankäfer sich exponentiell vermehren.

Wenn der Käfer sich aber Ihrer Ansicht nach trotzdem hier ansiedeln wird: Warum dann dieser Aufwand und die Kosten?

Der finanzielle Aufwand am Anfang ist gerechtfertigt, weil der Versuch, den Käfer auszurotten, Sinn ergibt. Gelingt dies nicht, versucht man in einem zweiten Schritt, die Population einzudämmen. Denn sollte sich der Japankäfer schnell ausbreiten, kommt es schneller zu sehr hohen Kosten, da er viel mehr Schaden anrichtet. Man muss also jetzt investieren, damit man in den nächsten Jahren weniger Schaden und somit weniger Ausgaben hat.

Welche Möglichkeiten gibt es denn zusätzlich, den Schädling in Zaum zu halten?

Wir forschen aktuell an einer biologischen Kontrolle. Es gibt eine Fliege, die Eier auf dem Nacken des Käfers ablegt. Diese bohrt sich in den Käfer und bringt ihn um. Es geht jetzt aber darum, im Labor festzustellen, dass die Fliege keine Larven auf andere einheimische Käfer ablegt. In Nordamerika gibt es dazu auch schon erste positive Hinweise.

Also kommen die Klotenerinnen und Klotener aktuell nicht an den versprühten Pestiziden und dem Bewässerungsverbot vorbei?

Aktuell leider nicht. Wobei das Bewässerungsverbot eigentlich nur dann seinen Zweck erfüllt, wenn eine Trockenperiode vorherrscht. Doch aktuell zeigt sich der Sommer bekanntermassen eher regnerisch.

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