Völlig losgelöst…

«Olé, olé, olé, olé, Schwiizer Nati, Schwiizer Nati, olé, olé»: mit 1400 Schweizer Fans und ein paar wenigen Tifosi am Public Viewing in der Zürcher Maag-Halle.

völlig losgelöst…

Public Viewing in der Zürcher Maag-Halle: 1400 Fans in Rot-Weiss, dicht an dicht.

Eine Bierdusche als Krönung eines heissen Abends! Aber der Reihe nach: Schon 90 Minuten vor Anpfiff des Fussball-Knüllers Schweiz gegen Italien steht man Schlange. 1400 Fans dürfen rein in die Zürcher Maag-Halle, viele blieben draussen. Es ist eines der grössten Public Viewings in der Schweiz, gratis und vor allem wettersicher.

Auffallend viele Secondos im Schweizer Leibchen sind da. So divers wie die Nationalmannschaft sind auch die Fans. Ali Farag und Tommaso Harun Zanetti sind zwar beste Kumpel, aber heute Abend werden sie nicht gemeinsam feiern. Einer wird den anderen trösten müssen, das steht fest. Die beiden 17-Jährigen tragen das rote Trikot der Schweizer Nati und das blaue der Squadra Italiana, das heisst, die Versace-Version, gekauft in der Türkei, «da ists billiger», sagt Harun Zanetti, Lieblingsspieler Federico Chiesa, blaue Augen wie Mateo Retegui. Er hat zwar den Schweizer Pass, aber wenns drauf ankommt, ist er stolzer Italiener.

völlig losgelöst…

Ali Farag und Tommaso Harun Zanetti: Der eine wird den anderen trösten müssen.

Ali Farag kommt ursprünglich aus Portugal, und eigentlich schlägt sein Herz für die portugiesische Mannschaft, vor allem für Ronaldo. Aber er spielt selbst für die Schweiz, in der U-18-Nationalmannschaft, da muss man sich zu Rot-Weiss bekennen. Was, wenn die Schweiz auf Portugal treffen würde? Er zögert, «dann wäre ich für die Schweiz».

Auch viele Frauen sind hier, gerne tragen sie das Schweizer Leibchen mit Knopf, zeigen Bauch und Piercing. Sind sie wegen des Fussballs hier oder vielleicht auch, weils nirgendwo sonst so viele Männer hat? «Natürlich wegen des Spiels!», sagen die drei Frauen im roten Trikot. Jaqueline, Lisa und Elena Bast, Mutter und Töchter aus Laupen im Zürcher Oberland. Der Mutter gefällt Goalie Sommer am besten, weil er «ein richtiger Schweizer, ein Sympathieträger ist». Lisa sucht nach dem Namen ihres Idols, «nicht jener mit den kurzen Beinen, der andere», sagt sie, «Xhaka, genau». Elena hingegen fant für jenen mit den kurzen Beinen, Shaqiri ist gemeint.

völlig losgelöst…

Lisa, Jaqueline und Elena Bast: Fanen für die Schweiz, weil sie in der Schweiz geboren sind.

Rot-Weiss, die Fans stehen dicht an dicht, eine Büchse Bier in der Hand. 17.50 Uhr: Pfiffe und Buhrufe, als die Squadra Azzurra in den Katakomben erscheint. «Hopp Schwiiz», als die Schweizer ins Bild kommen. Punkto Outfit stehts 1:0 für Italien.

«Fratelli d’Italia» ertönt – immerhin wird während der Hymne nicht gepfiffen… aber danach. Jetzt der Schweizerpsalm, inbrünstig wird gesungen, Hand aufs Herz, erstaunlich, wie textsicher die jungen Männer sind. Anpfiff. Jetzt gehts los! «Olé, olé, olé, olé, Schwiizer Nati, Schwiizer Nati, olé, olé!» Es ist so laut in der Halle, man versteht den Sascha Ruefer kaum – was kein Nachteil sein muss.

Bei jedem Ball in Richtung Tor wird frenetisch geklatscht, «Hopp Schwiiz, hopp, Schwiiz!». Jedes Foul an einem Schweizer wird mit lautem «Buuh» quittiert, jedes Foul an einem Italiener ebenfalls, allerdings ist hier der Simulant am Boden gemeint.

Die Halle ist zwar gekühlt, doch schon bald fliesst der Schweiss nicht nur auf dem Feld. 20 Quadratmeter gross ist die Full-HD-Projektion, so gross, dass man jedes Tattoo der Spieler im Detail sehen kann: Zum Beispiel «JM» am Hals von Rodriguez, es steht für die Initialen seiner Eltern, José und Marcela. 31. Minute, es geht noch lauter: «Olé, olé, olé, olé, Schwiizer Nati, Schwiizer Nati, olé, olé!»

Cola von der Security

Die wenigen Tifosi in der Halle gehen unter – buchstäblich. 32. Minute: Der erste Fan erleidet einen Schwächeanfall, wird von der Security mit Cola versorgt und hinausbegleitet. 34. Minute: Die Gelbe Karte an Barella wird bejubelt. 36. Minute: «Hopp Schwiiz!» 37. Minute: «Goooal!» Die Fans liegen sich in den Armen. Shaqiri im Bild, die Fans rufen seinen Namen, man will Shaqiri sehen!

46. Minute, wieder: «Goooal!» Kurz nach der Halbzeitpause liegen sich die Schweizer schon wieder in den Armen: Der Riese im italienischen Tor streckt sich vergeblich: 2:0! Die Halle tobt, das Bier spritzt aus den Dosen. 88. Die Fans in der Halle geben nochmals alles! «Olé, olé, olé, olé, Schwiizer Nati, Schwiizer Nati, olé, olé!» Wo nur sind die azurblauen Trikots geblieben? Schlusspfiff. «Völlig losgelösst von der Erde», tönt aus den Lautsprechern.

Ali Farag ist besonders glücklich, seine Mannschaft hat gewonnen. Und er ist erst noch um 2500 Franken reicher. 500 Franken hat er darauf gewettet, dass die Schweiz in der regulären Spielzeit gewinnt. Auch er jubelt, aber nicht allzu ausgelassen: Er wird den schwer enttäuschten Tommaso trösten müssen.

Auf der Leinwand sieht man ein Transparent mit der Aufschrift «In Granit we trust». Beim Interview dankt Torschütze Ruben Vargas «Jesus Christus» für diesen Moment. Draussen weint der Himmel mit den Azzurri.

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