Fiechter katapultiert sich ins Aus – Junge GLP beendet Zusammenarbeit
JSVP-Präsident Nils Fiechter trat am Wochenende beim russischen Sender Russia Today auf. Die Junge GLP beendet nun die Zusammenarbeit mit der Jungen Sünneli-Partei, auch die anderen Jungparteien kritisieren Fiechter scharf.
In einem Interview mit dem russischen Sender «Russia Today» (RT) wetterte Jung-SVP-Präsident Nils Fiechter über die Friedenskonferenz auf dem Bürgenstock. «Die ganze Geschichte ist eine absolute Farce und peinlich für unser Land», sagte er – und erntete scharfe Kritik.
Es ist nicht das erste Mal in letzter Zeit, dass sich die Jungpartei in die Nesseln setzt: Für Aufschreie sorgten etwa die sogenannte «Antisemitismus-Kampagne», in der die Jungpartei ESC-Star Nemo mit dem Messerangreifer von Mannheim (D) gleichsetzte, oder das Bekanntwerden der Teilnahme von Strategiechefin Sarah Regez an einem Anlass mit dem österreichischen Rechtsextremen Martin Sellner.
Junge GLP beendet Zusammenarbeit
Bei den Jungen Grünliberalen brachte diese Häufung von öffentlichem Aufsehen nun das Fass zum Überlaufen: Geschäftsleitungsmitglied David Noser verkündete, dass die Jungpartei die Zusammenarbeit mit der Jungen SVP beende.
«Inzwischen fallen die JSVP und Fiechter fast schon täglich mit einer Aussage oder Aktion auf, mit der man gezielt gegen andere hetzt und ihnen ihre Menschlichkeit abspricht», moniert David Noser.
«Wir finden es falsch und gefährlich, dass ein Schweizer Parteipräsident sich für russische Propaganda einspannen lässt», sagt Noser auf Anfrage von 20 Minuten. «Inzwischen fallen die JSVP und Fiechter fast schon täglich mit einer Aussage oder Aktion auf, mit der man gezielt gegen andere hetzt und ihnen ihre Menschlichkeit abspricht.»
Juso tobt: «Putins Stiefellecker»
Bei den anderen Jungparteien klingt es ähnlich. Scharf kritisiert wird Fiechter von der Juso: «Sein Auftritt in RT und seine Aussagen sind unterirdisch. Er ist Putins Stiefellecker in der Schweiz und lässt sich voll in die Propaganda-Show einspannen», kritisiert Präsident Nicola Siegrist. Er ist erfreut über den Schritt der Jungen GLP.
«Fiechter ist Putins Stiefellecker in der Schweiz und lässt sich voll in die Propaganda-Show einspannen», kritisiert Juso-Präsident Nicola Siegrist.
So klingt es auch vonseiten der Jungen Grünen – sie seien erleichtert darüber, dass die Junge GLP «scheinbar auch eingesehen hat, wie gefährlich und menschenverachtend die Politik der JSVP ist» und hofften, dass «diese Einsicht von Dauer ist», so Co-Präsidentin Magdalena Erni.
«Eskapaden sind schwer fragwürdig»
Die Entwicklungen in der JSVP rund um «Fiechter und seine Truppe» seien «besorgniserregend und irritierend», sagt auch Jungfreisinnigen-Präsident Jonas Lüthy. Seit dem Führungswechsel bei der JSVP Schweiz gebe es keine systematische Zusammenarbeit mehr zwischen JSVP und Jungfreisinnigen, sagt der Präsident.
Die systematische Zusammenarbeit zwischen Jungfreisinnigen und JSVP gebe es nicht mehr, sagt JF-Präsident Jonas Lüthi. An den überparteilichen Komitees wolle man jedoch festhalten, auch wenn sich die JSVP darin engagiere.
«Wenn sich die JSVP jedoch in überparteilichen Komitees engagiert, ist das für uns kein Grund, diesen aus Protest fernzubleiben», stellt er klar. Die Schweiz lebe vom Diskurs – «auch wenn diese Eskapaden schwer fragwürdig sind, werden wir uns immer mit Argumenten wehren und nicht den Diskurs blockieren», so Lüthy.
Rüdisüli schliesst Zusammenarbeit mit Fiechter und Regez aus
Die Junge Mitte habe sich bereits im Frühling «klar und deutlich» von der Jungen SVP Schweiz distanziert, wie Präsident Marc Rüdisüli betont. «Was seitdem passiert ist, schockiert zusätzlich, aber überrascht leider auch nicht», sagt er.
«Eine Zusammenarbeit mit Personen von der Jungen SVP, die klar Grenzen überschreiten – wie Nils Fiechter und Sarah Regez – schliesse ich persönlich aber aus», stellt Marc Rüdisüli, Präsident der Jungen Mitte, klar.
Auch die Zusammenarbeit zwischen Junger Mitte und JSVP beschränke sich auf überparteiliche Komitees zu konkreten Vorlagen. «Eine Zusammenarbeit mit Personen von der Jungen SVP, die klar Grenzen überschreiten – wie Nils Fiechter und Sarah Regez – schliesse ich persönlich aber aus», stellt Rüdisüli klar.
Fiechter verteidigt seinen RT-Auftritt
Fiechter selbst sagt auf Anfrage von 20 Minuten, dass er für das Interview von RT angefragt worden sei. Er habe eine politische Haltung und über diese gebe er Auskunft. «Mein Einstehen für die Neutralität der Schweiz bleibt gleich, egal, ob mich 20 Minuten, ein ukrainischer Sender oder RT interviewt», sagt Fiechter.
Trotz der Kritik erhalte Fiechter aber auch «grossen Zuspruch» aus der Bevölkerung, wie er erklärt. Auf die Nachfrage nach seiner Reaktion zur Beendigung der Zusammenarbeit durch die Junge GLP kann sich Fiechter einen Seitenhieb nicht verkneifen: «Die durften noch gar nie mit uns zusammenarbeiten», sagt er.
Doch was hält die Mutterpartei von Fiechters Ausflug ins russische Fernsehen? Das bleibt weiterhin unklar – auf Anfrage wollte die SVP Schweiz keine Stellung dazu nehmen.