Wie Nordkorea mit Menschenhaar sein Raketenprogramm finanziert
Nordkorea hat mithilfe Chinas einen lukrativen Handel mit Menschenhaar aufgebaut. Mit dem Geld sollen die Auswirkungen von Sanktionen umgangen werden.
Blick nach oben: Wladimir Putin besucht Kim Jong-un.
Wenn der russische Präsident Wladimir Putin am heutigen Dienstag Nordkorea besucht, tut er dies an erster Stelle, um seine Dankbarkeit gegenüber dem Land und seinem Diktator Kim Jong-un für die Unterstützung im Ukraine-Krieg auszudrücken. Dass er bei dieser Gelegenheit ein neues Haarteil oder falsche Wimpern mit nach Hause nimmt, ist unwahrscheinlich. Aber er könnte – und zwar tonnenweise.
Denn der Despotenstaat hat sich mit dem Handel von Haarprodukten ein voluminöses Devisenstandbein aufgebaut. In den letzten Jahren hat der boomende Handel mit Menschenhaar dazu beigetragen, Nordkoreas isolierte Wirtschaft zu stützen. Dieser Handel mildert die Auswirkungen internationaler Sanktionen und verschafft Pyongyang wichtige Einnahmen zur Verfolgung seiner nuklearen Ambitionen.
Im vergangenen Jahr exportierte Nordkorea 1680 Tonnen falsche Wimpern, Bärte und Perücken im Wert von rund 167 Millionen Dollar nach China. Diese Verkäufe trugen erheblich zur Erholung der Exporte des abgeschotteten Staates bei. Fast 60 Prozent der nach China exportierten Waren bestanden aus Haarprodukten.
Geld für Kims Raketen
Die Produkte werden typischerweise mit aus China importiertem Haar in Nordkorea kostengünstig gefertigt und dann wieder an chinesische Unternehmen zurückgeschickt, die sie weltweit exportieren. Für die Konsumenten im Westen erscheinen diese Produkte dann als «Made in China». Sie unterliegen nicht den UNO-Sanktionen gegen Pyongyang.
Das Geld fliesst dann zu einem guten Teil in Kim Jong-uns Raketenprogramm. Eine weitere wichtige Einnahmequelle ist die schlagkräftige Cyberarmee, die Ziele im Westen ins Visier nimmt. Zwischen 2017 und 2022 sollen nordkoreanische Hacker durch Cyberangriffe 3 Milliarden Dollar für die Entwicklung von Nuklearwaffen erbeutet haben.
Und das Regime betreibt mehr als 50 Restaurants in chinesischen Städten, trotz eines UNO-Beschlusses von 2017, der alle Mitgliedsstaaten verpflichtet, nordkoreanische Arbeiter bis 2019 zurückzuschicken.
Nordkorea profitiert von der instabilen Weltlage
Trotz der Sanktionen hat Kim Jong-un die Entwicklung ballistischer Technologie weiter vorangetrieben. Die Sanktionen haben es Nordkorea erschwert, Technologie und Komponenten für seine Waffenprogramme zu erhalten, sie haben jedoch das nukleare Streben des Regimes nicht gestoppt.
Die geopolitischen Spannungen zwischen dem Westen und Russland sowie China haben Nordkorea zudem geholfen, Sanktionen zu umgehen. Der UNO-Sicherheitsrat hat seit Dezember 2017 keine Resolution gegen Nordkorea mehr verabschiedet. Die US-Sanktionen begannen 2022 zu bröckeln, als Russland und China ihre Vetos einsetzten, um verschärfte Massnahmen zu verhindern.
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