Schweiz hinkt bei der Unwetter-Warnung hinterher

Anders als viele EU-Länder warnt die Schweiz die Bevölkerung nicht mit Alarmmeldungen direkt aufs Handy. Dabei verspricht Cell Broadcast eine schnellere und zuverlässigere Alarmierung in Gefahrensituationen.

schweiz hinkt bei der unwetter-warnung hinterher

Beim Weiler Fontana im Val Bavona im Tessin wurden drei Menschen von Geröll verschüttet und kamen ums Leben.

Zu den Todesopfern der Unwetter am Wochenende zählen drei Personen, die ausserhalb ihres verschütteten Ferienrusticos im Val Bavona gefunden wurden. Die drei Opfer hätten von den Warnungen der Behörden offenbar nichts gewusst, sagte der Leiter des regionalen Krisenstabs, Antonio Ciocco, zu den Medien.

Der tragische Vorfall wirft die Frage auf, ob die Alarmierungssysteme in der Schweiz auf dem modernsten Stand sind. Denn: Während viele Länder in Europa und Amerika bereits auf Cell Broadcast setzen, bleibt die Schweiz hinter diesem Standard zurück.

Alarm für alle Handys in einem Gebiet

Cell Broadcast funktioniert ähnlich wie Radioübertragungen, nur mit Text statt Ton. Eine Textnachricht wird von einem Mobilfunkmast aus an alle Mobiltelefone gesendet, die sich in seiner Reichweite befinden.

In Europa nutzen unter anderem Deutschland, die Niederlande und Italien diese Technik für die Notfallkommunikation. In den USA, Japan und Kanada gehört Cell Broadcast ebenfalls zum Standard.

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Test-Alarmierung auf einem Smartphone via Cell Broadcast in Deutschland beim «bundesweiten Warntag» 2022.

Auch das Bundesamt für Bevölkerungsschutz (Babs) hat Cell Broadcast schon vor zehn Jahren getestet. Es kam aber zur Einschätzung, dass die Technik in der Schweiz nicht eingeführt werden sollte. Damals war auf den meisten Handys der Empfang von Cell Broadcast nicht möglich.

In einem Bericht von 2017 heisst es zudem, die Einführung von Cell Broadcast erfordere erhebliche Investitionen in die Infrastruktur und den laufenden Betrieb. «Diese Kosten müssen gegen den Nutzen und die Dringlichkeit abgewogen werden.»

Das Babs konzentrierte sich dann auf die Alertswiss-App. Gemäss einem Sprecher des Bundesamts wird diese heute von 2,2 Millionen Personen genutzt – das ist nur rund ein Viertel der heute knapp 9 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner der Schweiz.

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Die Warnmeldung auf Alertswiss beim Unwetter im Tessin am Wochenende.

FDP-Nationalrätin Maja Riniker sagt: «Die Alarmierung durch diese App genügt einfach nicht.» Sie fordert darum schon seit 2021 die «möglichst rasche» Einführung der Cell-Broadcast-Technik. «Zahlreiche andere Länder haben das System erfolgreich eingeführt. Ich verstehe nicht, warum wir nicht schneller vorwärtsmachen.»

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz verteidigt sich: Länder, die Cell Broadcast eingeführt hätten oder bald einführen würden, hätten dafür einen «dringlicheren Bedarf».

Die Schweiz dagegen verfüge mit ihrem flächendeckenden Sirenennetz über eine «hochverfügbare Grundinfrastruktur zur Alarmierung». Dazu komme die Alertswiss-App.

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«Ich verstehe nicht, warum wir nicht schneller vorwärtsmachen», sagt FDP-Nationalrätin Maja Riniker.

National- und Ständerat haben Rinikers Motion letztes Jahr überwiesen – ohne Gegenstimme. Seither arbeitet das Babs laut seinem Sprecher an einer «Strategie für die Weiterentwicklung der Information, Warnung und Alarmierung der Bevölkerung».

Die Einführung von Cell Broadcast sei Bestandteil dieser Strategie, sagt der Sprecher. Heute seien Geräte, die mit dem Standard kompatibel seien, viel verbreiteter als bei den Tests in der Schweiz vor zehn Jahren.

Noch sind laut Babs aber Anpassungen bei den Mobilfunkbetreibern und Gesetzesänderungen nötig. Der Bundesrat soll schon demnächst, nämlich «voraussichtlich im Sommer 2024» einen Beschluss fassen, wie es mit der Cell-Broadcast-Technik in der Schweiz weitergeht.

Gegen Ende Jahr ist dann mit einer konkreten Vorlage zu rechnen, bei der auch klar wird, was die Einführung des – für die Schweiz – neuen Standards kostet und welche Gesetze dafür angepasst werden müssen.

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