100'000 Kubikmeter Geröll im Dorf: Saas-Grund räumt auf
Saas-Grund wurde vom Unwetter schwer getroffen. Ein Hotel wurde verwüstet, mehrere Häuser und Autos zerstört, ein Mann kam ums Leben. Eine Reportage aus einem Dorf im Schockzustand.
Rund 100’000 Kubikmeter Geröll und Schlamm zerstörten am Sonntag Teile von Saas-Grund (VS): Das Unwetter vom Wochenende hat die Ortschaft im Saas-Tal schwer getroffen. Dutzende Autos wurden von einem Mauergang zerstört, eine Person kam ums Leben. Am Montag dauern die Aufräumarbeiten an. Ein Blick vor Ort zeigt, die Strasse konnte bereits mehrheitlich frei gemacht werden. Dennoch: Vor Dutzenden Häusern türmen sich noch die Geröllhaufen. Auch mehrere Autos sind noch in den Mengen gefangen.
Die Hotels im Ort wurden ebenfalls hart getroffen. Die Sonnenterrasse einer Einrichtung inmitten des Dorfes wurde komplett zugeschüttet. Die Fenster sind zerbrochen, die Gartenzwerge liegen kreuz und quer. Auch die Schilder von Restaurants wurden von der Gerölllawine vergraben.
«Das wird uns noch Wochen oder gar Monate beschäftigen»
Neben der Polizei, der Feuerwehr und einigen Zivilschutz-Angehörigen sind viele Anwohnerinnen und Anwohner auf der Strasse. Sie schaufeln ihre Parkplätze, Vorgärten und Keller frei. Der Schock sitzt weiterhin tief. Mehrfach hört man, wie Leute über die Strasse rufen: «Ist alles okay bei euch?» Es scheint: Man hilft sich aus, wo es nur geht.
Die Einwohner räumen auf.
Das Ziel aller: Saas-Grund soll schnellstmöglich wieder zur Normalität zurückkehren. Ein Bewohner kann es immer noch kaum fassen: «Es ist alles so schlimm. Wir wurden überrascht. Das wird uns noch Wochen oder gar Monate beschäftigen», sagt er gegenüber 20 Minuten. Sein Auto und ein Teil seines Hauses seien am Wochenende verschüttet und zerstört worden.
Es ist alles so schlimm. Wir wurden überrascht.
Den Humor hat er aber dennoch nicht verloren: «Zum Glück war es nur das alte Auto, das neue ist noch ganz.»
Einsatzkräfte seit Stunden auf den Beinen
Auch die Einsatzkräfte arbeiten unermüdlich. Ihr erstes Ziel sei es am Montag gewesen, die Strassen freizuschaufeln, sodass man wieder ins und aus dem Dorf kommt. Das ist ihnen auch gelungen. Es habe aber einiges abverlangt: Alexander Geiser koordiniert die Aufräumarbeiten. Wie er erzählt, ist er seit Sonntag um ein Uhr praktisch durchgehend auf den Beinen.
In einem nächsten Schritt müssen die Geröllhaufen vor den Gebäuden entfernt und aus dem Tal geschafft werden. Das dürfte wohl noch eine Weile dauern, meint Geiser. Die Bundespräsidentin Viola Amherd kündigte bei einem Besuch im Wallis am Montag Hilfe der Armee an.
Riesen-Ansturm, um das Tal zu verlassen
Am Montag um 16 Uhr wurde die Strasse aus dem Saas-Tal für zwei Stunden geöffnet. Der Ansturm war riesig. Hunderte nutzten das Zeitfenster, um das Tal mit dem Auto zu verlassen. Laut der Polizei waren viele davon aus Saas-Fee.
Die Autos stehen Schlange, um das Tal zu verlassen.
Die Touristinnen und Touristen hätten wahrscheinlich geplant am Sonntag in ihre Heimat zurückzukehren, wegen der verschütteten und gesperrten Strassen war das aber nicht möglich. Durch Saas-Fee zog sich eine Autoschlange. Darunter viele Schweizer, aber auch Österreicher, Holländer und Belgier.
Auch an der Bushaltestelle in Saas-Grund warteten Dutzende Touristinnen und Touristen mit gepackten Rollkoffern auf den Bus.