Saxofonist geht viral: Ein arbeitsloser Musikschullehrer erobert die Fussball-Europameisterschaft

saxofonist geht viral: ein arbeitsloser musikschullehrer erobert die fussball-europameisterschaft

André Schnura beim Fanfest in der Fanzone Dortmund. Friso Gentsch / DPA

Ein schwarzes Saxofon mit Lautsprecher, ein Trikot der Fussballlegende Rudi Völler und eine schwarze Sonnenbrille, hinters rechte Ohr eine Zigarette geklemmt: So tritt der 31-jährige André Schnura seit Tagen auf deutschen Fanmeilen auf. Anfangs ohne Genehmigung, trat Schnura wegen seiner plötzlichen Popularität jüngst auf eigener Bühne in Dortmund auf. Umringt von Tausenden Fans, die Menge tobt, die Stimmung ist auf dem Höhepunkt.

Vor einem Jahr in einer Fussgängerzone irgendwo in Deutschland: Schnura mit schwarzem T-Shirt, schwarzer kurzer Hose und schwarzer Sonnenbrille, hinterm Ohr eine Kippe, auf dem Rücken ein grosser Lautsprecher, aus dem Technobeats knallen. Um ihn herum haben sich Passanten gedrängt, einige tanzen mit, viele filmen. Follower hat er damals kaum auf seinem Instagram-Kanal. Aber die Begeisterung der Zuschauer im Video ist spürbar.

53 Wochen später wird er gefeiert wie ein Superstar, die Fans tanzen ausgelassen mit ihm, Schnura mittendrin. Es geht weniger um den Fussball als um das Lebensgefühl. Schnuras Begeisterung für die Musik und das Feiern springt auf die Menschen um ihn herum über. Mit ihm trauen sich die Deutschen, ihre Nationalelf zu feiern – unabhängig davon, ob Deutschland bei der EM gewinnt oder nicht. Das Sommermärchen findet schon jetzt auf den Fanmeilen statt.

Innerhalb weniger Tage ist Schnura deutschlandweit bekannt geworden, in sozialen Netzwerken werden Videos mit seinen Auftritten tausendfach geteilt, auf Instagram folgen ihm jetzt mehr als 500 000 Nutzer, auf Tiktok geht er viral. Wie schafft es ein Musiker, der Partysongs mit seinem Saxofon begleitet, solche Massen zu begeistern?

Nächstenliebe auf der Fanmeile

Ein Teil seines Erfolgs könnten neben den Partybeats seine Botschaften sein. Auf Instagram schreibt er unter anderem: «Hallo! Ich bin der EM-Typ mit dem Saxophon und möchte meine 5 Minuten Fame nutzen, um euch an etwas Wichtiges zu erinnern: Wir alle haben Sorgen, Ängste und Unsicherheiten. Manchmal unterdrücken wir unsere Gefühle aus Scham, fühlen uns minderwertig und glauben, wir müssten etwas leisten, um liebenswert zu sein.» Er schreibt darüber, wie viele Menschen versuchten, etwas zu sein, was sie nicht seien, von der Suche nach Frieden, Geborgenheit und Liebe. Unter seinen Videos und Beiträgen stehen Slogans wie «Wir sind einfach alle gleich» oder «We are not made to hate each other», auf Deutsch: «Wir sind nicht dafür gemacht, einander zu hassen.»

Damit trifft er offenbar einen Nerv. Deutschland wurde in den vergangenen Monaten und Jahren von Krisen gebeutelt, die AfD feiert Umfrageerfolge, und immer wieder bestimmen Nachrichten von Gewalttaten die Schlagzeilen. Schnuras Hippie-Botschaften wirken offensichtlich wie ein wohltuendes Gegengewicht. Viele Fans hinterlassen positive Kommentare unter seinen Posts, einer von ihnen schreibt: «Danke, dass du uns wieder beigebracht hast, unseren Nationalstolz zeigen zu können, ohne sofort komisch angeschaut zu werden.» Schnura selbst gibt sich bescheiden. Es soll nicht um ihn gehen, sondern um die Freude der Fans am Fussball: «Ihr habt diese unglaubliche Euphorie und Liebe in diesem Land wieder entfacht.»

Arbeitsloser Musiklehrer wird zum Influencer

Viel ist über Schnura nicht bekannt, mit Medien will er offenbar nicht sprechen, wie unter anderem die «FAZ» berichtet. In einem seiner Posts schreibt er, er habe seinen Job als Musikschullehrer verloren. Wegen einer neuen Regelung des Tarifvertrags für den öffentlichen Dienst (TvöD) wurde Schnura gekündigt, wie er seinen Fans Ende Juni auf Instagram mitteilte. Wie es beruflich für ihn weitergehen sollte, war für ihn völlig offen. Er entschied, sich ein Völler-Trikot anzuziehen und auf den Fanmeilen Musik zu machen.

Als Musikschullehrer liess er sich nebenberuflich für Hochzeiten und Partys buchen, im vergangenen Jahr hatte er einen Auftritt bei der Preisverleihung für den Sportler des Jahres in Baden-Baden. Den grossen Durchbruch aber schaffte Schnura damit nicht.

Mit seinem besten Freund betreibt Schnura zudem eine eigene Saxofonmarke, Stalaxy. Beide studierten an der Kunsthochschule ArtEZ in Arnheim in den Niederlanden, in ihrer Freizeit spielten sie früher gemeinsam bei Strassenauftritten am Timmendorfer Strand. Die Idee zur Firmengründung kam ihnen, als sie eine mattschwarze Mercedes-G-Klasse vorbeifahren sahen. «Wir haben uns beide angeschaut und sofort gewusst: Wir müssen eine Saxofonmarke gründen, die genau diese Farbe hat», schreiben sie auf ihrer Firmenwebsite.

Als Jugendlicher träumte Schnura von einer Musikkarriere und davon, wie schön es wäre, davon leben zu können. Jetzt könne er davon leben, schreibt er auf der Firmenwebsite. Hinzu kommen jetzt Auftritte auf den Fanmeilen, für die er nun erstmals gebucht wurde. In den sozialen Netzwerken wirbt er seit kurzem damit, 150 Euro pro verkauftem Saxofone an die Toni-Kroos-Stiftung für schwerkranke Kinder zu spenden, «um etwas zurückzugeben».

André Schnura nutzt die Plattform und seine neue Popularität geschickt. Demnächst geht er auf Deutschland-Tour, der Ticketverkauf ist eröffnet.

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