Uneingespielt, schlecht in Form und wenig kreativ – ein Experte über Nati-Gegner Italien

uneingespielt, schlecht in form und wenig kreativ – ein experte über nati-gegner italien

Bisher überzeugte Italien unter Trainer Luciano Spalletti nur bedingt. Ein Hoffnungsschimmer ist Nicolo Barella, schwach war bisher Gianluca Scamacca (v. l.).

Zum zweiten Mal in Folge könnte die Schweiz an einer Europameisterschaft in den Viertelfinal einziehen. Dazu müsste die Nati am Samstagabend (18 Uhr) aber Italien bezwingen. Taktikexperte Constantin Eckner verrät die Stärken und Schwächen des Nati-Gegners.

Trifft die Schweiz auf Italien, sind die Rollen eigentlich jeweils klar verteilt. Hier das kleine Fussball-Land, für welches das Erreichen der K.-o.-Phase noch immer ein (kleiner) Erfolg ist. Da der vierfache Welt- und zweifache Europameister. Eigentlich müsste Italien also klarer Favorit sein – doch vor dem Achtelfinal der Europameisterschaft sind die Vorzeichen andere. Nicht nur, weil Italien die WM 2022 wie schon vier Jahre zuvor verpasst hat.

«Italien fehlt es ein Stück weit an spielerischer Extraklasse», erklärt Taktikexperte Constantin Eckner von spielverlagerung.de gegenüber watson. Gerade im Vergleich zum Team, das 2021 die EM gewann und in der Gruppenphase die Schweiz beim 3:0-Erfolg auseinandernahm, habe das Kader an Qualität verloren. Spieler wie Lorenzo Insigne, der seit seinem Wechsel nach Toronto nicht mehr fürs Nationalteam berücksichtigt wird, fehlen. Ausserdem ist Mittelfeldspieler Jorginho mit 32 Jahren nicht mehr in der bestechenden Form von vor drei Jahren.

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Jorginho gewann 2021 mit Chelsea die Champions League und mit Italien die EM.

Die harmlosen Auftritte in der Vorrunde mit drei Toren in drei Spielen der Italiener liegen gemäss Eckner jedoch auch daran, dass «Luciano Spalletti, was offensiven Fussball betrifft, nicht so versiert ist wie zuvor Roberto Mancini». Mancini folgte im August letzten Jahres dem Lockruf aus Saudi-Arabien, kurz darauf übernahm Napolis Meistertrainer. Noch konnte sich das Team unter Spalletti, der nach wie vor am Grundgerüst tüftle, aber nicht wirklich einspielen. So wechselt der 65-Jährige in der Abwehr noch immer zwischen Dreier- und Viererkette. Im Umschaltspiel tat sich Italien an der EM sowohl gegen den Ballbesitz von Spanien als auch gegen die langen Pass-Stafetten von Kroatien schwer, sich wirklich zu befreien.

Spanien als unimitierbare Blaupause

Das muss sich auch die Schweiz zum Vorbild nehmen, meint Eckner: «Spanien hat die Blaupause dafür geliefert, wie man Italien am besten bespielen sollte.» Jedoch sei die Furia Roja ein einzigartiges Team und es sei daher schwierig, sich an den Iberern zu orientieren. Klar ist für den Experten trotzdem: «Man sollte viel Ballbesitz haben, um damit die Italiener systematisch in Richtung des eigenen Strafraums zu drücken.» Dann haben die Azzurri nämlich Probleme, wie sich schon in den bisherigen Spielen gezeigt hat. So versandeten die meisten Ballgewinne umgehend, weil das Gegenpressing nicht überspielt werden konnte.

«Italien fehlt ein wenig die Durchschlagskraft im offensiven Umschalten», sagt der deutsche Fussball-Kommentator für unter anderem Sport 1 und DAZN und gibt der Schweiz deshalb auf den Weg: «Ziehen die Mittelfeldspieler der Nati in Ballnähe die Räume zu, kommen die Italiener eventuell nur schwerlich aus der Schweizer Umklammerung.» Dazu brauche es eine gehörige Portion Mut, weiss Eckner, «aber die hat Murat Yakin für gewöhnlich».

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An Mut fehlt es Nati-Trainer Murat Yakin normalerweise nicht.

So sieht der Experte in einem ausgeglichenen Spiel intakte Chancen für die Schweiz: «Sicherlich hat Italien auf dem Papier die bessere erste Elf, aber die Nati funktioniert momentan als Einheit besser.» Besonders Dan Ndoye, Michel Aebischer und Granit Xhaka überzeugen Eckner an diesem Turnier. Bei Italien hingegen laufen einige Spieler ihrer Form hinterher. Weder Davide Frattesi noch Federico Chiesa würden derzeit komplett überzeugen, wodurch das Problem der Italiener, in der Offensive zu wenig Tiefe schaffen zu können, noch grösser werde. Weiterhin sei auch Stürmer Gianluca Scamacca bisher keine echte Gefahr, da er «in erster Linie ein Zielspieler, aber kein grandioser Abschluss-Stürmer ist».

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Vor allem auf Barella muss die Nati aufpassen

Weiterhin könnte der Schweiz entgegenkommen, dass Riccardo Calafiori für den Achtelfinal gesperrt ist. Der 22-jährige Innenverteidiger war nämlich enorm wichtig im Spielaufbau: «Mit seinen kurzen Andribbel-Bewegungen und Vorwärtspässen ist er wichtig für die Eröffnung von Spielzügen.» Eckner glaubt, dass Alessandro Bastoni Calafioris Part übernehmen wird; er sei zwar kein gleichwertig guter Aufbauspieler, aber ein kompetenter. Der Einsatz von Bastoni ist aufgrund einer Krankheit aber noch unsicher, in jedem Fall wird Gianluca Mancini in die Startformation rücken, wie Trainer Spalletti am Freitag sagte.

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Ohne Calafiori gilt es noch stärker auf Nicolo Barella aufzupassen. «Er ist der einzige im italienischen Mittelfeld mit einem signifikanten Mass an Kreativität», so Eckner. Während andere vornehmlich über ihr Lauf- und Positionsspiel kommen würden, «kann Barella hingegen Chancen von Grund auf initiieren». Ihn müsse die Nati daher besonders bewachen. Zwar sieht der Taktiker es nicht als nötig, dass beispielsweise Remo Freuler als klassischer Bewacher, der Barella nicht von der Pelle rückt, abgestellt wird. «Doch muss Barella nach Ballannahmen frühzeitig unter Druck gesetzt werden.»

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Das Schweizer Mittelfeld um Granit Xhaka und Remo Freuler muss Nicolo Barella unter Druck setzen.

Eckner bricht das Duell zwischen der eingespielten Einheit Schweiz und dem eigentlich stärker besetzten Italien folgendermassen herab: «Es ist der schöne Wettstreit zwischen System und Klasse.» Aus Schweizer Sicht ist also zu hoffen, dass sich das bessere Team gegen die stärkeren Einzelspieler durchsetzt.

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