«Uhrenmarken werden verschwinden»

Branchenexperte Oliver Müller über Höhe- und Tiefpunkte des ersten Semesters, drohende Konkurse – und dass es zu viele Uhrenmarken gibt.

Herr Müller, das erste Semester 2024 geht gerade vorbei. Die  Highlights?

Eine Messe – Watches and Wonders –, die eher positiv ausfiel, und ein konjunktureller Abschwung, der eher wie ein Soft Landing rüberkommt als wie eine totale Katastrophe. Der US-Markt entwickelt sich weiterhin auf hohem Niveau positiv weiter. Chinesische Touristen, die wieder angefangen haben zu reisen und in Japan und Europa ihr Geld ausgeben, das sie bislang mehrheitlich in den chinesischen Duty-free-Zonen ausgegeben haben. Und dann die Unterzeichnung eines bilateralen Freihandelsabkommens mit Indien vom 10. März, das noch von beiden Parlamenten ratifiziert werden muss. Kommt es durch, wird es mittelfristig eine enorm positive Entwicklung bedeuten, da es beinhaltet, dass in den kommenden sieben Jahre die Handelszölle abgebaut werden.

Was waren die Tiefpunkte im ersten Semester?

Ein chinesischer Markt, der nicht mehr so anzieht wie vor Covid und es auch nicht mehr tun wird. Aber man muss hier auch anfügen, dass viele Player einfach glaubten, dass China ein ewiger Wachstumsmarkt bleiben werde. Heute wissen wir, dass das nicht so ist. Sollte das Abkommen mit Indien zustande kommen, prophezeien gewisse Journalisten und Analysten der  Branche das «neue China». Aber das wird noch ein paar Jahre dauern und Indien wird kein «Ersatzchina».

Warum nicht? 

Weil Indien ein viel reiferer Markt ist, als es China war, als die Luxusmarken das Land Ende der 1990er und zu Beginn der Nullerjahre für sich entdeckt haben. Fraglos wird Indien den Umsatz der Branche ankurbeln, es entsteht dort eine luxuriöse Retailinfrastruktur. Aber das wird zulasten der aktuellen Hotspots wie London und Paris geschehen, wo wohlhabende Inderinnen und Inder auf Reisen heute einkaufen.

Und was bedeutet das alles für die Akteure der Uhrenindustrie?  

Sehr Unterschiedliches. Wer das Glück hat, von grossen Marken wie Rolex, Audemars Piguet, Patek Philippe oder Richard Mille Aufträge zu bekommen, hat derzeit wohl etwas weniger zu tun, aber gute Aussichten. Wer das Glück nicht hat, hat ernsthafte Sorgen: Anders als die genannten Marken reagieren die meisten anderen Uhrenhersteller sofort mit Storni, sobald die Konjunktur Anzeichen von Schwäche zeigt. Und das heisst für viele Zulieferer nicht weniger, sondern einfach keine Aufträge mehr.

«uhrenmarken werden verschwinden»

Guillaume Megevand /

Droht eine Konkurswelle?

Ich wage zu behaupten, dass wir an einem Punkt sind, wo die ganze Struktur der Uhrenindustrie sich stark verändern wird in die Richtung, die wir von anderen Branchen her gut kennen: Grosse Marken integrieren ihre Zulieferer, und kleinere, die zu wenig Volumen bringen, verschwinden vom Markt. So gesehen lautet meine Prognose: Ja, es droht eine Konsolidierungsphase, in der die stärkeren die schwächeren kaufen und leider eine Konkurswelle.

Bei den Marken oder bei den Zulieferern? 

Sowohl als auch. Die Produktionsvolumen sind in der Schweizer Uhrenindustrie auf wenige grosse Marken konzentriert. Die Swatch Group allein macht 70 Prozent des Gesamtvolumens der Industrie aus, und wenn man Rolex (mit Tudor) addiert, dann ist man bei ungefähr 80 Prozent. Bleiben noch 20 Prozent Produktionsauslastung für den grossen Rest.

Das heisst, es steht der Industrie eine schmerzvolle Phase bevor?

Leute reagieren immer geschockt, wenn ich sage, dass es viel zu viele Uhrenmarken gibt. Tatsache ist, dass in dieser Branche, verglichen mit der Auto- oder der Kosmetikindustrie, viel zu viele Marken mitspielen, die meines Erachtens gar keine Daseinsberechtigung haben. Das wird der Markt nun richten, und alle sehen es auf sich zukommen. Die Stimmung lässt sich so zusammenfassen: Leadermarken wie Rolex, Audemars Piguet, Patek Philippe und Richard Mille fühlen sich stark und werden noch dominanter auftreten. Gleiches gilt auch für einige erfolgreiche Nischenplayer wie F.P. Journe, H. Moser, MB&F oder Laurent Ferrier. Marken mit schwacher Band Equity und mangelnder Innovation bei Produkt und Kommunikation werden dagegen mittelfristig verschwinden.

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