Solltest du ohne Sonnencreme sünnelen, um Vitamin D zu tanken?
Ein hoher Lichtschutzfaktor schützt dich zwar vor Sonnenbrand – verhindert aber auch, dass deine Haut Vitamin D bilden kann.
Vitamin D gilt auch als Sonnenvitamin. Es ist wichtig für gesunde Knochen, doch viele leiden an einem Mangel. Verursachen wir den durch Sonnencreme selbst? Ein Dermatologe schätzt ein.
Der Himmel ist blau, die Sonne scheint – und dennoch bist du müde und schlapp, deine Stimmung lässt zu wünschen übrig. Spätestens ein Bluttest beim Arzt zeigt, ob du, wie so viele Schweizer, unter einem Vitamin-D-Mangel leidest. Laut Rheumaliga Schweiz haben 70 Prozent der älteren Bevölkerung einen zu tiefen, 50 Prozent einen gravierenden Vitamin-D-Mangel.
Liegt das etwa daran, dass du deine Haut gewissenhaft vor der Strahlung schützt? Dermatologe Dr. Robert Dahmen klärt, was an dieser Behauptung dran ist, was du gegen einen Mangel tun kannst und warum es keine Lösung ist, auf Sonnenschutz zu verzichten.
Warum brauchst du Vitamin D?
«Vitamin D spielt eine wesentliche Rolle im Calciumstoffwechsel. Dieser Nährstoff ist besonders wichtig für unsere Knochen. Bei Kindern kann ein Vitamin-D-Mangel dazu führen, dass sich die Knochen nicht richtig entwickeln», erklärt der Dermatologe. «Bei Erwachsenen kann ein Mangel die Knochenqualität verringern und in fortgeschrittenen Fällen sogar zu Osteoporose führen.» Du solltest also nicht nur deiner Stimmung zuliebe darauf achten, einen bestehenden Mangel zu beheben oder es gar nicht erst so weit kommen zu lassen.
Wie wird Vitamin D gebildet?
Fragt sich nur noch, wie. Dr. Dahmen erklärt gegenüber 20 Minuten: «Wenn unsere Haut UVB-Strahlung ausgesetzt wird, bildet sie die Vorstufen von Vitamin D.» Auch über die Nahrung ist eine Aufnahme möglich. «Aber abgesehen von wild gefangenem, fettem Fisch enthalten Lebensmittel nur geringe Mengen Vitamin D, die nicht ausreichen, um unseren Bedarf zu decken.» Die Sonne wäre also eigentlich dringend nötig.
Fettiger, wild gefangener Fisch wie Lachs liefert viel Vitamin D – andere Nahrungsmittel können da nicht mithalten.
Doch schützt du dich mit Sonnencreme, dann blockt der Schutz UVB-Strahlen ab. «Schon ab Lichtschutzfaktor 8 wird verhindert, dass die Strahlen die Epidermis erreichen, und damit, dass Vitamin D gebildet werden kann.»
Solltest du die Creme also weglassen?
Wie wäre es also, wenn du den Sonnenschutz weglässt? «Tatsächlich könnte das helfen, einen Mangel zu verhindern – ist aber alles andere als zu empfehlen», so der Hautarzt. «Es gibt kein sicheres UV-Expositionslevel, das die Vitamin-D-Synthese ermöglicht, ohne das Risiko von Hautkrebs zu erhöhen.» Dazu zählen laut Experte sowohl der weisse Hautkrebs, der lokal aggressiv sein, als auch der schwarze Hautkrebs, der tödlich enden kann.
Wenn du auf Sonnencreme verzichtest, erhöhst du damit das Risiko, an Hautkrebs zu erkranken.
Ausserdem gibt es noch ein Problem, das in unseren Breitengraden alle betrifft: «Die Sonnenstrahlung ist alles andere als konsistent und könnte einem Mangel nur in wenigen Monaten im Jahr vorbeugen. Die Sonne wäre also keine grosse Hilfe und kommt mit einem hohen Gesundheitsrisiko daher.»
Was sind bessere Möglichkeiten?
Jetzt zu den guten Nachrichten: Dass du dich zwischen deiner Hautgesundheit und einer Versorgung mit Vitamin D entscheiden musst, ist gar nicht nötig. Dr. Dahmen weiss: «Ist ein Mangel bekannt oder gehört man zu einer gefährdeten Gruppe – also etwa kleine Kinder oder ältere Menschen –, dann empfehlen wir Vitamin-D-Präparate zur Nahrungsergänzung. Die sind heute einfach und gut erhältlich.» 600 bis 1000 Einheiten kann man davon täglich zu sich nehmen und so einem Mangel ganz einfach entgehen. Am besten lässt du dich bei deiner Apotheke beraten.