Nach Ende von NATO-Manöver: Russisches Spionageschiff kreuzt vor Kiel
In den vergangenen Monaten kommt es im Ostseeraum immer wieder zu GPS-Störungen. Die Bundesregierung macht Moskau für die Beeinträchtigungen im elektromagnetischen Spektrum verantwortlich. Nun taucht ein russisches Abhörschiff vor der deutschen Küste auf.
Besatzungsmitglieder der
Das russische Aufklärungsschiff "Wassili Tatischtschew" hat sich einem Medienbericht zufolge am Kiel-Ostsee-Seeweg zwischen Fehmarn und dem Kieler Leuchtturm in Position gebracht. Wie die "Kieler Nachrichten" berichten, ist das in Kaliningrad stationierte Schiff den Einheiten des NATO-Manövers "Baltic Operations" gefolgt. Die Übung findet seit 1971 jährlich in der Ostsee statt. In diesem Jahr lief die Übung vom 7. bis zum 20. Juni.
Die "Wassili Tatischtschew" liegt dem Bericht zufolge außerhalb der deutschen und dänischen Hoheitsgewässer. "Verstöße gegen die Schifffahrtsordnung wurden bislang nicht festgestellt", sagte ein Sprecher der Bundespolizei der Zeitung. Welche Operationen genau das Schiff ausführt, ist nicht bekannt. Denkbar ist, dass die "Wassili Tatischtschew" den Kommunikationsverkehr in der Region belauscht. Das Schiff ist mit hochsensiblen Antennen und Radarkuppeln ausgestattet.
Estland spricht von "hybridem Angriff"
Bei der "Wassili Tatischtschew" handelt es sich laut "Kieler Nachrichten" um ein Aufklärungsschiff der russischen Vishnya-Klasse, die 1985 bis 1988 in Polen gebaut wurden. Die sieben Einheiten sind jeweils etwa 94 Meter lang und verdrängen rund 3100 Tonnen. Die "Wassili Tatischtschew" wurde 1988 in Dienst gestellt und ist eines von zwei Schiffen dieses Typs der Baltischen Flotte. Bis Januar 2000 operierte das Schiff unter dem Namen Pelengator.
In den vergangenen Monaten kam es im Ostseeraum immer wieder zu GPS-Störungen. Die finnische Fluggesellschaft Finnair setzte zeitweise Flüge von Helsinki nach Tartu in Estland aus, nachdem zwei Maschinen umgeleitet werden mussten, weil GPS-Störungen den Landeanflug verhindert hatten. Estland macht das benachbarte Russland für die Störungen verantwortlich. Außenminister Margus Tsahkna sprach von einem "hybriden Angriff".
Ähnlich äußerte sich bereits das Bundesverteidigungsministerium. "Die anhaltenden Störungen sind mit hoher Wahrscheinlichkeit russischen Ursprungs und basieren auf Störungen im elektromagnetischen Spektrum, unter anderem mit Ursprung im Oblast Kaliningrad", sagte ein Sprecher des Ministeriums Anfang Mai dem NDR.
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