Mutter des ermordeten Philippos (20) klagt an: „Ihr seid Mörder, stellt euch!“
Der beschauliche Kurpark in Bad Oeynhausen: Hier starb der 20-jährige Philippos.
Bad Oeynhausen, ein paar Tage nach dem brutalen Tod des 20-jährigen Philippos in Nordrhein-Westfalen: Ein Blumenmeer liegt in dem Kurpark am Tatort, auf Videos sieht man die Familie des Opfers weinend davor sitzen. Sie wollen nicht schweigen nach der Tat. Die blonden Haare streng nach hinten gebunden, den Blick voller Trauer und Verzweiflung, appelliert Mutter Joanna Steinmann bei RTL an die Täter: „Ihr seid die Mörder und Mitmörder. Und es wäre besser, dass ihr euch stellt und dass ihr auf den Kumpel und den richtigen Mörder mit dem Finger zeigt. Ich bitte drum.“
Es klingt beinahe wie ein Fluch, als sie eindringlich sagt: „Sonst werdet ihr bis Ende eures Lebens keine Ruhe haben. Es wird euch verfolgen, dass jemand gestorben ist.“
Inzwischen hat die Polizei einen 18-Jährigen festgenommen. Laut Welt soll es sich bei dem mutmaßlichen Haupttäter um einen Syrer handeln. Er lebt wohl seit 2018 in Deutschland. Laut „Focus“ zog die Familie 2021 von Pforzheim nach Bad Oeynhausen. Und: Der junge Mann ist der Polizei wegen Eigentums- und Drogendelikten bekannt.
Dass der Tatverdächtige gefasst worden ist, ist für die Familie des Verstorbenen aber kein Grund zur Erleichterung: Zu schmerzlich ist der Verlust, wie Philippos’ Vater und Schwester in einem weiteren RTL-Video berichten. „Man kann sich nicht so ganz darüber freuen, denn der Grund dafür ist einfach nicht schön“, erzählt Chanel Tsanis. Der Vater Dimitri Tsanis pflichtet ihr bei: „Ich glaube, wir würden uns erst freuen, wenn das alles ganz vorbei ist und alle hinter Gittern sind.“
Rückblick: Am 22. Juni stießen die Abiturienten des Ratsgymnasiums Minden im Kaiserpalais in Bad Oeynhausen auf die bestandenen Klausuren an. Philippos hatte seine Schwester zu ihrem Abiball begleitet. Weit nach Mitternacht ging der 20-Jährige mit einem Freund (19) in den angrenzenden Kurpark. Dort gerieten sie mit einer Gruppe von rund zehn jungen Männern in Streit.
Einer der Männer soll Philippos von der Gruppe weggezerrt und wiederholt auf ihn eingetreten und eingeschlagen haben. „Plötzlich“ und „frontal“ soll der Haupt-Tatverdächtige Philippos angegriffen haben, heißt es. Dieser sei durch die überraschende Attacke nach hinten gestürzt und mit dem Hinterkopf auf den Boden aufgeschlagen. Zeugen riefen die Polizei, die Männer rannten weg. Philippos’ Freund war nur leicht verletzt, doch der 20-Jährige erlitt schwere Hirnblutungen und starb drei Tage später im Krankenhaus.
Es ist nicht der erste Fall in der vergangenen Zeit, in der junge Menschen durch zugewanderte Gewalttäter umkommen. Allein in Berlin verzeichnet die Polizei eine Zunahme von Messerangriffen, besonders auch bei Kindern, Jugendlichen und Heranwachsenden. Berlins Polizeipräsidentin Barbara Slowik sagte am Wochenende dem Sender n-tv, sie sei für die von Niedersachsen geforderte Verschärfung des Waffenrechts. Seit Jahren gebe es mehr Gewalttaten. „Zugespitzt formuliert: Nach unseren Zahlen ist die Gewalt in Berlin jung, männlich und hat einen nicht-deutschen Hintergrund. Das gilt auch für Messergewalt“, so Slowik.
Doch in solchen Fällen schweigt die Politik meistens. Auch im Fall des getöteten Philippos. Bad Oeynhausens Bürgermeister Lars Bökenkröger (CDU) nannte es im WDR sogar „geschmacklos“, dass die Tat von Bad Oeynhausen ohne Wissen über die Hintergründe „von bestimmten Kräften“ politisch instrumentalisiert werde. Das helfe niemandem und sei für die Familie unerträglich. Es war ein Seitenhieb gegen AfD-Chefin Alice Weidel, die gesagt hatte, „Migrantengewalt“ sei „zu einer grauenhaften neuen Normalität geworden. Und diese Normalität können und dürfen wir nicht akzeptieren.“
Auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) will sich nicht zum Mord von Bad Oeynhausen äußern und verwies stattdessen auf die Behörden in Nordrhein-Westfalen. Eine Sprecherin sagte allerdings: „Die Bundesinnenministerin hat immer betont, dass Gewalt in der Demokratie durch nichts zu rechtfertigen ist und der Rechtsstaat Gewalt konsequent entgegentritt“.
Im Netz stößt das bei vielen bitter auf. Als beispielsweise auf Sylt Betrunkene „Ausländer raus“ zu einem Partyhit von Gigi d’Agostino grölten, hatte die SPD-Politikerin auf dem Kurznachrichtendienst X von einer „Schande für Deutschland“ gesprochen. Und als aus Grevesmühlen die Polizeimeldung die Runde machte, zwei ghanaische Mädchen seien von deutschen Jugendlichen angegriffen worden, sprach Faeser von einer „brutalen Attacke“. Später stellte sich heraus: Die ghanaische Familie war rassistisch beleidigt worden, körperliche Übergriffe hatte es nicht gegeben.