Senioren fühlen sich von Hortkindern gestört – „Haben den ganzen Tag keine Ruhe mehr“
Ungewöhnlicher Nachbarschaftsstreit
Senioren fühlen sich von Hortkindern gestört – „Haben den ganzen Tag keine Ruhe mehr“
Der Innenhof der Seniorenwohnanlage gehört zu großen Teilen den Hortkindern: Mit dem Einzug des Horts wurde der Garten komplett umgestaltet.
Einige Bewohner einer Seniorenwohnanlage in Frankfurt beklagen, dass die Kinder, die einen Hort im selben Gebäude besuchen, viel zu laut sind.
Frankfurt - Man sieht es sofort: Nesrin Yurtseva geht es nicht gut. Die vergangenen Monate haben an ihren Nerven gezerrt. Seit der Hort „Grüne Welt“ im September ins Erdgeschoss der Seniorenwohnanlage in der Heddernheimer Landstraße eingezogen ist, hatte sie tagsüber keine ruhige Minute mehr.
Sie berichtet von schreienden und Fußball spielenden Kindern im Hof. Von Grundschülern, die sich im Toberaum direkt unter ihrer Wohnung auspowern oder durch die Flure rennen. „Dann hört es sich an, als würde eine Büffelherde durch mein Wohnzimmer poltern“, sagt die Rentnerin. Sie hat nun die Konsequenzen gezogen und wird noch diesen Monat ausziehen.
Senioren ist mit der Situation unzufrieden: „Wir fühlen uns ausgegrenzt“
Nesrin Yurtseva ist aber nicht die einzige Bewohnerin, die mit der derzeitigen Situation mehr als unzufrieden ist. Viele der Senioren fühlen sich nicht mehr wohl. „Es ist eine wunderschöne Anlage. Als ich vor einigen Jahren eingezogen bin, konnte ich doch nicht damit rechnen, dass der Innenhof zu einem Spielplatz wird und wir nachmittags und in den Ferien den ganzen Tag keine Ruhe mehr haben“, sagt eine andere Bewohnerin.
Die Sparkasse und ein Pflegedienst waren damals im Erdgeschoss untergebracht, der mit Rosen bepflanzte Innenhof gehörte den Senioren. Nun haben sie nur noch ein kleines Eckchen, vielleicht ein Viertel der gesamten Fläche. „Wir fühlen uns ausgegrenzt“, sagen sie.
Kinder sollen einer Bewohnerin mit Fäusten gedroht haben
Immer wieder habe man das Gespräch mit dem Träger oder der Hortleitung gesucht, sagt Yurtseva. Um Dämmung der Decke zu den Wohnungen über dem Toberaum habe man gebeten, um eine geringere Lautstärke im Außenbereich, um mehr Respekt. „Ständig landen die Bälle in meinem Garten. Wenn ich mit den Kindern reden möchte, dann drohen sie mir mit Fäusten und Worten“, sagt eine verzweifelte Frau.
Dass es sich mit der Kombination eines Horts und einer Seniorenwohnanlage um ein herausforderndes Projekt handelt, war dem Verein für Jugendsozialarbeit bewusst. „Ein paar Anwohner haben sich bereits über die Pläne beschwert, als die Sparkasse noch in Betrieb war. Sie äußerten große Sorge und Unmut“, sagt dessen Sprecher Torsten Link.
Diese seien durchaus ernst genommen worden. Zudem habe man den Bewohnern stets angeboten, sich im Hort zu engagieren - als Vorleser oder Hausaufgabenhelfer. Für ein harmonisches Zusammenleben. Angebote, die bislang jedoch nicht angenommen worden seien.
Fußball nur noch ohne hohe Schüsse erlaubt - Schallschutzplatten sollen Lärm eindämmen
Zwischen 11.45 und 17 Uhr sei der Hort in Betrieb, so der Sprecher, Fußball dürfe zwar gespielt werden, hohe Schüsse seien jedoch nicht erlaubt. „Das funktioniert gut. Zudem handelt es sich um Kinder zwischen sechs und zehn Jahren, die sich bei schönen Situationen auch mal freuen und lauter sind“, so der Sprecher. Die Räume im Erdgeschoss seien derweil mit Schallschutzplatten versehen worden, die den Bewohnern auch bei einem Rundgang gezeigt worden seien.
„In dessen Nachgang wurde der Flur mit hochwertigen Teppichen ausgestattet und im Toberaum 15 Turnmatten angeschafft, um den Lärm zu dämmen“, so Link. Dieser werde ohnehin nur von 14 bis 15 Uhr für Aktivitäten genutzt, sonst diene er als Ruheraum oder sei geschlossen.
Mit regelmäßigen Treffen habe man versucht, die Situation zu entschärfen, diese werde man auch weiterhin anbieten, betont der Sprecher. Trotz dieser Bemühungen gebe es leider „immer noch einige wenige Parteien“, die sich beschwerten. Daher sollen die Lärmschutzmaßnahmen „optimiert werden“.
Bewohner sind sich einig: „Das Projekt ist gescheitert“
„Das ist ja auch das Mindeste“, sagen die Bewohner. Sie fordern insgesamt mehr Rücksicht. Von den Kindern und den Erziehern. „Wir sollen hier gemeinsam leben, jeder hat seine Bedürfnisse. Wenn es so weitergeht, muss man sagen: Das Projekt ist gescheitert“, sind sich die Bewohner einig.
Kürzlich ist die beliebte Senioreneinrichtung „Biazza“ in Frankfurt gerettet worden. Zumindest vorübergehend.