Amazon: Onlineriese sagt Billigheimern Temu und Shein den Kampf an
Umstrittene Schnäppchenportale wie Temu und Shein gewinnen Marktanteile. Jetzt will Amazon-Gründer Jeff Bezos die Billigheimer mit einem eigenen Discount-Marktplatz nur für chinesische Händler angreifen – und US-Kunden direkt aus China beliefern.
Amazon: Onlineriese sagt Billigheimern Temu und Shein den Kampf an
Wie groß und erfolgreich die Shopping-Apps Temu und Shein wirklich sind und welche Gefahr sie für Amazon und andere Wettbewerber darstellt, darüber streiten Experten. Amazon nimmt die E-Commerce-Neulinge ganz offensichtlich ernst und geht nun gegen die Billigheimer in die Offensive – mit einem eigenen Discount-Shop nur für chinesische Verkäufer. Das berichtet der US-Sender CNBC unter Berufung auf Insider.
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Über das Amazon-Schaufenster sollen chinesische Händler Kleidung, Haushaltswaren und andere Artikel zu niedrigen Preisen direkt an US-Verbraucher verkaufen können. Der Start des Discount-Shops sei noch nicht festgelegt. Amazon wolle aber gemäß einer Präsentation, die CNBC einsehen konnte, im Herbst mit der Annahme von Produkten beginnen.
Der Präsentation zufolge werde der Discount-Marktplatz viele Artikel unter 20 Dollar anbieten. Amazon wolle die Produkte direkt aus China in die USA versenden. Spätestens elf Tage nach Bestellung sollen US-Verbraucher die bestellten Produkte geliefert bekommen. In der Vergangenheit hatten Amazon-Händler in China ihre Waren zunächst an Lagerhäuser in den USA geschickt, bevor sie dann von Amazon weiter transportiert wurden.
Lieferung direkt aus China in 11 Tagen
Amazon werbe für die neue Logistik-Vereinbarung mit Kosteneinsparungen unter den chinesischen Händlern, heißt es in dem Bericht weiter. Sie sollen zudem neue Artikel durch die Produktion von Kleinstserien testen dürfen. Auch Shein praktiziert das Modell der On-Demand-Produktion, bei der zunächst eine begrenzte Menge an Waren hergestellt und bei steigender Nachfrage mehr produziert wird. Amazon-Sprecherin Maria Boschetti wollte sich zu den weiteren Plänen des Unternehmens nicht äußern.
Amazon macht seit vielen Jahren gute Geschäft mit in China ansässigen Händler. Der Konzern von Jeff Bezos (60) gab an, dass im vergangenen Jahr chinesische Verkäufer auf der Amazon-Website 20 Prozent mehr Artikel verkauft hätten gegenüber dem Vorjahr. Zugleich habe die Zahl der chinesischen Händler mit einem Umsatz von mehr als 10 Millionen US-Dollar (9,35 Millionen Euro) um 30 Prozent zugenommen.
Temu und Shein haben in den vergangenen Jahren ihre internationale Präsenz ausgebaut. Amazons Vorstoß stellt nach Einschätzung von Beobachtern daher die bislang aggressivste Antwort auf diese Schnäppchenseiten dar. Überdies würde sich der Konzern dabei auch eine US-Handelsregelung zunutze machen, die einzelne Pakete im Wert von weniger als 800 Dollar von US-Zöllen befreit.