Standort-Report: Österreichs Wettbewerbsfähigkeit zerbröselt weiter
Standort-Report: Österreichs Wettbewerbsfähigkeit zerbröselt weiter
Der österreichische Wirtschaftsstandort gerät im internationalen Wettbewerb zunehmend ins Hintertreffen. Der am Dienstag publizierte „World Competitiveness Report“ des renommierten Schweizer IMD-Instituts mit Sitz in Lausanne reiht Österreich nur noch auf dem 26. Rang (unter 67 untersuchten Ländern). Damit setzt sich eine besorgniserregende Entwicklung fort: Seit dem ersten Coronajahr geht es sukzessive abwärts mit dem österreichischen Standort. Belegte man 2020 noch den respektablen 16. Rang, rutscht die heimische Wettbewerbsfähigkeit immer weiter ins Mittelmaß ab. Der wirtschaftliche Abgesang des österreichischen Standortes ist also ein schleichender struktureller Prozess.
Die Gründe dafür sind vielfältig. Besonders bemerkenswert ist der im vergangenen Jahr dramatische Abfall der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit. Lag Österreich hier im Vorjahr noch auf Rang 22, weist uns das Ranking 2024 nur noch an 33. Position aus. Geschuldet ist das der hierzulande im internationalen Vergleich lange besonders hohen Inflation sowie dem daraus resultierenden Rückgang der Binnenwirtschaft.
Steuerpolitik schwächt Wirtschaftsstandort
Grund zur Sorge gibt auch der Abfall bei den politischen Rahmenbedingungen, wenngleich dieser wirtschaftspolitische Beobachter kaum überraschen kann. Die Studienautoren orten Österreich hier nur noch auf dem 40. Rang – ein Abfall um 15 Positionen seit 2020. In Sachen Steuerpolitik scheint Österreich gar nur noch auf dem 64. Rang auf. Kaum sonst wo ist der Faktor Arbeit so hoch besteuert wie hierzulande. Forderungen, die Lohnnebenkosten zu senken, um der stagnierenden Wirtschaft etwas unter die Arme zu greifen, blieben von der Politik aber weitgehend ungehört. Auch bei der Produktivität hat Österreich leicht an Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt, liegt aber immerhin noch auf dem soliden 15. Rang.
Bei der Infrastruktur konnte sich Österreich im internationalen Schnitt sogar leicht verbessern – vor allem in den Bereichen Gesundheit und Umwelt, dort hat sich Österreich auf den siebenten Platz verbessert. Auch als Wissenschaftsstandort hat sich Österreich im Spitzenfeld etabliert (Rang 14).
Singapur voran, Venezuela Schlusslicht
Insgesamt ist der langfristige Abfall Österreichs angesichts der Rezession des vergangenen Jahres und der anhaltend stagnierenden Wirtschaftsleistung nicht überraschend und erfolgt etwa im Gleichschritt mit Deutschland und dem seit dem Brexit deutlich zurückgefallenen Briten.
Angeführt wird das Ranking von Singapur, der Schweiz und Dänemark, gefolgt von Irland und Hongkong. Während sich vor allem kleinere Volkswirtschaften und Schwellenländer verbesserten, fielen die USA (von Rang neun auf zwölf) und viele westeuropäische Staaten zurück. Das Schlusslicht bilden Venezuela und Argentinien, die jeweils in schweren wirtschaftlichen sowie politischen Krisen stecken.