Ein Nachruf auf das 15-Uhr-Spiel

Jetzt gehts mit der EM erst richtig los? Von wegen. Ein Nachruf auf das Nachmittagsspiel, ein Nachruf damit auch: auf das schönste Bier des Tages.

ein nachruf auf das 15-uhr-spiel

Aperonaldo: Wem es das Leben und die Leidenschaft erlaubten, der hat mit dem 15-Uhr-Spiel manchmal auch schon etwas getrunken.

Bereits am Samstag ist, viel zu früh und unerwartet, das 15-Uhr-Spiel von uns gegangen. Es wurde zuletzt gesehen in Hamburg beim 1:1 Tschechiens gegen Georgien, und es soll Menschen unter den Fernsehzuschauern geben, in denen hallt der Abpfiff von Schiedsrichter Daniel Siebert bis heute nach wie ein leiser, aber fortwährend klagender Tinnitus.

In Thomas Manns «Zauberberg» heisst es, «der Mensch soll um der Güte und Liebe willen dem Tode keine Herrschaft einräumen über seine Gedanken». Aber das ist leichter geschrieben als gelebt. Die erfahrene Realität ist doch eine andere: Da, wo gerade noch das 15-Uhr-Spiel war, sind jetzt wieder Nachmittage. Gewöhnliche, arbeitsreiche, letztlich entsetzliche Nachmittage.

Das 15-Uhr-Spiel war die süsseste Versuchung

Da, wo sich jetzt wieder diese Nachmittage ausbreiten, fett und frech, als gehörte ihnen die Welt, war bis Samstag also: das Glück. Das Glück, es flog heran in 2-Wort-Chiffren. Kroatien - Albanien, Slowenien - Serbien, Slowakei - Ukraine. Und es erreichte einen, das ist seine Natur, oft unvermittelt. Man stand auf, putzte die Zähne, betrieb ein wenig Konversation. Man ass zu Mittag, trank einen Espresso, und exakt dann, an der Schwelle zur Sinnlosigkeit fast jeder Erwerbsarbeit, lugte das 15-Uhr-Spiel um die Ecke und lachte einen an, immer lachte es einen so unschuldig und, ja: ergebnisoffen an.

Das 15-Uhr-Spiel, es war bei diesem Turnier wie eine «Bekannte von früher», die man zufällig auf der Strasse trifft und mit der man spontan was trinken geht. Und so hat, wem es das Leben und die Leidenschaft erlaubten, auch mit dem 15-Uhr-Spiel der eine und die andere etwas getrunken, zum Beispiel, nein, vorzugsweise: ein Bier. Endlich wieder ein Bier.

Das 15-Uhr-Spiel schenkte Einsamen Halt, Freunden Nähe und Lohnerwerbsknechten die süsseste Versuchung, seit es Arbeitszeitbetrug gibt. Selbst die Hassmaschine Twitter wurde dann, für ein paar Stunden, zu einer Zentrifuge für Zuckerwatte. Das 15-Uhr-Spiel, es war schnell erhoben in den Stand des «Unemployed Classic». Am Sonntag und noch zu Beginn der neuen Woche gab es dann zum Weinen lustige Nachrufe, Memes als Comic Relief.

Die Wirklichkeit: Was unseren Wünschen im Wege steht

Andere User filzten Ansetzungen weit ausserhalb der EM, um den 15-Uhr-Mythos am Leben zu halten, und sei es mit einem Testspiel zwischen dem FC Germania Bieber und Kickers Offenbach. In solchen Fällen aber stellt man am besten gleich einen Überweisungsschein aus für den Philosophen Wolfram Eilenberger. Dieser sagte am Montag im Deutschlandfunk, Wirklichkeit sei das, was unseren Wünschen im Wege stehe.

Und die Wirklichkeit lautet nun also wieder, siehe oben: Nachmittage. In einem gleichnamigen Band übrigens schreibt Ferdinand von Schirach davon, dass die Zeit zuweilen nicht linear vergehe, dass sie sich stattdessen dehne «zu einem andauernden, zu einem immerwährenden Moment». Genauso soll das 15-Uhr-Spiel in Erinnerung bleiben.

Wie lässt sich seiner am besten gedenken? Eine höchst individuelle Frage. Aber vielleicht reicht die Sehnsucht ja für einen stillen kollektiven Gruss am Finaltag. Man könnte argumentieren: Wer dann um kurz vor drei kein Bier vor dem Fernseher aufmacht, der hat das 15-Uhr-Spiel nie geliebt.

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