Eigentümer pro Quadratmeter besteuern? «Total von der Rolle» findet SVP-Dettling
Der Baumeisterverband will Wohneigentümer nach Quadratmetern besteuern. (Symbolbild)
Menschen in der Schweiz sollen Wohnfläche, die sie nicht nutzen, freigeben. Das findet der Baumeisterverband. Laut Verbandspräsident Gian-Luca Lardi muss bestehender Wohnraum effizienter genutzt werden – die Schmerzensgrenze bei der Wohnungsknappheit sei erreicht, sagte Lardi gegenüber dem Tagesanzeiger. Dieser Vorschlag ist kontrovers, weil insbesondere ältere Menschen nach dem Auszug ihrer Kinder oft in zu grossen Einfamilienhäusern oder Wohnungen leben.
«Personen im dritten Lebensabschnitt bewohnen durchschnittlich 71 Quadratmeter Wohnfläche, während junge Generationen mit nur 41 Quadratmetern auskommen müssen», sagte Lardi in seiner Rede am Tag der Bauwirtschaft in Zürich, wie der Tagesanzeiger weiter schreibt.
Lardi plädiert ausserdem dafür, Wohneigentümer nach Quadratmetern zu besteuern. Das bedeutet: Wer viel Fläche belegt, soll höhere Steuern zahlen. Gleichzeitig sollen diejenigen steuerlich belohnt werden, die auf weniger Quadratmetern leben.
Hohe Mieten verdrängen die Schweizer verstärkt in die Agglomeration
So argumentiert die SVP
watson hat bei SVP-Nationalrat und Parteipräsident Marcel Dettling nachgefragt, was er von dem Vorschlag der Baumeister hält. Dieser ist alles andere als begeistert. «Der Baumeisterverband ist total von der Rolle», sagt er.
Getreu der SVP-Linie erklärt er: «Statt das Problem bei der Wurzel zu packen und endlich die extreme Zuwanderung in unser Land wieder zu steuern, wie das seit 2014 in der Verfassung steht, will der Baumeisterverband nun sogar höhere Steuern bei den alten Menschen im Land eintreiben.»
Hält nichts vom Baumeister-Vorschlag: Marcel Dettling.
Das sagt die SP
Doch auch Mattea Meyer, SP-Nationalrätin und Co-Parteipräsidentin, ist nicht Feuer und Flamme für die Herangehensweise der Baumeister. Sie sagt: «Der Vorschlag der Baumeister packt das Problem, dass immer mehr Menschen Mühe haben, bezahlbaren Wohnraum zu finden, nicht bei der Wurzel. Damit ältere Menschen, die in einer grossen Wohnung leben, in kleinere Wohnungen umziehen könnten, müsste es gerade in den Städten ein ausreichendes Angebot an kleinen, erschwinglichen Wohnungen geben.»
Mattea Meyer will mehr sozialen Wohnungsbau.
Das sei aber nicht der Fall, da der gemeinnützige, preisgünstige Wohnungsbau trotz Verfassungsauftrag zu wenig gefördert würde. «Hauptverantwortlich für die explodierenden Mieten ist die Immobilienlobby und ihre Nutzniesser wie beispielsweise die Banken, die sich am Spiel mit der schwindenden Kaufkraft der Menschen schamlos und ohne Leistung bereichern», so Meyer.
Um den gemeinnützigen Wohnungsbau zu stärken, fordert die SP amtliche Mietzinskontrollen, die Aufstockung des Fonds de Roulement – aus welchem gemeinnützigen Bauträger zinsgünstige, rückzahlbare Darlehen gewährt werden – sowie den Stopp der ständigen Bodenpreissteigerung:
«Die Städte sollen eigenes Land nicht mehr den Meistbietenden verkaufen, sondern ausschliesslich nicht renditeorientierten gemeinnützigen Wohnbauträgern im Baurecht abgeben. Zudem müssen Städte und Gemeinden aktiv nach Gelegenheit suchen, Bauland oder Industriebrachen zu erwerben. Der Boden soll dann im Baurecht Wohnbaugenossenschaften und gemeinnützigen Stiftungen zur Verfügung gestellt werden.»