12-mal mehr Babys mit Verdacht auf Schütteltrauma

Das Inselspital Bern meldet einen Anstieg von Verdachtsfällen von Säuglingen mit Schütteltrauma. Wenn das Kind dauernd schreit, stossen Eltern heute schneller an ihre Grenzen als früher.

Am Inselspital Bern gibt es immer mehr Fälle von Babys mit Verdacht auf Schütteltrauma. Eltern würden bei ihren Kindern schneller die Geduld verlieren und sie schütteln, was in den meisten Fällen verheerende Folgen mit sich bringe. Das berichtet die «Berner Zeitung».

«Ein bis zwei Verdachtsfälle pro Monat»

Mischa Oesch, leitende Psychologin und Psychotherapeutin der Kinderschutzgruppe im Inselspital, sagt zur «Berner Zeitung»: «In den Jahren 2022 und 2023 gab es eine starke Zunahme an Babys mit der Verdachtsdiagnose Schütteltrauma mit ein bis zwei Verdachtsfällen pro Monat.» In früheren Jahren seien es ein bis zwei Verdachtsfälle pro Jahr gewesen.

Ein Schütteltrauma sei nicht einfach festzustellen. Ob das Gehirn des Babys Schäden genommen hat, sehe man ihm nicht direkt an. Typische Folgen seien Erbrechen, Trinkschwäche oder Apathie, diese können aber mit einer Infektion verwechselt werden.

Der Kopf eines Säuglings ist nicht stabil genug

Wird ein Säugling heftig geschüttelt, schleudert der Kopf wegen der noch schwachen Nackenmuskulatur vor und zurück. Der Kopf kann so nicht stabilisiert werden, deshalb schlägt das Hirn im Schädel heftig hin und her, wodurch Blutungen entstehen können.

«Einmal heftig schütteln reicht, und das Baby kann tot sein oder schwerste Schäden davontragen», sagt Oesch zu der «Berner Zeitung». Zehn bis dreissig Prozent der geschüttelten Kinder sterben. Nur zehn bis zwanzig Prozent erleiden keine bleibenden Hirnschädigungen. Viele der betroffenen Kinder sind dauerhaft geistig und körperlich eingeschränkt.

Jeder Fall eine Gratwanderung

Laut Sara Schnyder, Oberärztin im Notfallzentrum für Kinder und Jugendliche, sei jeder Fall eine Gratwanderung. Sollten Ärztinnen und Ärzte einen Missbrauch übersehen, liessen sie das Kind in lebensgefährlichen Umständen alleine. Sollten sie die Eltern aber zu Unrecht der Misshandlung bezichtigen, könnte das für die Familie schwere Folgen haben.

«Viele Eltern schämen sich, wenn sie an ihre Grenzen stossen, zum Beispiel wenn ihr Kind stundenlang schreit,» erklärt Oesch. Sobald Schlafmangel und zu wenig Impulskontrolle dazukommen, sei ein Schütteln des Babys nicht mehr weit entfernt.

Pandemie und soziale Medien als Auslöser

Warum immer mehr Eltern ihre Babys schütteln, ist laut Oesch vielschichtig. «Die Frustrationstoleranz der Eltern scheint tiefer. Das Bild vom Baby wird in den sozialen Medien rosiger präsentiert, als es in der Realität ist.» Nach der Pandemie seien die Menschen generell psychisch belastet, hätten mehr Mühe, ihre eigenen Bedürfnisse in den Hintergrund zu stellen, und seien einsamer.

Astrid Held von der Mütter- und Väterberatung erklärt gegenüber der «Berner Zeitung»: «Die Eltern haben heutzutage oft unrealistische, nicht altersgerechte Erwartungen an ihr Kind und haben Mühe, mit dem Schreien umzugehen.» Ein Kind sei für einige ein Projekt. «Entspricht das Kind nicht diesem Projekt, dann sind sie unzufrieden.»

Zunahme im Inselspital ein Einzelfall

Der Anstieg der Fälle am Inselspital Bern scheint in der Schweiz aber ein Einzelfall zu sein. Das Kinderspital Zürich habe keine Zunahme von Schütteltraumafällen verzeichnen können, heisst es auf Anfrage von 20 Minuten. Im Jahr 2024 seien bisher zwei Fälle registriert worden. Auch am Universitäts-Kinderspital in Basel könne kein Anstieg beobachtet werden: «Die Zahlen sind sogar eher zurückgegangen, dies eventuell auch aufgrund der Sensibilisierung der Eltern zu diesem Thema.» Jährlich würden maximal zwei bis drei Verdachtsfälle registriert. Zur Sensibilisierung der Eltern werde das Thema Schütteltrauma mehrmals aufgegriffen, etwa beim Austrittsgespräch oder in Broschüren.

Auch das Luzerner Kantonsspital verzeichnet keine Steigerung von Schütteltraumafällen: «Vielmehr zeigt sich eher ein mehrjähriger Trend zur Zunahme verschiedener Misshandlungsformen.» Laut der nationalen Kinderschutzstatistik sei das aber auf ein besseres Melde- und Erfassungsverhalten zurückzuführen.

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