Friedensengel sind an der Bürgenstock-Konferenz nicht erwünscht

friedensengel sind an der bürgenstock-konferenz nicht erwünscht

Am Checkpoint in Stansstad wird nur durchgelassen, wer an der Konferenz teilnimmt oder in der Nähe der roten Zone wohnt. Denis Balibouse / Reuters

Haltet euch fern vom Bürgenstock! Diese Botschaft haben die Behörden in den vergangenen Wochen der lokalen Bevölkerung im Kanton Nidwalden vermittelt. Die Abschreckung, für die an diesem Wochenende Hunderte von Polizisten und Soldaten sorgen, wirkt. Und dies nicht nur gegenüber allfälligen Störenfrieden aus dem Ausland. Das Zentrum von Stansstad wirkt am Samstagmorgen ziemlich leer.

Wer trotz den umfangreichen Sicherheitsmassnahmen im Ort geblieben ist, wirft vielleicht einmal einen Blick auf den Vierwaldstättersee, wo die patrouillierenden Motorboote der Schweizer Armee einen Hauch von Navy vermitteln. Ab und zu geht ein Blick nach oben. Doch die meisten Stansstader haben sich an das ständige Dröhnen der Helikopter gewöhnt, die seit einigen Tagen praktisch permanent über der verbotenen Zone kreisen.

Beim ersten Checkpoint am Fuss des Konferenzbergs, wo die Polizei die internationalen Delegationen, die Medienschaffenden und die Hotelangestellten einer ersten Kontrolle unterzieht, beobachten nur etwas mehr als ein Dutzend Personen das Geschehen. Es sind vor allem Auswärtige, die an diesem Nadelöhr einen Blick auf die vorbeifahrenden Staatschefs zu erhaschen hoffen.

Polizeiautos statt Staatschefs

Ein älterer Mann aus Zürich Wollishofen verbringt bereits den zweiten Tag hier. Doch bisher hat ihm die Rekognoszierung vom Vortag keine Vorteile gebracht. Langweilig sei es gewesen, das ist am Samstagmittag seine erste Promi-Bilanz. «Bisher konnte ich vor allem eine Studie über Polizeiautos aus den verschiedenen Kantonen machen», sagt er . Da sei an der Krönung von König Charles III. in London wesentlich mehr los gewesen, für die er vor einem Jahr extra nach London gefahren ist. Dann kam in Stansstad auch noch Pech dazu. Ausgerechnet als die Wagenkolonne der amerikanischen Delegation mit ihren imposanten SUV vorbeifuhr, habe ein Kollege angerufen. «Darum habe ich zu spät abgedrückt», sagt der Mann ärgerlich.

Schliesslich lohnt sich das lange Warten für ihn doch noch. Vizepräsidentin Kamala Harris sitzt nämlich sowieso nicht in einem der Wagen. Sie und ihr engerer Tross werden nach 12 Uhr mit drei imposanten Chinook-Helikoptern eingeflogen, begleitet von zwei Super Pumas der Schweizer Luftwaffe. «Ich weiss, woher die Helis kommen», sagt der Beobachter, als die Motorengeräusche immer lauter werden. Die Flugroute hätten «die Amis» nämlich gestern schon geübt. Rechtzeitig kann er daher auf den Auslöser seines Smartphones drücken.

Zu fotografieren gibt es sonst in der Nähe des Checkpoints wenig. Die offiziellen Bilder, die von der Ukraine-Konferenz hängenbleiben werden, kommen direkt vom Bürgenstock. Dort läuft inzwischen das Begrüssungsritual der Politiker ab, die noch vor einer halben Stunde hinter getönten Scheiben in Stansstad vorbeigefahren sind. Immerhin einen Farbtupfer gibt es unten am Checkpoint doch noch. Unmittelbar vor dem Kontrollposten hat sich inzwischen ein kleines Mädchen aufgestellt. Es trägt Engelsflügel in den ukrainischen Landesfarben und hat ein Schild mit der Aufschrift «Your power – our peace. We believe in you!» umgehängt.

Lange kann das Kind seine Friedensbotschaft nicht vermitteln. Nach rund zwanzig Minuten hält ein Patrouillenfahrzeug der Luzerner Polizei, und zwei Beamte steigen aus. Höflich, aber bestimmt bitten sie die Familie, zu verschwinden. Nach kurzer Diskussion räumt die Familie, zu der auch zwei Jungen gehören, den Platz. «Man hat uns gesagt, dass politische Propaganda hier nicht erlaubt sei», sagt die Mutter. «Wir verstehen das nicht. Wir sind extra aus den Niederlanden angereist und wollen nur Frieden.» Vielleicht will die ukrainische Familie am Sonntag versuchen, den abreisenden Staatschefs diese Botschaft zu vermitteln.

Offensichtlich sind Plakate mit politischen Botschaften sowie ukrainische Flaggen im direkten Umfeld der Konferenz für den Frieden unerwünscht. Auch an anderen Orten rund um den Bürgenstock werden Leute kontrolliert, die sich mit der Ukraine solidarisieren. So kontrolliert eine Polizeipatrouille am frühen Nachmittag einen Mann. Er ist in der Nähe der Zentrale der Nidwaldner Kantonspolizei zu Fuss unterwegs mit einem Rucksack, der mit der ukrainischen Flagge geschmückt ist. Immerhin dürfen Ukrainerinnen und Ukrainer aus ganz Europa am Nachmittag ganz offiziell auf dem Luzerner Bahnhofplatz für ihren Wunsch nach Frieden demonstrieren.

Der überraschende Zwischenstopp

Kontakte zwischen den 101 Delegationen und der lokalen Bevölkerung sind also weder erwünscht, noch bleibt dafür Zeit. Doch manchmal spielt der Zufall mit, und es kommt zu überraschenden Begegnungen. Bis kurz nach Samstagmittag rauschen sämtliche Fahrzeuge vor den Schaulustigen durch. Egal, ob es sich um glänzende Limousinen handelt oder um Kleinbusse des Zivilschutzes Emmen, in denen die nicht ganz so hochkarätigen Konferenzteilnehmer zum Bürgenstock hochgefahren werden.

Doch plötzlich kommt Bewegung in die Szenerie. Unvermittelt halten drei mit CD-Kennzeichen versehene SUV und parkieren kurz vor dem Checkpoint. Die Aufkleber auf der Frontscheibe verraten, dass es sich um die Delegation der Côte d’Ivoire handelt. Offensichtlich veranlassen der Heisshunger und die Ungewissheit, wann es an der Konferenz etwas zu Essen geben wird, die Diplomaten zu dem ungeplanten Zwischenstopp. Sie verschwinden in einem kleinen Lebensmittelladen, dessen Besitzer sich über die Kundschaft an diesem doch eher trostlosen Tag freut. Die Snacks, mit denen die Konferenzteilnehmer nach kurzer Zeit wieder erscheinen, dürften völkerverbindend wirken. Der Laden verkauft nämlich osteuropäische Spezialitäten.

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