Jugendliche gehen auf Mädchen aus Ghana los - «bodenloser Hass»
Ein mutmasslich rassistisch motivierter Angriff in einer norddeutschen Kleinstadt macht den dortigen Bürgermeister und Anwohner fassungslos.
In Grevesmühlen in Mecklenburg-Vorpommern haben Jugendliche eine Familie mutmasslich aus rassistischen Gründen angegriffen. Zwei Mädchen im Alter von acht und zehn Jahren, deren Familie aus Ghana stammt, seien am Freitagabend aus einer Gruppe von rund 20 Menschen heraus attackiert worden, erklärte die Polizei. Einer der Angreifer soll dem achtjährigen Mädchen dabei ins Gesicht getreten und es leicht verletzt haben.
Als die Eltern der Kinder hinzugekommen seien, hätten bis zu acht Menschen auch diese angegriffen und dabei den Vater leicht verletzt. Noch nach Eintreffen der Polizei sei die Familie aus der Gruppe heraus rassistisch beleidigt worden. Das achtjährige Mädchen und der Vater wurden mit einem Rettungswagen in ein Spital gebracht.
Wer schweigt, mache sich mitschuldig
Wegen des Angriffs ermittelt die Polizei wegen Landfriedensbruchs, gefährlicher Körperverletzung, Volksverhetzung und Beleidigung. «Nach ersten Erkenntnissen handele es sich bei den mutmasslichen Tätern ausschliesslich um Jugendliche und Heranwachsende», erklärten die Behörden.
Die Landesintegrationsbeauftragte von Mecklenburg-Vorpommern, Jana Michael, sprach von einer «abscheulichen und schockierenden Tat». Sie rief die Jugendlichen in der Gruppe auf, «die Täter zu benennen und nicht aus Gruppendruck zu schweigen». Wer als Zeuge schweige, «macht sich mitschuldig und verhindert die Aufklärung dieser widerlichen Gewalt an Kindern.»
«Es dürfte viele Zeugen geben, aber man duckt sich weg.»
Der Bürgermeister von Grevesmühlen sagt gegenüber der «Bild»: «Die rassistisch motivierte Tat macht mich fassungslos. Sie zeugt von bodenlosem Hass und enthemmter Unmenschlichkeit. Es ist durch nichts zu entschuldigen. Das Menschenbild, was da zutage tritt, ist schlichtweg eine Schande.»
Auch Anwohner sind schockiert. Eine sagt: «Wie kann man sich nur an Kindern vergehen. Ein ganz schlimmer Tag für Grevesmühlen.» Ein anderer möchte anonym bleiben - aus Angst davor, als nächster im Spital zu landen. «Das ist unmittelbar hinter dem Hausblock passiert, noch vor Anstoss des Spiels (Anm.d.Red.: das Eröffnungsspiel der Fussball-Europameisterschaft). Es dürfte viele Zeugen geben, aber man duckt sich weg.»