13 Doppelbürger im Bundeshaus: Italo-Schweizer im Fan-Dilemma
Nicht weniger als 13 Mitglieder des National- und Ständerats haben auch den italienischen Pass. 20 Minuten hat nachgefragt, wen sie im EM-Achtelfinal wirklich anfeuern.
Am Samstag trifft die Schweizer Nati im Achtelfinal auf Italien. Weil alle sieben Bundesräte verhindert sind, schickt Bern den frisch gewählten Bundeskanzler Viktor Rossi nach Berlin. Ausgerechnet: Rossi ist Schweizer und Italiener – und damit nicht allein im Bundeshaus. Gleich 13 Mitglieder des National- und Ständerats haben neben dem Schweizer auch den italienischen Pass. Stürzt sie das Spiel ins Fan-Dilemma? Oder können sie nur gewinnen?
Jon Pult (SP): «Italien hat schon genug Turniere gewonnen»
Jon Pult (SP) ist für die Schweiz, Italien habe schon genug Turniere gewonnen.
Erst die Politik, dann der Match: Jon Pult ist am Samstag zu Gast in Schaffhausen. Am Sommerfest der SP Schaffhausen hält der Bündner Nationalrat eine Rede. Im Anschluss schauen sich die Genossen auf einer Leinwand zusammen das Spiel an. Grundsätzlich ist der 39-Jährige ein Fan beider Mannschaften: «Letztlich bin ich aber eher für den Underdog, die Schweiz. Italien hat schon genug Turniere gewonnen.» Gönnen würde er es dem Team von Luciano Spalletti aber trotzdem.
Simona Brizzi (SP) hofft auf ein 3:2
Simona Brizzi (SP) «fant» für die Schweiz, drückt aber beiden Teams die Daumen.
Ständerätin Simona Brizzi ist am Samstag am Quartierfest in Ennetbaden AG, das sie selbst mitorganisiert hat. Für einen grossen Bildschirm sei gesorgt, damit alle beim Fussballspiel Schweiz-Italien mitfiebern könnten. «Ich drücke beiden Teams die Daumen», sagt Brizzi. Aber: «Fanen» werde sie für die Schweiz – sie hofft auf ein 3:2. «Falls die Schweiz jedoch verlieren sollte, freue ich mich für Italien.»
Cédric Wermuths (SP) Fussballherz schlägt für die Schweiz
Cédric Wermuth hatte in der Familie schon Diskussionen zum bevorstehenden Spiel, er ist allerdings für die Schweiz.
Das Spiel führe in seiner Familie schon zu Diskussionen, wenn auch zu eher scherzhaften, erzählt SP-Co-Präsident Cédric Wermuth im «Tages-Anzeiger». Seine Grossmutter ist gebürtige Italienerin. Trotzdem meint er: «Ich würde sagen, die Schweiz ist am Samstag favorisiert.» Italien habe bisher nicht überzeugt. Da er in der Schweiz aufgewachsen und erst 2002 formell in Italien eingebürgert worden sei, schlage sein Herz beim Fussball für die Schweiz – «wenn es hart auf hart kommt». Beim Curling hingegen sei er für Italien, merkt Wermuth an. Sein Cou-Cousin spiele dort in der Nationalmannschaft.
Jacqueline de Quattro (FDP) tippt auf Penaltyschiessen
Jacqueline de Quattro (FDP) tippt auf ein 0:0 mit anschliessendem Elfmeterschiessen.
Jacqueline de Quattro will das Spiel auf ihrem iPad anschauen, wie sie verrät. «Das lasse ich mir nicht entgehen!» Zwar liebe sie Italien, ihr Herz schlage allerdings für die Schweiz. «Unsere Nati schlägt sich super. Das Spiel gegen Deutschland war grosse Klasse», gibt sich de Quattro hoffnungsvoll. Besonders stolz sei sie als Waadtländerin auf Dan Ndoye, der am vergangenen Sonntag das Tor für die Schweiz erzielte. «Italien hingegen hat mich weniger überzeugt. Ihr Torhüter ist allerdings stark – aber unserer auch», wägt de Quattro ab. Sie tippt auf ein 0:0 mit anschliessendem Elfmeterschiessen. «Das kann total spannend werden», meint sie euphorisch.
Alfred Heer (SVP) «war nie einer, der im Trikot mitfiebert»
Alfred Heer (SVP) interessiert sich nicht mehr wirklich für den Fussball, seit er selbst nicht mehr «tschuttet».
Der Zürcher Nationalrat serviert im Fischerverein, wenn die Schweizer Nati gegen die Squadra Azzurra aufläuft. «Ich war nie einer, der im Trikot mitfiebert und durchdreht, wenn das Team verliert», sagt Heer. Seit er selbst nicht mehr «tschuttet», interessiere ihn der Fussball noch weniger. Der Schweiz drücke er am Samstag aber schon die Daumen. Gleichzeitig erinnert er daran, dass ein Sieg oder eine Niederlage im eigenen Leben nichts ändert: «Es geht einem immer gleich schlecht, egal wer gewinnt.»
Mauro Poggia (MCG): «Stehe sowieso auf der Gewinnerseite»
Mauro Poggia (MCG) sieht sich so oder so auf der Gewinnerseite. So könne man den Abend sowieso besser geniessen.
Wo er am Samstag das Achtelfinal-Spiel schauen wird, hat der Genfer Ständerat Mauro Poggia noch nicht entschieden. Am liebsten ginge er dazu jedoch in ein italienisches Restaurant mit grossem Bildschirm – «für die Stimmung», wie er sagt. Auf einen Favoriten will sich der Secondo nicht festlegen. Er hoffe auf ein schönes Spiel und dass diejenige Mannschaft gewinne, welche die besten Chancen habe, so weit wie möglich zu kommen. «Egal wie das Spiel ausgeht, stehe ich schlussendlich auf der Gewinnerseite. Das ist sowieso besser, wenn man bis zum Schluss einen schönen Abend verbringen will.»