Zu Besuch beim Schweizer Internetpionier in Portugal

In Portugal hat sich Thomas Sterchi eine Farm gekauft und diese auf regenerative Landwirtschaft umgestellt. Wie der Unternehmer trotzdem schwarze Zahlen schreibt – ganz ohne Gift und Pestizide.

Irgendwo im Nirgendwo. Der Handyempfang springt zwischen dem portugiesischen und spanischen Netz hin und her. Eine rote Boje im Alqueva-Stausee markiert die Grenze zwischen den zwei Ländern. Hier auf der portugiesischen Seite ist es eine Stunde früher als ein paar Meter weiter östlich in Spanien. Kaum ein Tourist verirrt sich in diese Region – höchstens ein paar Radfahrer auf der Durchreise. Willkommen auf Terramay!

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Fabienne Bühler /

Die Farm ist ein verstecktes Paradies: Pferde, Kühe, Schweine, Ziegen, Obst- und Gemüsegärten, Korkeichen, Olivenbäume und Seen. Das Landgut gehört dem Unternehmer Thomas Sterchi (55) aus Zürich. Er hat die 560 Hektaren vor fast sechs Jahren gekauft. Terramay, also «Mutter Erde», heisst das Land, auf dem Sterchi eine grosse Zukunft sieht – auch seine eigene Zukunft. «Ich werde mir ein Haus bauen und hierherziehen», sagt er, während er im Morgenlicht zu seinen Pferden spaziert.

Der gebürtige Berner gehört zu den spannendsten Unternehmern der Schweiz, doch viel ist nicht über Thomas Sterchi bekannt. «Ich stehe nicht gern im Rampenlicht, diesen Platz überlasse ich lieber meinen Projekten.» Sterchi hat das Stellenportal jobs.ch aufgebaut und vor 17 Jahren für einen dreistelligen Millionenbetrag verkauft. Heute besitzt er verschiedene digitale Unternehmen wie Cineman oder Teleboy, veranstaltet das Zermatt Unplugged, besitzt ein Restaurant in Zürich und liefert mit Tom Tasty schweizweit vorgekochte Gerichte aus.

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Vor ein paar Jahren hat Sterchi einen Roadtrip durch das Land im Süden Europas gemacht. Mit dabei: David de Brito (37) und dessen Frau Anna (42). David de Brito ist Portugiese, kam vor über 20 Jahren in die Schweiz und arbeitete für Sterchi in verschiedenen Positionen: vom Serviceangestellten bis hin zum persönlichen Assistenten. «Inzwischen ist er einer meiner besten Freunde», sagt Sterchi. Gemeinsam entwickelten die beiden Männer die Idee von einem Bauernhof mit CO2-neutraler und biologischer Landwirtschaft. «Als wir Terramay entdeckten, war ich sofort verliebt», sagt Sterchi und schaut auf die weiten Hügel des Alentejo. «Aber es war schon etwas grösser als geplant, ehrlich gesagt.»

Als Klimaaktivist sieht er sich aber nicht. «Ich glaube daran, dass die Lösung für die Klimathematik im Boden liegt. Nur ein gesunder, fruchtbarer Boden kann CO2 binden, Wasser aufnehmen und speichern. Und uns mit nährstoffreichen Nahrungsmitteln versorgen. Ich bin also so etwas wie ein Bodenaktivist», sagt er und lacht.

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Eine grosse Herausforderung ist die Wirtschaftlichkeit eines solchen Betriebs. «Als Unternehmer will ich beweisen, dass das funktionieren kann», sagt er. Und fügt hinzu: «Ich mache oft etwas mit hoher Unvernunft – jedoch passe ich danach konsequent an, bis es passt.» Schwarze Zahlen schreiben – ohne Gifte, Pestizide und Gentechnologie. «Natürlich können wir nicht sofort die ganze Welt ernähren», gibt Sterchi zu bedenken, «aber bei uns klappt es – wir leben das.»

Seine Vision auf Terramay ist es auch, verlorene Traditionen erneut aufleben zu lassen. «Wer backt heute noch selbst Brot?», fragt Anna de Brito. Die Berlinerin und ihr Mann leiten die Farm und leben hier mit ihren drei Söhnen. Zum Landgut gehört auch ein Atelier, in dem Anna mit ihrem Team Würste, Tee, Kräutermischungen, Brot und Gebäck herstellt und verkauft – oft an lokale Restaurants und Hotels.

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Im benachbarten Dörfchen Rosário hat Thomas Sterchi acht Häuser gekauft, darunter die alte Bäckerei und eine Pizzeria. Er will die Region beleben und Touristen anziehen. Geplant ist auf Terramay auch ein Hotel mit 15 Zimmern und einem Häuschen. Die Bauarbeiten beginnen Ende dieses Jahres. Doch wie sollen die Touristen den Weg hierhin finden? «Wenn ich es hier schön finde, finde ich auch andere Leute, die es hier schön finden. Wir brauchen nicht Zehntausende Touristen.» Und wie kommen die grossen Pläne des Schweizers bei der lokalen Bevölkerung an? «Klar ist ein Teil skeptisch. Das kenne ich von Zermatt. Dort fanden es auch nicht alle cool, dass ein Fremder ein Festival aufbaut. Das braucht halt Zeit», sagt er. «Wir verstehen uns sehr gut mit dem Gemeindepräsidenten, der uns unterstützt.» Inzwischen arbeiten 33 Personen auf dem Betrieb, weitere werden folgen.

Thomas Sterchi wird nächstes Jahr sein Haus auf einem der Hügel von Terramay bauen und nach Portugal ziehen. «Hier sehe ich die Zukunft.»

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Die Schweizer Illustrierte hat eine neue Podcast-Folge – hier reinhören!

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