Mit Kindern am Esstisch: Diese Sätze lässt du gescheiter sein
«Erst das Gemüse, dann den Kuchen!» – dieser Satz kann negative Folgen haben.
Statt Gemüse aufzuzwingen, zu drohen und zu locken, lieber ermutigen: Ernährungsexpertin Ilona Sanchez erklärt, worauf du am Esstisch mit Kindern achten solltest.
«Isst du alles auf, scheint morgen die Sonne» – ist dieser Satz in deiner Kindheit gefallen oder wendest du ihn gar selber an? Wenn auch kein offensichtliches Food-Shaming – er ist problematisch. Weshalb, erklärt Ilona Sanchez, Bsc Ernährungsberaterin FH bei der Ernährungstherapie Basel. Und gibt Tipps, worauf du am Esstisch mit Kindern achten solltest.
«Je entspannter die Situation, desto besser»
«Eine grosse Rolle spielt die Essensumgebung. Je entspannter die Situation, desto eher wird ein Kind gut essen und kooperieren», rät die Expertin. Sorge also für eine harmonische Atmosphäre. «Es hilft, wenn das Kind weiss, dass es nun Zeit hat zum Essen. Und unter welchen Bedingungen die Mahlzeit vorbei ist. Eine analoge Uhr fürs Sichtbarmachen der Essenszeit kann helfen.»
Eine entspannte Atmosphäre am Esstisch wirkt sich positiv aufs Essverhalten des Kindes aus.
Bestimmte Sätze gilt es zu vermeiden. Insbesondere Millennial-Eltern sollten darauf achten: Für sie könne es eine Herausforderung sein, Kindern gesunde Essensentscheidungen zu vermitteln, statt Komplexe aus der eigenen Kindheit und Jugend, heisst es auf «Huffington Post». Grund dafür seien Diät-Trends aus den 90ern.
Schlecht über den eigenen Körper reden
«Sätze wie ‹Iss nicht so viel, sonst wirst du dick› sind extrem problematisch», findet Ernährungsexpertin Ilona Sanchez. Auch an dich selbst: «Wenn sich ein Elternteil oder eine andere Betreuungsperson über den eigenen Körper beschwert und bestimmte Lebensmittel einschränkt, hat das Kind möglicherweise das Gefühl, dasselbe tun zu müssen.»
Prüfende Spiegelblicke – vor Kinderaugen ein No-go.
Andersrum sollte das Kind aber auch nicht aufgefordert werden, aufzuessen. «Essen Erwachsene immer alles auf? Im Restaurant am Buffet sehe ich häufig Essensreste auf Tellern», so Sanchez. Zwang helfe nicht in der Beziehung zum Kind. Er sorge für Angst, Unsicherheit und dafür, dass sich das Kind nicht verstanden fühlt.
Drohen, erpressen und bestechen
«Iss jetzt, sonst wirst du nicht gross, gesund und stark» – auch diese Aussage ist für Sanchez bedenklich. Drohen und Erpressen schafft eine negative Atmosphäre. Zudem könne es dem Kind künftig schwerfallen, darauf zu hören, ob es satt ist, oder nicht.
«Das Kind lernt: ‹Nur, wenn ich alles esse, mag man mich› und überisst sich womöglich ständig – bis zum Hochgewicht», so die Expertin. Ermutige es stattdessen, auf Sättigungssignale zu achten. Essen sollte nicht als Werkzeug gesehen werden: «Das Schlimmste, was man machen kann, ist Essen (oder Essensentzug) als Strafe oder Belohnung einzusetzen.»
Essen bewerten
Auch der Satz «Nur, wenn du das Gemüse isst, gibt es ein Dessert» geht nach hinten los, denn damit wird der gesunde Broccoli indirekt als etwas unappetitlich betitelt, für das es eine Belohnung braucht. Essen zu bewerten, sei generell keine gute Idee: «Wir bei der Ernährungsberatung benutzen ‹gesund› nicht als Wort. Gewisse Lebensmittel sind geeignet für eine gewisse Lebenssituation», so Sanchez.
«Mit dem Essen spielt man nicht»: Dürfen sich deine Kinder selbst auftun oder gegenseitig füttern?
Auf die Frage, was mögliche Folgen von gewissen Kommentaren sein können, antwortet Sanchez: «Essstörungen aller Art: von Anorexie und Bulimie über Binge-Eating bis zu Hochgewicht (Adipositas). Und vor allem Schuldgefühle, wenn man ‹falsch› isst.» Was stattdessen gefördert werden sollte? Das Kind beim Kochen und in der Küche miteinbeziehen.