«Wir hatten Todesangst – unser Dorf ist zerstört»
Eine junge Mutter erlebte das Unwetter im Maggiatal hautnah. Sie und ihre Familie mussten evakuiert werden.
Der Weiler Piano di Peccia in der Tessiner Gemeinde Lavizzara wurde in der Nacht auf Sonntag vom heftigen Unwetter heimgesucht. «Wir hatten Todesangst. Unser Dorf ist zerstört», sagt Sara Soresini, eine junge Mutter zweier kleiner Kinder, gegenüber Tio.ch. «Ich erkenne den Ort nicht mehr. Es ist verrückt, was passiert ist», so Soresini weiter.
Helikopter fliegen am Montag über das obere Maggiatal. Es wird nach vermissten Personen gesucht. Die Soresinis wurden bereits evakuiert. Die Familie befindet sich nun in der Gegend von Lugano. Dort ist sie bei der Schwester von Sara Soresini untergekommen. «Am Samstagabend waren wir auf der Party des traditionellen Fussballturniers. Alles war gut. Mein Mann stand dort am Grill. Dann ging ich mit den Kindern nach Hause», sagt die junge Mutter.
«Ãœberall war Wasser und Schlamm.»
Der Regen verstärkte sich vor Mitternacht. Unzählige Blitze gingen vom Himmel nieder. «Ich konnte in dieser Situation nicht schlafen. Ich war nervös. Als ich die Fenster öffnete, wurde mir klar, dass etwas Ernstes passiert. Überall war Wasser und Schlamm. Ich rannte zu meiner Mutter in die nahegelegene Wohnung. Ich sagte ihr, sie solle zu uns kommen», beschreibt Soresini die bedrohliche Situation.
Sebalter hätte an Party spielen sollen
Ihre Verwandten betreiben einen Bauernhof und auch eine Ferienwohnung. Dort hätte die Band des Musikers Sebalter wohnen sollen, die nach Piano di Peccia gekommen war, um auf der Party zu spielen.
Ursprünglich hatten die Organisatoren des Fussballturniers eine Openair-Veranstaltung auf dem Draione-Feld geplant, doch angesichts der ungünstigen Wettervorhersage wurde der Plan verworfen. Das Programm wurde drastisch reduziert und das Event in eine Halle verlegt.
«Telekommunikation wurde unterbrochen»
«Ich wusste, dass mein Mann und meine Brüder in einem Schuppen festsassen. Dort verbrachten sie mit etwa 200 Menschen die Nacht im Dunkeln, ohne Strom. Irgendwann wurde die Telekommunikation unterbrochen. Mein Vater befand sich zu diesem Zeitpunkt weit weg vom Tal. Da er nicht in der Lage war, mit uns zu kommunizieren, ging er von Cevio hinauf, wo die Visletto-Brücke einstürzte», so die junge Mutter weiter.
Soresini ist in Gedanken mit den Menschen in ihrem Tal: «Viele sind von dieser Katastrophe betroffen. Einige haben ihr Zuhause verloren, andere ihr Geschäft. Auch meine Familie weiss nicht, ob die 150 Tiere, die sie hatte, in Sicherheit sind. Viele Autos wurden vom Fluss verschluckt. Wir hoffen, dass wir wieder auf die Beine kommen.»