Warum der amerikanische Fonds American Century drei deutsche Aktien favorisiert

microsoft, warum der amerikanische fonds american century drei deutsche aktien favorisiert

Andreas Marlow, Generalleutnant des Heeres der Bundeswehr, mit einem Leopard-Panzer. Die Getriebe vieler Militärfahrzeuge stammen von Renk. Annegret Hilse /Reuters

Studien sprechen eine deutliche Sprache – Small-Caps schlagen langfristig die bekannten Blue Chips. Trotzdem haben Fondsmanager für kleinere Aktien wie Trevor Gurwich es seit Jahren schwer. Der Südafrikaner steuert den Global Small Cap Fund bei American Century Investments. Er hat durchaus Argumente dafür, warum die Small-Caps aufholen könnten.

Zu den Profiteuren könnten auch einige Titel aus Deutschland zählen, die Gurwich in seinem weltweit aktiven Fonds hält: etwa Redcare Pharmacy, der Getriebehersteller Renk und der Online-Tickethändler CTS Eventim. Zwei Schweizer Favoriten hätte er am liebsten immer noch im Portfolio, doch sie sind inzwischen zu gross geworden.

Herr Gurwich, wenn man in den Lehrbüchern der Geldanlage blättert, findet man immer wieder den Hinweis, dass Small-Caps die Blue Chips langfristig überflügeln. Derzeit sieht es aber nicht danach aus, oder?

Grundsätzlich ist es tatsächlich so, dass langfristig die risikobereinigten Renditen von Small-Caps im Vergleich zu denen von Large-Caps höher sind – aber eben auch die Standardabweichung.

Anleger müssen bei kleineren Aktien also stärkere Kurseinbrüche aushalten.

Deswegen ist die tatsächliche Rendite, die man erhält, definitiv auch gerechtfertigt. In letzter Zeit liefen Small-Caps schlechter – auch weil die Leitzinsen vergleichsweise hoch waren, womit die kleineren Unternehmen nicht so gut zurechtkommen. Das Problem ist, dass die meisten Anleger dann sagen: «Oh, mein Gott, ich bin im Minus, ich muss verkaufen.» Die Menschen suchen mehr Ertragssicherheit, mehr kurzfristige Sicherheit, so dass sie die weniger liquide Anlageklasse abgeben und die grossen Werte wie Nvidia, Microsoft oder Cisco und dergleichen kaufen.

Haben die Anleger bei Nebenwerten bereits aufgegeben?

Genau. Dabei sind das die besten Zeiten, um in Small-Caps einzusteigen. Vorausgesetzt, man achtet auf ein paar Dinge, wie zum Beispiel den Ertrag und das Ertragswachstum. Derzeit sehen wir wieder ein Ertragswachstum im Small-Caps-Universum – und für 2025 sollte sich dieses Wachstum noch beschleunigen Richtung 22 Prozent. Mit Blick auf die Bewertung: 2014 bezahlte man dafür einen Aufschlag gegenüber den grossen Standardwerten – heute einen Abschlag. Mit anderen Worten: Wir sind der Meinung, dass die Small-Caps-Welt im Moment eine ziemlich überzeugende Gelegenheit bietet.

Das von Ihnen zu hören, überrascht nicht. Wo setzen Sie die Grenze zwischen Small- und Mid-Caps?

Wenn ein Unternehmen eine Grössenordnung von, sagen wir, 10 bis 15 Milliarden Dollar Marktkapitalisierung erreicht, dann gehört es für uns ins Mid-Caps-Universum – und wir steigen aus.

Sie haben Redcare Pharmacy im Portfolio. Wie gross ist das Potenzial durch das E-Rezept?

Wir sind ziemlich begeistert von der Chance, die Redcare bietet. Ich habe mich erst kürzlich mit dem Managementteam getroffen, das uns hier in New York besucht hat. Im Wesentlichen ermöglicht Redcare die elektronische Übertragung von Rezepten vom Arzt direkt an die Online-Apotheken von Redcare. Das ist aus mehreren Gründen sehr vorteilhaft: Erstens ist das eine enorme Zeitersparnis für jeden Arzt oder Patienten, weil man so die Richtigkeit der Bestellung besser überprüfen kann. So ist zudem sichergestellt, dass man auch wirklich das bekommt, was der Arzt verschrieben hat – der Prozess umfasst nur wenige menschliche Interaktionen, die etwas durcheinanderbringen könnten. Und darüber hinaus ist das auch eine echte Chance für Redcare.

Warum, es gibt in Deutschland doch so viele Apotheken?

Wir denken, dass Redcare definitiv Potenzial hat, wenn sich die Leute erst einmal an die Bequemlichkeit gewöhnt haben. Weil sie sich so einen neuen Markt schafft für rezeptfreie Produkte – das ist anders als bei klassischen Apotheken. Sie kann also ihren Markt ausdehnen. Die Genehmigung dafür ist erst vor kurzem erteilt worden. Der Aktienkurs ist im vergangenen Jahr in Erwartung dieser Ereignisse ziemlich gestiegen – und jetzt sind wir in einer Phase, in der wir versuchen zu verstehen, wie schnell die Kunden diese Technologie annehmen.

Wie gross ist dieser potenzielle neue Markt?

Er könnte riesig sein. Je nachdem, welche Annahmen Sie treffen. Denken Sie an Aspirin, an Pflaster, aber auch Krankenhausbetten, Gehstöcke oder andere medizinische Geräte, die man womöglich braucht. Was das Unternehmen im Wesentlichen tut, ist, einen Marktplatz zu schaffen, wo man diese Produkte online kaufen kann. Ich möchte hier keine Zahl nennen, aber es ist sicherlich eine grosse Chance.

Ist dieses Geschäftspotenzial schon im Kurs enthalten?

Wir haben gesehen, dass der Preis für die Aktie von einem Tiefstand Anfang 2023 von etwa 50 Euro auf heute etwa 117 Euro gestiegen ist. Was in meinen Augen nicht im Kurs enthalten ist, ist eine ziemlich grosse Akzeptanz der Menschen für das E-Rezept. Dazu kommt das Geschäft mit rezeptfreien Produkten, das ist der Zuckerguss auf dem Kuchen. Redcare ist ein IT-Unternehmen, das den Menschen den Umgang mit den Rezepten erleichtert, der Versand findet über Nacht statt – ganz bequem. Sie können Ihre Versichertenkarte einfach ans Handy halten, die E-Rezepte tauchen auf, und die Produkte lassen sich direkt bestellen.

Eine andere Aktie in Ihrem Portfolio ist Renk. Vor ein paar Jahren liessen viele Investoren Rüstungsaktien links liegen, heute ist das anders.

Vor zwei, drei Jahren war niemand von uns wirklich besorgt über einen Krieg oder einen Konflikt an der Grenze Europas. Die weltweiten Ausgaben für militärische Ausrüstung sind drastisch gestiegen. Das gilt nicht nur für Renk, sondern auch für Rheinmetall und Hensoldt aus Deutschland oder Saab, ein Unternehmen aus Schweden, das unter anderem Kampfflugzeuge herstellt. Wir sehen eine signifikant erhöhte Nachfrage nach militärischer Ausrüstung – nicht nur, um die Ukraine zu versorgen, sondern auch von den Nato-Staaten mit Blick auf die eigenen Verteidigungsausgaben. Diese Zahlen sind in der Summe ziemlich erheblich.

Das ist der globale Trend. Und warum Renk?

Jedes Mal, wenn Sie einen Panzer oder ein Artilleriefahrzeug oder eine Art von Zugfahrzeug herstellen, brauchen Sie Antriebssysteme wie die von Renk, die Sie in die Maschinen einbauen. Renk-Produkte fliessen also in eine Vielzahl von Produkten in einem derzeit wachsenden Bereich ein, etwa für den Bau von Panzern oder gepanzerten Mannschaftstransportern.

Wie schlägt sich das konkret in den Geschäftsaussichten nieder?

Für das Jahr 2025 rechnen wir mit einem Ertragswachstum von 20 bis 30 Prozent. Die Überraschung wird aber von der stetig steigenden Zahl von Aufträgen ausgehen. Denn wenn man einen Panzer konstruiert, ist es sehr schwierig, einen anderen Fahrwerktyp oder einen anderen Getriebetyp zu wählen.

Also wie in der Autoindustrie, wo Unternehmen wie Volkswagen mit dem Plattformansatz arbeiten?

Wenn man einen Panzer entwirft, ist es schwierig, unterschiedliche Chassis oder Getriebe zu verbauen und nicht mit Standards zu arbeiten. Einfach, weil man weiss, dass man mehrere tausend dieser Fahrzeuge fertigen wird und standardisierte Teile dabei helfen – was eben auch für das Getriebe gilt. Damit hat Renk schon einen gewissen Burggraben im Sinne von Warren Buffett, also einen Schutz vor Konkurrenz. Noch wichtiger ist etwas anderes: Wir sehen den grössten Hebel, wenn die Aufträge für Unternehmen dynamisch anziehen, wenn aus Gegenwind auf einmal Rückenwind wird. So wie im Verteidigungssektor.

Sprechen wir über CTS Eventim. Sein Hauptkonkurrent Live Nation hat ja offenbar gerade ein rechtliches Problem: Das US-Justizministerium hat eine Klageschrift gegen das Unternehmen veröffentlicht. Dabei geht es im Kern um möglicherweise wettbewerbswidrige Praktiken, die in den USA zu sehr hohen Eintrittspreisen geführt haben. Ist das auch so ein Hebel?

Der Hauptkonkurrent könnte vielleicht etwas Platz aufgeben müssen. Das Unternehmen CTS gehört zu den Platzhirschen, die einen grossen Teil des Ticketverkaufs kontrollieren, und zwar lokal und in Europa. Aber was wir bei CTS auch sehen, ist seine Fähigkeit, den Ertrag weiter wachsen zu lassen, neue Märkte zu erschliessen und auch Fusionen und Übernahmen in anderen Teilen der Welt durchzuführen.

Wie sieht es mit der Bewertung aus?

Die Bewertung ist nicht gerade billig, aber das Unternehmen liefert ziemlich gut. Ausserdem hat es ein Geschäft mit hohen Margen, guten wiederkehrenden Einnahmen und ist gut für die sich ändernden Vorlieben der Menschen positioniert. Die Leute wollen nicht unbedingt Produkte, sondern Erlebnisse, Reisen oder eben Konzerte.

Gibt es Aktien, die Sie besser nie verkauft hätten?

Es gibt tatsächlich ein paar Namen, von denen ich wünschte, ich hätte sie nie verkauft, zum Beispiel Straumann. Das ist ein Unternehmen aus der Schweiz, das unter anderem Zahnimplantate herstellt – und das einfach immer weitergewachsen ist. Inzwischen ist es jetzt ein Mid-Cap, zu gross für unser Universum. Es gibt aber auch andere Gesellschaften wie Geberit, den Hersteller von Badezimmersystemen. Auch die sind als Small-Cap gestartet und sind über den Zeitraum von zehn Jahren nun mehr als das Doppelte wert. Straumann ist bei 23 Franken gestartet, jetzt sind es gut 115 Franken. Das zeigt: Im Umgang mit Small-Caps ist Geduld sehr wichtig – lassen Sie die Unternehmen für sich arbeiten.

Trevor Gurwich

Der gebürtige Südafrikaner verwaltet bei American Century Investments unter anderem den Global Small Cap Fund. Zuvor war er Consultant für Arthur Andersen.

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