«England hat so keine Chance gegen die Schweiz»
In Extremis hat sich England den Viertelfinalplatz gegen die Schweiz gesichert. Doch das Team wird kritisiert.
Mit mehr Glück als Verstand hat sich England am Sonntag den Viertelfinaleinzug gesichert. Erst in der fünften Minute der Nachspielzeit gelang den Three Lions der Ausgleich gegen die Slowakei. Ein Kane-Treffer in der Verlängerung brachte dann den 2:1-Sieg. Die englische Zeitung «Sun» sprach von «95 Minuten unerträglicher Peinlichkeit».
Doch die Partie zeigte einmal mehr: Die Engländer spielen aktuell Anti-Fussball. Trainer Gareth Southgate meint: «Wir haben immer noch einen langen Weg. Ich verstehe, dass unsere Performances hinterfragt werden. Aber wir haben Qualität, die uns im Turnier hält. Ich bin sehr stolz auf die Spieler.»
Marktwert von 1,5 Milliarden
Zur Einordnung: England hat in der regulären Spielzeit dieser EM erst ein Spiel gewonnen. Dies, obschon die Mannschaft einen Kaderwert von 1,5 Milliarden Franken hat und das teuerste Team der EM ist. Tore sind Mangelware. In der Gruppenphase schoss das Star-Team nur zwei Treffer.
Die TV-Experten sind sich einig, der Trainer ist der Grund. Gladbach-Spieler Chris Kramer findet: «Ich denke jedes Mal, wenn ich die Engländer unter Southgate sehe: Was macht ihr denn da? Ich verstehe nicht, wie man mit so einem unglaublichen Spielermaterial die eigenen Stärken nicht nutzen kann. Er schickt einfach die Elf ins Rennen. Es ist egal, wer da spielt. Er hat keinen Plan.»
Beim Spiel gegen die Slowakei kommentierte Moritz Volz beim ZDF mit. Der langjährige Premier-League-Spieler meinte dann: «England hat so keine Chance gegen die Schweiz.»
Nati topfit und taktisch flexibel
Das kommt nicht ganz überraschend – die Schweiz hat sich mit ihren Auftritten gegen Deutschland und vor allem gegen Italien als Favoritenschreck gezeigt und mittlerweile den Titel als Geheimfavorit ergattert. Doch warum eigentlich?
Aufgrund ihrer Mentalität und aufgrund ihrer Flexibilität. Vier Mal in Folge setzte Murat Yakin auf eine andere Startelf, vier Mal in Folge ging der Poker auf. Captain Xhaka erklärt: «Wir haben Spieler auf internationalem Niveau. Wir konnten viel rotieren und man hat keine Veränderung gesehen. Wir brauchen jeden, jeder hat seine Rolle.»
20-Minuten-Kolumnist Valon Behrami findet: «Die Schweizer Mannschaft ist topfit, mental voll da, taktisch unberechenbar und findet für alles Lösungen. Hinzu kommt noch die ausgezeichnete Stimmung. Jeder einzelne Spieler verkörpert eine Ambition, die weit über das Viertelfinale hinausgeht.»