Als über Basel eine Himmelschlacht tobte
1566 sollen sich am Himmel über Basel schwarze Kugeln bekämpft haben. Davon berichtet ein zeitgenössisches Flugblatt. Doch was ist dran an dieser Geschichte?
Was ist passiert?
Im Sommer 1566 soll es in Basel laut einem zeitgenössischen Bericht an drei Tagen zu aussergewöhnlichen Erscheinungen am Himmel gekommen sein. Demnach soll sich am 27. Juli ein ungewöhnlicher Sonnenuntergang ereignet haben, bei dem die Sonne Blut zu weinen schien, wie es heisst. Anschliessend sei der Mond «fast rot und blutfarben» am Himmel gestanden. Am nächsten Tag sei auch die Sonne wieder rot aufgegangen und habe die Gassen und Häuser angeschienen, «als ob alles feuerrot und blutig wäre».
Noch wundersamer ging es dann am 7. August zu und her. Kurz vor und nach dem Sonnenaufgang sollen viele grosse schwarze Kugeln mit grosser Geschwindigkeit herumgeflogen und wie im Streit gegeneinandergeprallt sein. Etliche seien feuerrot geworden, zerfielen und erloschen dann.
Weshalb wissen wir davon?
Die Geschehnisse dieser Sommertage wurden auf einem Flugblatt festgehalten, mit der Überschrift «Seltzame gestalt so in diesem M. D. LXVI. Jar/ gegen auffgang und nidergang/ unter dreyen malen am Himmel ist gesehen worden/ zů Basel auff den xxvii. und xxviii. Höwmonat und volgends auff den vii. Augsten» («Im Jahr 1566 ist gleich dreimal, am 27. und 28. des Heumonats, sowie am 7. August, gegen Sonnenauf- und -untergang, am Himmel zu Basel eine seltsame Gestalt gesehen worden»). Es wurde in unbekannter Auflage gedruckt und verkauft. Das Dokument enthält eine Zeichnung des Himmelspektakels mit den schwarzen Kugeln. Darunter sind eine Beschreibung der Vorkommnisse sowie eine längere christliche Mahnschrift abgedruckt, in der die Basler Erscheinungen als göttliche Warnzeichen ausgelegt werden, nachdem natürliche Ursachen verworfen worden waren.
Was war wirklich passiert?
Was sich im Sommer 1566 tatsächlich am Himmel von Basel abgespielt hat, ist bis heute ungeklärt. Fest steht, dass zu dieser Zeit unzählige solcher Flugblätter veröffentlicht wurden, die ähnliche Himmelserscheinungen beschrieben, zum Teil mit den gleichen Floskeln und sich stark ähnelnden Zeichnungen (siehe Bildstrecke). Auch die Grundstruktur war immer etwa ähnlich. Auf eine Beschreibung des Ereignisses folgte eine religiöse Ermahnung, sich gottesfürchtig zu verhalten. Die Himmelserscheinungen wurden darin jeweils als göttliche Vorzeichen interpretiert.
Die Flugblätter gelten als die ersten Massenmedien der Geschichte. Der im 15. Jahrhundert erfundene Buchdruck machte es möglich, die Blätter massenhaft und günstig zu produzieren. Aufgrund ihrer sensationslüsternen Berichterstattung, die unter leichtgläubigen Menschen mitunter auch Angst und Schrecken verbreiten konnte, werden sie auch als die Boulevardpresse ihrer Zeit bezeichnet.
Waren es UFOs?
Ufologinnen und Ufologen deuten die auf den Flugblättern geschilderten Ereignisse oft als Indizien für Besuche von Ausserirdischen auf der Erde. So wird das Basler Himmelsspektakel etwa als Kampf von UFOs gegeneinander interpretiert. Dass es sich um Wetter- oder andere natürliche Phänomene gehandelt haben könnte, schliessen Ufologinnen und Ufologen oft mit dem Argument aus, dass die Menschen damals durchaus über natürliche Phänomene Bescheid wussten.
Allerdings hinderte sie das nicht, natürliche Phänomene als unerklärliche göttliche Vorzeichen zu interpretieren, wenn es gerade passte. So zeigt das «Vädersolstavlan» (Nebensonnengemälde) von 1535 Nebensonnen und andere Halo-Erscheinungen, die in jenem Jahr über Stockholm auftraten. Obwohl diese natürlichen Phänomene, die durch Reflexion und Brechung des Sonnenlichts an Eiskristallen entstehen, damals schon wohlbekannt waren, wurde aus politischen Gründen das Gemälde angefertigt, herumgezeigt und die Halo-Erscheinung als Warnung Gottes verkauft. Es wurde damals also gern etwas herbeifabuliert, was so nicht stattgefunden hat.
Waren es Wetterphänomene?
Oft gibt es für die auf den effekthascherischen Flugblättern beschriebenen Phänomene meteorologische Erklärungen. So soll es sich etwa beim bekannten Nürnberger Himmelsspektakel von 1561 – wie bei jenem von Stockholm 1535 – um ein Halo-Ereignis gehandelt haben. Daneben waren es auch Sonnenfinsternisse, Mondfinsternisse, Polarlichter und Sternschnuppen, die in den Flugblättern zu «erschröcklichen» Erscheinungen wurden. Für manche Phänomene wurde dagegen noch keine naturwissenschaftliche Erklärung gefunden, und so bleiben die Ereignisse vom Sommer 1566 rätselhaft und offen für Interpretationen.