Orban zu Besuch bei Scholz in Berlin: Deutschland hat sich verändert
Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban, hier bei einem EU-Gipfel im April in Brüssel.
Der ungarische Regierungschef Viktor Orban hat sich befremdet über das Erscheinungsbild Deutschland geäußert und die Migrationspolitik der Ampel-Regierung scharf kritisiert. Deutschland sehe heute nicht mehr so aus wie vor zehn Jahren, sagte Orban am Freitag anlässlich seines Besuchs in Berlin dem staatlichen ungarischen Radiosender Kossuth.
„Es schmeckt nicht mehr wie früher, es riecht nicht mehr wie früher, dieses ganze Deutschland ist nicht mehr das Deutschland, das unsere Großeltern und Eltern uns als Beispiel genannt haben“, sagte der 61-Jährige.
Frühere Generationen hätten zu ihren Kindern gesagt: „Sohn, wenn du fleißige Leute sehen willst, dann geh' nach Deutschland, wenn du gut organisierte Arbeit in Deutschland sehen willst, wenn du Ordnung sehen willst, dann geh' dorthin, wo es Ordnung gibt“, so Orban. Nun sei Deutschland hingegen „eine bunte, veränderte multikulturelle Welt“, in der Migranten „nicht länger Gäste“ seien. Deutschland habe sich stark verändert, im Land sei nun „ein spezifisches kulturelles Milieu“ entstanden.
Im Gegensatz zu Deutschland habe er selbst 2015 die Entscheidung getroffen, in Ungarn keine Flüchtlinge willkommen zu heißen, sagte Orban mit Verweis auf die Flüchtlingskrise von 2015 und die Politik der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Es gebe Fehler in der Politik, die korrigiert werden könnten, sei es in der Außenpolitik oder in Wirtschaftsfragen. Wenn die Politik aber „in der Migrationspolitik scheitert, kann man es nicht mehr rückgängig machen“.
Neben Uefa-Präsident Ceferin und Kanzler Scholz schaute sich Orban auch das EM-Spiel zwischen Deutschland und Ungarn an.
Orban ist am Freitagnachmittag zu Gast bei Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in Berlin. Anlass des Treffens ist Ungarns turnusgemäße Übernahme des EU-Ratsvorsitzes am 1. Juli. Eine Begegnung mit der Presse ist allerdings nicht geplant. Zudem bezeichnete der Ungar die sich abzeichnende neue Führung der Europäischen Union unter der amtierenden Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen als Produkt einer „Koalition für Krieg und Migration“.