„Wir sind keine ‘Judenhasser’ und keine ‘Hamas-Freunde’“: Jetzt redet der Abiturjahrgang des Berliner Gymnasiums
Nach der Absage der feierlichen Zeugnisvergabe im Kino „Deplhi“ und zwei missglückten Kompromissvorschlägen haben sich die Abiturienten des Gymnasiums Tiergarten jetzt zum dritten Vorschlag positioniert.
Die „Menzel-Hand“ an der Altonaer Straße ist das Wahrzeichen des Gymnasiums Tiergarten, das 2012 aus Menzel- und Kleist-Gymnasium fusioniert wurde.
Die Entscheidung des Gymnasiums Tiergarten für eine Abiturfeier in großen Gruppen mit Eltern in der Aula wird von den Abiturienten akzeptiert. Dies belegt ein Statement der Jahrgangssprecher, das dem Tagesspiegel vorliegt. Die Sprecher kritisierten aber, dass sie abermals nicht in die Entscheidung einbezogen worden seien.
„Wir als Jahrgang freuen uns über die Lösung, sind jedoch sehr traurig darüber, dass wir nicht als ein Jahrgang und als eine Einheit unseren Abschluss feiern können“, heiß es in der Stellungnahme von Donnerstag. Das sei vor allem deshalb bedauerlich, „da wir als ehemaliger Corona-Jahrgang eine besondere Bindung zueinander haben“.
Uns wurde nur das Ergebnis mitgeteilt und somit hatten wir keine Chance mitzureden.
Aus dem Statement der Jahrgangssprecher
Kritisiert wird zudem, dass die Betroffenen übergangen worden seien. „Uns wurde nur das Ergebnis mitgeteilt und somit hatten wir als Schüler und Oberstufenvertreter, sowie als Abikomitee keine Chance mitzureden“, heißt es weiter im Statement: „Wir wurden nicht ernst genommen und waren zu keiner Zeit an Entscheidungen beteiligt.“
Anders als „in der Presse dargestellt“ seien sie auch „keine ‘Judenhasser’ und keine ‘Hamas-Freunde’, sondern „ein multi-kultureller Jahrgang mitten in Mitte“. Mehrere Schüler des Jahrgangs, „die aus Solidarität ein palästinensisches Tuch, ein Stück Kulturgut“ hätten tragen wollen, würden nun „diffamiert“.
Das Statement wurde von einem Mitglied des Abiturkomitees weitergeleitet mit dem Hinweis, dass es „von allen Jahrgangssprechern“ mitgetragen werde.
Die Schule hatte „Ausschreitungen“ befürchtet
Wie der Tagesspiegel mehrfach berichtete, hatte sich die Schulleitung gegen die ursprünglich geplante und traditionelle Feier im Charlottenburger Kino „Delphi“ entschieden. Sie hatte dem Jahrgang und den Eltern am 14. Juni zur Begründung mitgeteilt, dass sie aus „sicherer Quelle“ wisse, dass bei der für 5. Juli geplanten Feier „massive konfrontative politische Kundgebungen durch einen großen Teil des diesjährigen Abiturjahrgangs geplant sind“.
Der Schulleitung zufolge seien „Ausschreitungen“ nicht auszuschließen gewesen. Sie habe daher die Sicherheit der Veranstaltung nicht gewährleisten können. Dabei bezog sie sich auch auf „Rücksprache mit der Schulaufsicht“. Weiter hieß es am 14. Juni, die Jugendlichen könnten sich ihr Zeugnis Anfang Juli in der Schule abholen.
Nach Protesten wurde zunächst als Kompromiss vorgeschlagen, dass die Tutorinnen und Tutoren ihren Gruppen die Zeugnisse übergeben sollten – abermals ohne Eltern. Dann schaltete sich Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) ein und stellte in Aussicht, dass dies nicht das letzte Wort sei. In der Folge wurde dann am 25. Juni von der Schule mitgeteilt, dass die Eltern nun doch dabei sein dürften und die Verleihung in größeren Gruppen in der Aula stattfinden dürfe.