Wie wird es wohl, wenn es mal richtig Sommer ist?
Extremwetter
Wie wird es wohl, wenn es mal richtig Sommer ist?
Eine Frau wartet neben einem Oberleitungsbus in Sarajevo, nachdem der Verkehr wegen eines Stromausfalls in Bosnien zum Erliegen gekommen ist. Armin Durgut/AP/dpa
Nach sehr heißen Tagen fürchten die Menschen in Südosteuropa Orkane und Stromausfälle.
Angenehme Wetterwechselbäder sehen anders aus. Nach der drückenden Hitzewelle der vergangenen Tage werden in Südosteuropa in dieser Woche vermehrt orkanartige Stürmen und Starkregen erwartet. Tennisballgroße Eishagelkörner prasselten bereits am Wochenende in Nordbosnien vom Himmel und ließen Windschutzscheiben bersten und verwüsteten Obstplantagen.
Vermehrter Regen dürften den Balkanstaaten nach der Hitzewelle der letzten Tage zwar endlich Abkühlung, aber auch orkanartige Stürme bescheren: Die Erwartung eines weiteren sengenden Sommers geht in Südosteuropa mit der Furcht der dort lebenden Menschen vor vermehrten Unwettern, Waldbränden, Wassernöten und einem erneuten Energiekollaps einher.
Noch stehen die Hochsommermonate Juli und August erst bevor. Doch bereits im Juni ist das Thermometer von der Türkei bis Serbien in vielen Staaten der Region über die 40-Grad-Marke geklettert. Klimaforscher:innen machen den sich von Jahr zu Jahr vermehrenden Ausstoß von Treibhausgasen, Kriege sowie die Betonierung und Abholzung der Wälder in der Region für die immer heißeren Sommer verantwortlich.
Einen unfreiwilligen Vorgeschmack auf das befürchtete Hochsommerglühen haben die Urlaubsgäste und eigentlich hitzeerprobten Einheimischen ungewohnt früh bereits in den letzten Juni-Tagen erhalten. Heiße und sandgeschwängerte Saharawinde ließen nicht nur die Temperaturen, sondern auch die Feinstaubwerte in absurde Höhen klettern. Aber vom strahlend blauen Sommerhimmel über den Palmenwedeln keine Spur: Die drückend stickige Luft ging den Menschen an die Substanz, was auch die vermehrt bei Rettungsdiensten eingegangenen Notrufe zeigten.
Stillstand in vielen Ländern
Nicht nur die bange Frage, wie lange sich Sonnesuchende aus nördlichen Gefilden im Hochsommer ausgerechnet in völlig überfüllte Küstenregionen mit den unerträglichsten Temperaturen des Kontinents aufmachen werden, beschäftigt die stark vom Tourismus abhängigen Mittelmeeranrainer. Die immer heißeren Sommer bedrohen nicht nur den Fremdenverkehr und die Landwirtschaft, sondern auch die Energiesicherheit: Ein vermutlich durch die Hitze ausgelöster Kettenstromausfall in Albanien, Montenegro, Bosnien und Herzegowina und kroatischen Dalmatien legte in der vergangenen Woche den halben Balkan lahm, mancherorts nur für einige Stunden, in anderen Regionen dauerte es länger, bis die Stromversorgung wieder hergestellt war.
Ausgefallene Aufzüge, Ampeln, Computer, Klimaanlagen und Bankomaten sorgten am Freitag von Tirana über Sarajevo bis Split für stundenlanges Chaos. Ob eine ausgefallene Starkstromleitung im griechisch-albanischen Grenzgebiet, ein abgefackelter Strommast an der montenegrinisch-bosnischen Grenze, der sprunghaft angezogene Energieverbrauch durch die vermehrt genutzten Klimaanlagen oder verschiedene Faktoren für einen der größten Stromausfälle der vergangenen zwei Jahrzehnte verantwortlich waren, ist noch ungeklärt.
Klar ist, dass die Klimaveränderung in Form vermehrter Waldbrände, ausgetrockneter Stauseen, Stürme oder des stark erhöhten Stromverbrauchs auch der Energieversorgung grenzüberschreitend zunehmend zu schaffen macht. „Wenn Ihnen jetzt schon heiß ist, sollten Sie wissen, dass das nichts ist im Vergleich zu dem, was noch kommt“, titelte nach dem Blackout und der ersten Hitzewelle des noch langen Sommers düster das kroatische Portal „index.hr“.